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Sächsische.de - 02.03.2020

Es fährt wieder ein Zug nach Sebnitz

Von Dirk Schulze

Sebnitz.
Der Ersatzverkehr hat ein Ende. Seit Montag herrscht auch auf dem letzten Teilstück der Bahnstrecke Pirna - Neustadt - Sebnitz wieder Regelbetrieb.

Lang hat es gedauert, so mancher dürfte die Hoffnung zwischendrin schon aufgegeben haben. Erstmals seit Monaten ist am Montagmorgen wieder ein Zug aus Richtung Pirna kommend im Sebnitzer Bahnhof eingerollt. Der vor allem für Pendler belastende Schienenersatzverkehr mit Bussen hat damit ein Ende.
Bereits am 10. Februar konnte der Zugbetrieb zwischen Pirna und Neustadt wieder aufgenommen werden, mit der Weiterfahrt der Triebwagen bis nach Sebnitz wird die Bahnlinie RB71 nun wieder auf ihrer kompletten Länge bedient.
Im Oktober hatte die Mitteldeutsche Regiobahn den Betrieb auf den Strecken des Dieselnetzes im Dresdner Umlang übernommen, zu denen unter anderem auch die Verbindung von Heidenau durch das Müglitztal bis nach Altenberg gehört. Das vorherige Unternehmen, die Städtebahn Sachsen, hatte Insolvenz angemeldet.

Dresdner Neueste Nachrichten - 26. Feb. 2020

Feiert die Bahn hinterm Steinbruch Wieder-Auferstehung?

Von Uwe Menschner

Neukirch/Neustadt.
Im Verkehrssektor erscheinen bundesweit kaum für möglich gehaltene Entwicklungen plötzlich realistisch. Davon könnte auch die Hohwaldbahn profitieren.

Lange ist es her, dass Reisende aus dem Inneren eines Zuges heraus die Schönheit des Hohwaldgebietes zwischen Neukirch (Laus.) West und Neustadt genießen konnten. 2004 war es, als der Personenverkehr auf der auch als "Lausitz-Semmering-Bahn" bezeichneten Strecke eingestellt wurde. Seit 2008 betreibt die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH (DRE) wenigstens das Teilstück bis zum Steinbruch Oberottendorf als "öffentliche Eisenbahninfrastruktur", wie das in Berlin ansässige Unternehmen mitteilt. Der Steinbruch selbst wird demnach regelmäßig durch Güterzüge bedient.
Hinter dem Steinbruch ist aber endgültig Schluss. Und das nicht nur, weil niemand mehr die Strecke befahren will, sondern weil dies niemand mehr kann. Im Zuge des Baus der Ortsumgehungsstraße für die damalige Gemeinde Hohwald (heute Teil der Stadt Neustadt/Sachsen) erfolgte 2005 durch den Rückbau der dort vorhandenen Brücke eine Unterbrechung der Strecke auf einer Länge von circa 50 Metern. "Ein durchgehender Bahnverkehr ist seitdem nicht mehr möglich", erklärt der Geschäftsführer der DRE, Wolfgang Curth. Ein Umstand, mit dem sich das Unternehmen in seiner Eigenschaft als Streckenpächter nie abgefunden hat: "Über die Wiedererrichtung der Straßenbrücke ist es 2011 zum Streit zwischen der DRE und der Straßenbauverwaltung des Freistaates Sachsen gekommen", führt Curth weiter aus.
Die DRE will erreichen, dass der Freistaat Sachsen respektive das Landesamt für Straßen und Verkehr verpflichtet wird, die Brücke wieder aufzubauen, "um den Bahnbetrieb auch auf dem Südabschnitt zu ermöglichen." Dabei hat sie bereits zwei positive Gerichtsentscheidungen im Rücken: Sowohl das Verwaltungsgericht Dresden als auch das Oberverwaltungsgericht Bautzen entschieden in der jüngeren Vergangenheit im Sinne der DRE. Laut dem in der Fachzeitschrift "Rail Business" zitierten Urteilstext hatte das Verwaltungsgericht festgestellt, dass die zwischen dem Freistaat und der Deutschen Bahn AG geschlossene Kreuzungsvereinbarung auch nach der zwischenzeitlichen Einstellung des Bahnverkehrs und der Verpachtung an die DRE weiter gelte. "Es ist nun noch ein Revisionsverfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht (Bvg) anhängig. Informationen, wann mit einer Entscheidung gerechnet werden kann, liegen noch nicht vor", so der DRE-geschäftsführer.
Für Gerhard Curth hat der Fall nicht nur eine juristische, sondern eine politische Dimension. Denn es war kein Geringerer als der damalige Verkehrsminister Thomas Jurk (SPD), der 2005 in Bezug auf die Neustädter Brücke erklärte: "Sollte die Bahnstrecke wieder betrieben werden, dann besteht die Verpflichtung, das Bauwerk zu errichten."
Doch was passiert, wenn das BVWG tatsächlich im Sinne der DRE entscheidet? Könnte dann der Zugverkehr ad hoc wieder aufgenommen werden? "Ganz so schnell geht es nicht", sagt Georg Radke, der ebenfalls Geschäftsführer der DRE ist. "Zuvor wären gewisse Arbeiten an der Strecke erforderlich." Beispielsweise die Wiedererrichtung der Signalanlagen am Fuchsweg in Berthelsdorf, die im Zuge des Ausbaus als Zufahrt zum Gewerbegebiet abgebaut werden sollen. Zu diesem - Kostenpunkt 280.000 Euro - hatte sich die Stadt Neustadt für den "Fall der Fälle" verpflichten müssen. Laut einem damaligen Zeitungsbericht wurde dieser Hinweis im Stadtrat 2018 mit Gelächter quittiert. Womöglich vergeht den Damen und Herren das Lachen demnächst. Denn: Die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH verspürt generell Aufwind. "Einerseits beflügelt uns die Debatte um den Klimaschutz. Das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung sieht vor, dass die Attraktivität des Schienenpersonennahverkehrs und auch des Güterverkehrs in ganz Deutschland gesteigert wird. Andererseits profitieren wir von der Erkenntnis, dass die ländlichen Räume nicht noch weiter von den Zentren abgehängt werden dürfen", betont Gerhard Curth. Ursprünglich war die DRE, 1993 vom Bahnkundenverband gegründet, angetreten, um den damals bereits um sich greifenden Kahlschlag auf dem Schienennetz zu stoppen. Keineswegs ohne Erfolg: "Ohne uns sähe es um die Eisenbahninfrastruktur in den ländlichen Regionen Deutschlands noch wesentlich schlechter aus, als dies ohnehin der Fall ist", behauptet Gerhard Curth. Und er kann dies auch mit Zahlen belegen: Auf 32 Strecken mit einer Gesamtlänge von 736 Kilometern trägt DRE die Verantwortung für die Bahn-infrastruktur.

saechsische.de - 06.02.2020

Ab Montag rollen auf der Strecke von Pirna nach Neustadt endlich wieder Züge. Fahrgäste von und nach Sebnitz müssen sich dagegen noch gedulden.

Von Dirk Schulze

Sebnitz.
Die Zeit des Schienenersatzverkehrs hat ein Ende, zumindest auf dem ersten Teil der Linie RB 71 Pirna-Neustadt-Sebnitz: Beginnend ab dem 10. Februar wird zwischen Pirna und Neustadt der Zugverkehr wieder aufgenommen. Diesen schon länger angekündigten Termin bestätigt jetzt die Mitteldeutschen Regiobahn, die den Betrieb auf den früheren Strecken der Städtebahn Sachsen übernommen hat.
Für den Streckenabschnitt Neustadt-Sebnitz gilt das nicht. Hier müssen die Fahrgäste noch drei Wochen länger in den Bus steigen. Der Grund ist, dass mangels Ersatzteilen nach wie vor nicht alle Triebwagen einsatzfähig sind.
Ab dem 1. März sollen aber auch zwischen Sebnitz und Neustadt wieder Züge rollen. Man rechne fest damit, dass die Strecke ab diesem Termin wieder komplett bedient werden kann, erklärte ein Sprecher der Mitteldeutschen Regiobahn.
Mit Ausnahme von ein paar Wochen ist auf den Gleisen zwischen Sebnitz und Neustadt schon seit März 2018 kein Zug mehr gefahren. Zuerst fand die Städtebahn lange Zeit nicht genügend Lokführer, schließlich musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Pendler müssen stattdessen die Busse des Schienenersatzverkehrs nutzen.
Für die Zeit vom 10. Februar bis 1. März hat die Mitteldeutsche Regiobahn jetzt einen aktualisierten Fahrplan veröffentlicht. Die Ersatzbusse vom Bahnhof in Neustadt nach Sebnitz fahren demnach einige Minuten früher ab. Zum Umsteigen vom Zug in den Bus bleibe mit acht Minuten aber genügend Zeit, erklärt die Regiobahn. Die Fahrpläne hängen an den Haltestellen und in den Zügen aus.

saechsische.de - 16.08.2019

Städtebahn fährt wieder durchs Müglitztal

Am Montag, also zum Start des Schuljahres, nimmt die Städtebahn ihren Betrieb vorläufig wieder auf. Aber nicht auf allen Strecken.

Die Städtebahn Sachsen (SBS) startet nach der Betriebseinstellung schrittweise wieder ihren Zugverkehr. Zwischen Dresden und Kamenz (RB 34) sowie im Müglitztal (RB 72) fahren ab 19. August die Züge zu den gewohnten Zeiten. Das Teilt der Verkehrsverbund Oberelbe VVO mit. Zwischen Königsbrück und Dresden (RB 33) sowie zwischen Pirna und Sebnitz (RB 71) fahren jedoch weiterhin nur Ersatz-Busse.
Auch auf den beiden Linien, auf denen die Züge wieder fahren, setzt der VVO weiterhin Ersatz-Busse parallel ein. Über die mögliche Einstellung des Busverkehrs informiert der VVO im Verlauf der kommenden Woche, heißt es.
Die Städtebahn hatte am 25. Juli überraschend nachts den Betrieb auf ihren vier Strecken Dresden-Kamenz, Dresden-Königsbrück, Sebnitz-Pirna und durch das Müglitztal nach Altenberg eingestellt. Berufspendler und andere Fahrgäste standen morgens ratlos auf den Bahnhöfen. Rasch setzte der Verkehrsverbund Ersatzbusse ein, im Laufe des Tages normalisierte sich die Lage.
Der VVO kündigte wenige Tage später den Vertrag mit der Städtebahn Sachsen GmbH. Damit machte der Verbund von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch. Vier Tage nach dem Stopp ihrer Züge hatte die Städtebahn Sachsen GmbH dann am 29. Juli mitgeteilt, dass sie Insolvenzantrag gestellt hat. (SZ)

t-online.de - 30.08.2019

Städtebahn Sachsen nimmt Betrieb auf weiterer Strecke auf

Dresden.
Die insolvente Städtebahn Sachsen will von Montag an den Betrieb auf einer weiteren Strecke aufnehmen. Die Züge sollen von Dresden-Neustadt bis nach Ottendorf-Okrilla nach Fahrplan im Stundentakt rollen, wie der vorläufige Insolvenzverwalter Stephan Laubereau am Freitag mitteilte. Von Ottendorf-Okrilla sollen Ersatzbusse bis nach Königsbrück verkehren. In Richtung Dresden fahren bereits wieder zwei Züge ab Königsbrück. Die gesamte Strecke könne derzeit noch nicht bedient werden, da die Fahrzeugflotte noch nicht wieder vollständig zur Verfügung stünde, hieß es. Ab der nächsten Woche stehen der Städtebahn elf Fahrzeuge zur Verfügung.
"Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass die Züge bald auf allen Strecken wieder rollen", erklärte Stephan Laubereau. Seit dem 19. August verkehren wieder Züge auf den Strecken von Dresden nach Kamenz und von Heidenau nach Altenberg.
Die Städtebahn hatte Ende Juli überraschend den Betrieb eingestellt und Insolvenz angemeldet, nachdem der VVO den Betreibervertrag gekündigt hatte. Als Grund für die Einstellung des Zugverkehrs hatte die Städtebahn Schäden an Zügen genannt und dafür die DB Netz AG verantwortlich gemacht. Diese habe die Trassen nicht von Vegetation frei gehalten. Die Bahn hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.
(Anmerkung der Redaktion: Diese Nachricht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ist Teil eines automatisierten Angebots, das auf unserer Webseite ausgespielt wird. Weder der Inhalt noch die Rechtschreibung wurden durch die t-online.de-Redaktion geprüft. Die dpa arbeitet aber streng nach journalistischen Standards.)

Städtebahn fährt wieder durchs Müglitztal

Am Montag, also zum Start des Schuljahres, nimmt die Städtebahn ihren Betrieb vorläufig wieder auf. Aber nicht auf allen Strecken.

Die Städtebahn Sachsen (SBS) startet nach der Betriebseinstellung schrittweise wieder ihren Zugverkehr. Zwischen Dresden und Kamenz (RB 34) sowie im Müglitztal (RB 72) fahren ab 19. August die Züge zu den gewohnten Zeiten. Das Teilt der Verkehrsverbund Oberelbe VVO mit. Zwischen Königsbrück und Dresden (RB 33) sowie zwischen Pirna und Sebnitz (RB 71) fahren jedoch weiterhin nur Ersatz-Busse.
Auch auf den beiden Linien, auf denen die Züge wieder fahren, setzt der VVO weiterhin Ersatz-Busse parallel ein. Über die mögliche Einstellung des Busverkehrs informiert der VVO im Verlauf der kommenden Woche, heißt es.
Die Städtebahn hatte am 25. Juli überraschend nachts den Betrieb auf ihren vier Strecken Dresden-Kamenz, Dresden-Königsbrück, Sebnitz-Pirna und durch das Müglitztal nach Altenberg eingestellt. Berufspendler und andere Fahrgäste standen morgens ratlos auf den Bahnhöfen. Rasch setzte der Verkehrsverbund Ersatzbusse ein, im Laufe des Tages normalisierte sich die Lage.
Der VVO kündigte wenige Tage später den Vertrag mit der Städtebahn Sachsen GmbH. Damit machte der Verbund von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch. Vier Tage nach dem Stopp ihrer Züge hatte die Städtebahn Sachsen GmbH dann am 29. Juli mitgeteilt, dass sie Insolvenzantrag gestellt hat. (SZ)

www.saechsische.de - 12.08.2019

Auf dem Abstellgleis

Der Stillstand der Städtebahn Sachsen ist einmalig in Deutschland. Wie konnte es dazu kommen? Eine Spurensuche von Rügen bis Bayern.
Von Ulrich Wolf

Der Mittvierzigerin steht die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Da war sie zwei Tage unterwegs in der Lausitz mit ihrer Tochter und deren Freundin, und nun steht sie am Kamenzer Bahnhof mit den Teenies und den bepackten Rädern und hofft. Sie hofft, dass der Bus um 11.03 Uhr nach Dresden sie mitnimmt. Schienenersatzverkehr.
Seit zweieinhalb Wochen ist es damit vorbei. Die Städtebahn ist insolvent, zwölf ihrer 16 Züge stehen aneinandergereiht auf dem Güterbahnhof in Dresden-Friedrichstadt. Von der Pleite der Städtebahn hat die Mutter aus Dresden nichts gewusst. Sie zeigt eine Online-Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn vom 4. August. Dort ist tatsächlich noch eine Zugverbindung eingetragen.
Dass die Städtebahn von Knall auf Fall in der Nacht des 25. Julis ihren Betrieb einstellte, das – so schreibt der Branchenreport Rail Business – suche bisher seinesgleichen im deutschen Schienenpersonennahverkehr. Der Ex-Chef des Unternehmens, der 48-jährige Torsten Sewerin, lässt nach Rücksprache mit seinem Anwalt „aus Sicherheitsgründen“ sofort die Schlösser der Betriebsstätten austauschen und eine Rufumleitung auf den VVO einrichten („Das war nicht so gedacht. Das ist dumm gelaufen.“). Die Betriebsbücher der Dieselzüge deponiert er in einem Safe am Firmensitz im unterfränkischen Niedernberg. „Das schreibt das Eisenbahnrecht so vor“, sagt er.
Seine rund 90 Angestellten sind fassungslos. „Dass so etwas in Deutschland möglich ist, das habe ich bislang nicht für möglich gehalten“, sollte ein Städtebahn-Mitarbeiter Tage später in der Raucherpause einer Betriebsversammlung sagen.

Wettbewerb auf der Schiene war willkommen

Sewerin glaubt an eine bewusst herbeigeführte Pleite, an ein „abgekartetes Spiel“ zwischen VVO und seinem Zugvermieter Alpha Trains. Diesen Vorwurf weisen die Angegriffenen vehement zurück. Vielmehr sei die Städtebahn „wesentlichen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachgekommen“, heißt es. Deshalb habe man sowohl den Leasingvertrag für die Züge wie auch den Verkehrsvertrag für den Betrieb des Dieselnetzes kündigen müssen.
Der Frau aus Dresden ist die Schuldfrage ziemlich egal. Sie hat andere Sorgen. Die Tochter schmollt und hört übers Smartphone nur noch Spotify. Ihre Freundin sitzt mit angezogenen Knien auf der Wartebank. Der Bus kommt. Ein Gelenkbus, dreiachsig. 25 Fahrgäste warten, meist Senioren und junge Leute. Der Fahrer ist freundlich, sagt, die Räder seien kein Problem und verweist auf die freie Fläche am mittleren Eingang. Nur beim Bezahlen wird‘s schwierig: ein Erwachsenenticket für zwei Zonen (da Monatsticket für Zone Dresden vorhanden), zwei Kindertickets für drei Zonen und drei Fahrradtickets. „Das kriege ich nicht hin“, gibt der Fahrer von der Regiobus Oberlausitz GmbH unumwunden zu. „Ich bin aus Zittau, wir sind nur eingesprungen. Zahlen Sie doch im Zug ab Radeberg.“
(Foto: Auf seinem Facebook-Profil zeigt der in Namibia gemeldete Städtebahnchef seine Tierliebe ganz besonders gern. © Screenshot: SZ)
Der Wettbewerb auf der Schiene, er war willkommen in Sachsen. So urteilten die kommunalen VVO-Eigentümer 2012: „Wir freuen uns, dass sich im Vergabewettbewerb die Städtebahn als Mittelständler durchsetzen konnte. Doch der Neuling kam über eine längere Zeit nie so richtig in Fahrt: Wetterkapriolen, kaputte Technik, fehlendes Personal, Gleisarbeiten, Kollisionen mit umgestürzten Bäumen. Hinzu kamen interne Probleme.
Schon 2013/14 kriegten sich die Wegbereiter der Städtebahn rund um die Firmengruppe der Nordbayerischen Eisenbahn (NBE) in die Wolle. Sewerin erzählt, er sei damals wegen eines Burn-outs monatelang ausgefallen. In dieser Zeit habe sein Ex-Kompagnon „sich mit Millionen ein eigenes Firmenreich gezimmert“.
Sein Kumpel von einst, der – wie Sewerin auch – in Saßnitz auf Rügen aufgewachsen ist, sieht die Sache anders. „Damals waren die NBE-Zahlen so schlecht, dass Sewerin aufhören wollte. Wir hatten aber um die 100 Mitarbeiter. Also habe ich weitergemacht.“ Sewerin hingegen habe nur noch sich gesehen „und Geld rausgezogen“.
„Alles Quatsch“, kontert Sewerin. Er finanziere seinen Lebensunterhalt aus den eigenen Firmen wie jeder andere geschäftsführende Gesellschafter auch. Er sagt, er habe allein auf Rügen zehn Häuser, vermiete Sportboote und sei im Pferdesport aktiv. Seine Pferde werben für die Städtebahn, sie tragen Namen wie Städtebahns Cornwell, Städtebahns Longines oder Städtebahn Candice Queen. Zudem ist die Städtebahn Sponsor für „Deutschlands besten Nachwuchsreiter“. Seine Frau, sagt Sewerin, stamme aus Namibia, deshalb wohne er seit 2016 in Windhoek.
„All das ist nichs Unrechtes“, sagt der Mann, der bei der Prignitzer Eisenbahn Lokführer lernte und sich nach der Wende als Berater für Eisenbahnen selbstständig machte. „Die Planung für den ersten Interconnex-Zug zwischen Gera und Rostock stammt aus meiner Feder“, sagt Sewerin. 2001 habe er in Bayern die Zulassung für die NBE erhalten und später dann mit einem anderen privaten Bahnbetreiber das Gemeinschaftsunternehmen Städtebahn gegründet. Weggefährten hegen an Sewerins‘ Kompetenz keine Zweifel. „Über das Eisenbahngeschäft in Deutschland weiß der alles“, sagt ein Bahnmanager. In Verhandlungen aber falle es ihm schwer, Kompromisse zu finden. „Es geht dann immer nur um Herrn Sewerin.“

Vergleich mit einer Hausverwaltung

Der Schienenersatzverkehr erreicht den Bahnhof Pulsnitz. Ein weiteres Fahrrad muss mit, der mittlere Ein- und Ausstieg des Busses ist damit blockiert. Der ein oder andere Fahrgast reagiert unwirsch.
Sewerin kann kaum noch an sich halten, wenn es um das Thema Vegetationsmanagement geht. Allein kurz vor oder nach dem Bahnhof Pulsnitz sind seine Züge zwischen 2011 und 2018 fünfmal mit umgestürzten Bäumen kollidiert. Am Silvestertag 2015 entgleiste gar ein Zug, der Schaden belief sich laut Städtebahn auf 580 000 Euro. Insgesamt habe es bis Ende 2018 fast 40 Kollisionen mit Bäumen gegeben. Zudem ragten Äste ins Gleis, zerkratzten den Lack an den geleasten Zügen. Sewerin sagt, die Versicherung ersetze zwar weitgehend die Schäden; dennoch sei der Städtebahn Liquidität „in erheblichem Maß“ entzogen worden, rund 1,6 Millionen Euro. So sei der Selbstbehalt pro Zug von 10.000 auf 25.000 Euro gestiegen, die Versicherungsprämien seien „brutalst erhöht“ worden.
Für die Vegetation an Bahnstrecken ist die Deutsche-Bahn-Tochter DB-Netz AG zuständig. Seit Jahren fordern Gewerkschaften und Verbände, Bäume, die höher sind als ihr Abstand zum Gleis, sollten untersucht und notfalls gefällt werden. Wie in der Schweiz. In Deutschland aber gab es allein 2017 mehr als 3.600 Streckensperrungen wegen umgestürzter Bäume. Der Bahnexperte Hans Leister vergleicht das Verhalten der DB-Netz mit einer Hausverwaltung, „die defekte Dachziegel nicht auswechselt, sondern lieber alle zehn Jahre das Dach neu decken lässt“. Denn nur für das neue Dach gebe es Fördermittel, nicht jedoch für dessen Instandhaltung.
Auch der VVO räumt ein, dass der Städtebahn Zugausfälle aufgrund einer mangelhaften Vegetationspflege nicht anzukreiden sind. „Das ist ein bundesweit diskutiertes Thema“, heißt es. Erst im Februar habe der VVO die DB-Netz mit 135.000 Euro unterstützt für ein neues Vegetationskonzept. Insgesamt überwies der Verkehrsverbund über die Konten der Städtebahn dem DB-Konzern seit 2011 jährlich fast 20 Millionen Euro für die Nutzung und Pflege der Trassen sowie der Bahnhöfe. Mit etwas mehr als einer Million Euro unterstütze der VVO allerdings auch die Modernisierung der Städtebahn-IT und die Innenausstattung ihrer Züge.
(Foto: Torsten Sewerin (li.) mit dem Chef der Gewerkschaft der Lokführer, Klaus Weselsky, beim Tarifabschluss 2018. © SBS)
Schrieb die Städtebahn 2015 und 2016 noch schwarze Zahlen, war es damit 2017 vorbei. Sewerin führt dafür außer der mangelhaften Vegetationspflege zwei weitere Gründe an: deutlich höhere Personalkosten und „exorbitant gestiegene Preise“ für die Hauptuntersuchungen sowie für die Ersatzteile der Züge. Monatelang fehlten ihm Lokführer in ausreichender Zahl. Er war gezwungen, höhere Löhne auszuhandeln. In Summe musste die Städtebahn „wegen schlechter oder nicht erbrachter Leistungen“ pro Jahr rund 600 000 Euro ihrer Zuschüsse zurückzahlen, teilt der VVO mit. Sewerin selbst beziffert die Höhe der Strafen allein für das Jahr 2018 auf 1,3 Millionen Euro. Hinzu kämen die Kosten für den Schienenersatzverkehr. „Ende 2017 habe ich ca. 1,75 Millionen Euro nachfinanziert, um die Städtebahn am Laufen zu halten.“
Der Gelenkbus kommt in Radeberg an. Fünf Minuten bleiben dem Radfahrerinnen-Trio, um den Trilex-Zug nach Dresden zu erreichen. Sie schaffen es. Die Schaffnerin tippt exakt fünf Minuten und 17 Sekunden auf ihrem Minicomputer herum, um den Preis anzugeben. „12,20 Euro“, sagt sie dann. Sie hat einfach nur die Strecke Radeberg–Dresden berechnet, obwohl die Mutter aus Dresden eindeutig Kamenz als Startort genannt hatte. „Das ist Städtebahn-Terrain, das ist ein anderes Unternehmen, das geht uns nichts an.“
Spätestens Ende 2018 hat der VVO um die Finanzprobleme der Städtebahn gewusst. Am 23. November informiert Sewerin den Verkehrsverbund. Es sei ersichtlich, „dass mit dem ausgewiesenen Verlust 2017 die Eigenkapitalquote aufgebraucht ist und das Unternehmen eine Unterdeckung aufweist“. Er will über höhere Zuschüsse verhandeln. Doch VVO-Chef Burkhard Ehlen zeigt ihm die kalte Schulter. „Vergaberechtlich ist es uns nicht möglich, im Nachhinein den vereinbarten Zuschuss zu ändern“, schreibt er im Februar dieses Jahres. Sein Pressesprecher ergänzt: „Hätten wir dem nachgegeben, dann könnte ja künftig jeder Bieter nach der Vergabe einen neuen Preis aushandeln.“

Bürgschaft der Commerzbank

Noch im Mai verlegt Sewerin den Sitz der Städtebahn von Dresden nach Niedernberg. „Die Buchhaltung ist ohnehin dort“, begründet er den Schritt. Er streicht seinen Prokuristen die Unterschriftenvollmachten. Und er ist bis heute überzeugt: „Der VVO kann die Mehrkosten für die Städtebahn politisch nicht durchsetzen.“ Deshalb habe man gemeinsam mit dem Zugvermieter Alpha Train versucht, die Städtebahn loszuwerden.
Am 17. Juli kündigt die Firma Alpha Train, die drei internationalen Finanzinvestoren gehört, darunter dem größten kanadischen Pensionsfonds, der Städtebahn die Leasingverträge. Angeblich, weil sie mit drei Raten in Höhe von je 300.000 Euro in Verzug sei. Nach SZ-Informationen zieht der Zugvermieter nun eine Bürgschaft der Commerzbank von 1,75 Millionen Euro. Severins Anwalt sagt, es seien nur zwei Raten gewesen, und es habe niemals eine Mahnung gegeben. Man werde vor Gericht ziehen und hohen Schadenersatz fordern.
Eine Woche später stellt die Städtebahn ihren Betrieb ein, beantragt Insolvenz. Vermieter Alpha Train beteuert, seine Züge blieben bis zum Neustart in Sachsen. Das Wirtschaftsministerium organisiert einen Sonderfonds, der VVO sucht einen neuen Betreiber für das Dieselnetz. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer von der CDU fragt sich, ob im Fall der Städtebahn „alles rechtlich sauber gelaufen ist“. Er sei gespannt, was der Insolvenzverwalter ans Licht bringen werde. Der wiederum hat derweil den Beschäftigten das dreimonatige Insolvenzgeld gesichert und betont, Sewerin dürfe die Geschäftsräume der Städtebahn Sachsen nicht mehr betreten. Ob eine strafbare Insolvenzverschleppung vorliege, müsse er noch prüfen.
Nach einer Stunde und acht Minuten erreicht das Radler-Trio aus Dresden den Bahnhof Neustadt. Mit einem mittelständischen privaten Bahnunternehmen wollten sie starten auf einer Strecke, die dem DB-Konzern gehört. Stattdessen begann ihre Reise mit einem Busunternehmen, das im Eigentum der zehntreichsten Familie Deutschlands steht. In Radeberg setzten sie ihre Fahrt fort mit einem Zug der Marke Trilex, hinter der sich die italienische Staatsbahn verbirgt. So sieht Globalisierung aus. „Ach“, sagt die Mittvierzigerin, „das will ich alles gar nicht so genau wissen. Hauptsache, es rollt wieder.“

Dresdener Neueste Nachrichten, 28.07.2019

Nach Städtebahn-Stillstand: VVO kündigt Vertrag

Der Verkehrsverbund Oberelbe zieht seine Konsequenzen aus dem Stillstand der Städtebahn Sachsen. Nach 72 Stunden ohne Zugbetrieb hat der VVO nun den Vertrag mit dem Unternehmen gekündigt.

Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hat nach dem Stillstand der Städtebahn Sachsen die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen beendet. Wie Pressesprecher Christian Schlemper am Sonntag mitgeteilt hat, habe man nach 72 Stunden ohne Zugbetrieb das Sonderkündigungsrecht wahrgenommen und den Vertrag gekündigt.
Seit den frühen Morgenstunden des 25. Juli hatte der Betrieb auf den Strecken zwischen Dresden, Kamenz und Königsbrück, durch das Müglitztal nach Altenberg sowie zwischen Pirna und Sebnitz still gestanden. Der VVO nimmt nun Kontakt mit geeigneten Eisenbahn-Unternehmen auf, damit nach einer Notvergabe schnellstmöglich der Zugverkehr auf den genannten Strecken wieder aufgenommen werden kann.
Derzeit übernehmen Busse den Ersatzverkehr. Informationen zu den Fahrplänen finden Interessierte unter www.vvo-online.de. Zudem ist die Infohotline des VVO unter der Nummer 0351/852 65 55 täglich bis 19 Uhr erreichbar.

tag 24.de - Dresden 28.07.2019

11:35 - Vertrag gekündigt! VVO schmeißt Städtebahn Sachsen raus

Nach dem Einstellen des Betriebs ohne Vorankündigung macht die VVO jetzt kurzen Prozess mit der Städtebahn.
Von Juliane Morgenroth

Dresden – Nachdem die Städtebahn Sachsen ohne Vorwarnung ihren kompletten Betrieb eingestellt hat, reagiert der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO): Als Auftraggeber der Städtebahn schmeißt der VVO diese raus, kündigte den Verkehrsvertrag. Geplant ist nun eine Notvergabe an einen neuen Anbieter.
Am Büro der Städtebahn Sachsen im Dresdner World Trade Center fand sich nur dieser Zettel:
" Der Betrieb der Städtebahn Sachsen GmbH ist vorübergehend eingestellt. Bitte Ihre Fragen an den VVO richten! "

Betroffen sind die Strecken Dresden – Königsbrück, Dresden – Kamenz, Pirna – Neustadt – Sebnitz und Dresden – Heidenau – Altenberg.
Derzeit fahren dort Busse – der VVO hatte den Ersatzverkehr eilig am Donnerstag eingerichtet. Der Verkehrsvertrag zwischen VVO und Städtebahn sehe ein Sonderkündigungsrecht nach 72 Stunden ohne Zugbetrieb vor, teilte VVO-Sprecher Christian Schlemper am Sonntag mit.
Der VVO kündigte an, jetzt schnell Kontakt mit Bahn-Unternehmen aufzunehmen, um per Notvergabe die Züge schnell wieder rollen zu lassen.
Der plötzliche Betriebsstopp hatte zu einer Schlammschlacht zwischen Städtebahn und VVO geführt. Die Städtebahn führt als Grund für das plötzliche Aus an, dass ihr der Leasinggeber wegen eines Streits über die Schäden an den Waggons die gemieteten Züge gekündigt habe.
Grund für die Schäden sei mangelnde Pflege der Trassen durch die Deutsche Bahn. Über die Situation sei der VVO auch informiert gewesen.
Die Städtebahn wirft dem VVO vor, er würde eine nicht existente Insolvenz herbeireden.
Ein Wagen der Müglitztalbahn der Städtebahn Sachsen GmbH steht auf dem Bahnhof im Kurort Altenberg.
Die Städtebahn wirft dem VVO zudem vor, dass er eine Insolvenz der Städtebahn herbeirede. Der VVO wies die Vorwürfe zurück.
- Aktuell fahren auf der Strecke Dresden – Königsbrück die Busse im Stundentakt zwischen Königsbrück und Dresden – Klotzsche. Dort haben die Fahrgäste Anschluss an die S-Bahn S 2 zum Hauptbahnhof.
- Auf der Bahnlinie Kamenz – Dresden rollen die Busse stündlich zwischen der Lessingstadt und Radeberg. Dort besteht Anschluss von und nach Dresden. Als Ersatz für die Züge der Städtebahn halten die Express-Züge des trilex zusätzlich in Langebrück und Dresden-Industriegelände.
Zudem wird montags bis freitags mehrmals täglich ein zusätzlicher Express-Bus eingesetzt, der ab Kamenz mit Halt in Bischheim-Gersdorf, Pulsnitz sowie Pulsnitz-Süd über die Autobahn direkt bis Dresden-Neustadt fährt.
- Auf der RB 71 (Sebnitz – Pirna) fahren die Busse im Stundentakt. In Pirna gibt es Anschluss an die S-Bahn S 2 von und nach Dresden. - Der Fahrplan für die Müglitztalbahn (RB 72) sieht ebenfalls stündliche Angebote vor.Hier laufen die Planungen für den Fahrplan ab Dienstag noch, so dass vorerst nur Abfahrtszeiten für Montag verfügbar sind, so der VVO.

MDR Sachsen, 25.07.2019 - 07:47 Uhr Sächsische Städtebahn hat Bahnbetrieb komplett eingestellt

Sächsische Städtebahn hat Bahnbetrieb komplett eingestellt

Bahnreisende, die auf die Sächsische Städtebahn angewiesen sind, kommen derzeit nicht ans Ziel. Wie die Städtebahn mitteilte, wurde der Eisenbahnbetrieb aus finanziellen Gründen auf allen Strecken komplett einstellt. Betroffen sind die Linien Dresden - Königsbrück, Dresden - Kamenz, Pirna - Neustadt - Sebnitz und Dresden - Heidenau - Altenberg.
Finanzielle Probleme.
In einer schriftlichen Mitteilung von der Nacht zu Donnerstag erklärte die Sächsische Städtebahn, weshalb man den gesamten operativen Betrieb in der Nachtpause eingestellt hat. So seien die von der DB Netz AG zur Verfügung gestellten Bahntrassen in einem schlechten Pflegezustand. Massive Vegetationsschäden hätten in den vergangenen Jahren häufig zu Zugkollisionen und Schäden im Millionenbereich geführt. "Es sind dem Unternehmen seit 2014 hierdurch Schäden in einem siebenstelligen Euro-Bereich entstanden, die in langwierigen und teuren Gerichtsprozessen verfolgt werden müssen und insoweit die Liquidität der Städtebahn Sachsen GmbH als mittelständisches Eisenbahnunternehmen massiv belastet haben", heißt es in der Mitteilung. Ob und wann der Verkehrsbetrieb wieder aufgenommen wird, ist unklar.
VVO will Busse einsetzen.
"Der Verkehrsverbund Oberelbe ist genauso überrascht wie die Fahrgäste über die plötzliche Betriebseinstellung der Städtebahn Sachsen", sagt VVO-Sprecher Christian Schlemper am Donnerstagmorgen MDR SACHSEN. Man arbeite mit Hochdruck an Ersatzkonzepten, um den Fahrgästen so schnell wie möglich eine Alternative wenigstens mit Bussen anbieten zu können, so der VVO-Sprecher. "Unser oberstes Ziel ist es, einen stabilen Verkehr auf den Strecken rund um Dresden zu haben." Unterdessen rotieren die Mitarbeiter an der VVO-Infohotline, um den steckengebliebenen Reisenden weiterzuhelfen.
Unternehmen sorgte wiederholt für Schlagzeilen
In der Vergangenheit hatte die Städtebahn unter anderem für Schlagzeilen gesorgt, weil Züge wegen fehlenden Personals ausfielen. Im Juni verkündete das kleine Bahnunternehmen, der Personalmangel sei seit Frühling abgestellt.
Vorigen Herbst hatte die Städtebahn einen Flächentarifvertrag mit der Gewerkschaft der Lokomotivführer abgeschlossen und wollte damit unter anderem als Arbeitgeber attraktiver werden.
Die Städtebahn Sachsen betreibt nach eigenen Angaben 15 Desiro-Dieseltriebwagen und beschäftigt 85 Mitarbeiter.

SZ-Online, 19.11.2018

Nationalparkbahn fährt wieder

Die Streckensperrung ist beendet. Fahrgäste können zwischen Sebnitz und Bad Schandau wieder mit der Nationalparkbahn fahren.

Sebnitz/ Bad Schandau.
Ab Montag können Fahrgäste zwischen Sebnitz und Bad Schandau wieder die Züge der Nationalparkbahn nutzen, statt wie in den vergangenen Wochen den Schienenersatzverkehr. Das lässt sich aus der Verbindungsauskunft der Deutschen Bahn ablesen. Die Streckensperrung ist damit plangemäß am 18. November beendet.
Seit dem 11. September hatte die Bahn entlang der Strecke durch das Sebnitztal verschiedene Instandhaltungsarbeiten erledigen lassen. Während der Bauzeit fuhren nur Busse. Unter anderem haben Fachleute mehrere Brücken in Hainersdorf, Ulbersdorf, Porschdorf und Sebnitz überprüft und auf Vordermann gebracht. Des Weiteren wurden fünf Tunnelportale instandgesetzt, ein Durchlass saniert, die Gleise in mehreren Abschnitten überholt und eine Weiche in Rathmannsdorf erneuert.
Rund um die Eisenbahnbrücke Hohnsteiner Straße in Hainersdorf galt es, die Dammbereiche zu verbreitern. Entlang der gesamten Strecke wurden außerdem Bäume und Sträucher zurückgeschnitten. Die Stadt Sebnitz nutzte die Zeit der Streckensperrung, um eine Straßenbrücke an der Heiligen Leite umfassend zu sanieren. Allein in die Sanierung dieses Bauwerks floss über eine halbe Million Euro.(SZ/dis)

SZ-Online, 16.11.2018

Muss unbedingt ein Zug fahren?

Einiges spricht dafür, die Strecke Neustadt – Sebnitz wegen des monatelangen Zugausfalls einzustellen.
Von Nancy Riegel

Der Stillstand auf der Schiene zwischen Sebnitz und Neustadt wird zum Dauerzustand. Erst im März 2019 will die Städtebahn wieder auf der Strecke fahren. „Bis dahin ist die Zugstrecke zugewachsen“, schreibt ein Nutzer auf der Facebookseite von SZ Sebnitz. Viele glauben, mit dem monatelangen Schienenersatzverkehr ist das Ende dieses Streckenabschnittes besiegelt. Und tatsächlich sprechen einige Fakten dafür. Natürlich gibt es aber auch gute Gründe, den RB 71 in Zukunft wieder fahren zu lassen. Eine Abwägung.
Negativ: Nur wenige fahren mit dem Zug.
Das stichhaltigste Argument, das gegen den Bahnverkehr zwischen Neustadt und Sebnitz spricht, sind die Fahrgastzahlen. Christian Schlemper, Sprecher beim Verkehrsverbund Oberelbe (VVO), erklärt, dass alle Ein- und Ausstiege von dern Lichtschranken an den Türen genau erfasst werden. Unter der Woche sind laut Statistik 170 Fahrgäste täglich, am Wochenende etwa halb so viele zwischen Neustadt und Sebnitz mit dem Zug gefahren – als die Städtebahn noch Züge einsetzte. Das war vor Mai dieses Jahres. Macht durchschnittlich zwischen fünf und sieben Fahrgäste pro Zug. „Ich bin selbst überrascht, wie wenige es sind“, sagt Schlemper. Die meisten, die in Pirna in den Zug steigen, steigen spätestens in Neustadt aus. Nur wenige fahren bis Sebnitz. Der Grund ist einfach: Mit der S-Bahn und der Nationalparkbahn kommt man von Pirna aus schneller nach Sebnitz als über Neustadt.
Positiv: Finanzierung der Strecke ist gesichert.
Nichtsdestotrotz ist der Zugverkehr zwischen Pirna und Sebnitz zumindest auf dem Papier gesichert – der entscheidende Faktor pro Bahnstrecke. Im Jahr 2016, als der Abschnitt eingedampft werden sollte, kündigte der Bund an, die Regionalisierungsmittel für den Freistaat Sachsen aufstocken. Der VVO war somit nicht mehr gezwungen, die schwache Verbindung zu streichen. Bis zum Jahr 2031 steht die Finanzierung.
Negativ: Zukunft der Städtebahn ist ungewiss.
Finanziell weniger rosig sieht es für die Städtebahn Sachsen (SBS) aus. Da sie den vorgeschriebenen Zugverkehr wegen Lokführermangels nicht gewährleisten kann, erhält das Unternehmen weniger Zuschüsse vom Verkehrsverbund. Trotzdem muss es die vollen Infrastrukturkosten tragen. Für jeden Schienenkilometer – gefahren oder nicht – müssen 6,43 Euro an DB Netz gezahlt werden, quasi als Miete für die Schienen. Hinzu kommen Kosten für die Haltestellen und den Schienenersatzverkehr. Insgesamt ist der Städtebahn laut VVO so bisher die stolze Summe von 900 000 Euro abhanden gekommen. Bis März wird daraus sicherlich eine siebenstellige Zahl werden.
Sollte die Städtebahn insolvent gehen, muss der VVO die vier Bahnstrecken Pirna – Sebnitz, Heidenau – Altenberg, Dresden – Kamenz und Dresden – Königsbrück notausschreiben, das heißt schnellstmöglich an ein anderes Bahnunternehmen vergeben. Es ist möglich, dass beispielsweise DB Regio mehr Geld für den Betrieb der Strecken verlangen würde als die SBS. Da der VVO aber gezwungen wäre, einem Bahnunternehmen den Zuschlag zu geben – wie gesagt, der Schienenverkehr muss bis 2031 abgedeckt werden – müsste an anderer Stelle gespart werden, also würden andere Zug- oder Buslinien wegfallen.
Rappelt sich die Städtebahn wieder auf, läuft ihr Vertrag mit dem VVO im Jahr 2024 aus. Dann werden die vier Strecken planmäßig neu ausgeschrieben.
Negativ: Busse sind deutlich günstiger als Züge.
Bleiben wir beim Thema Kosten. Würde der Verkehrsverbund Oberelbe zwischen Neustadt und Sebnitz nur noch Busse statt Züge fahren lassen, würde das einiges an Steuermitteln sparen. Eine genaue Summe kann Schlemper zwar nicht nennen, aber er bringt zum Vergleich die Strecke Meißen über Nossen nach Döbeln an. Die Regionalbahnstrecke wurde 2015 durch Busse ersetzt. Die Busse fahren häufiger und decken mehr Fläche ab, kommen auch in abgelegene Dörfer. Trotzdem muss der VVO nur halb so viel Zuschüsse zahlen (siehe Beitrag unten). „Im Zug gibt es immer mindestens einen Fahrer und einen Zugbegleiter, im Bus nur den Busfahrer. Also sind auch die Personalkosten geringer“, so Schlemper. Und das bereits erwähnte Streckengeld an DB Netz entfällt auch.
Positiv: Für Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen ist im Bus kaum Platz.
Ein entscheidender Vorteil der Bahn ist das großzügige Platzangebot. Fahrräder und Kinderwagen können mitgenommen werden und Rollstuhlfahrer transportiert werden. Außerdem gibt es eine Toilette und mit dem Zugbegleiter einen persönlichen Ansprechpartner.
Negativ: Bahnhöfe liegen nicht immer zentral.
Ein Grund, warum einige Sebnitzer lieber mit dem Bus nach Neustadt fahren, ist die Lage der Bahnhöfe. In Sebnitz muss man, je nachdem, wo man wohnt, erst den Berg hinaufsteigen. Bequemer ist es, am Busbahnhof einzusteigen und in Neustadt direkt am Kaufland rauszukommen oder nach Dresden durchzufahren. Zwar ist der Bus langsamer, durch die vielen Haltestellen ist man aber als Fahrgast flexibler und mitunter schneller am Ziel, weil man weniger laufen muss.
Positiv: VVO hält an der Zugverbindung fest.
Auch wenn zwischen Neustadt und Sebnitz noch bis März 2019 gar keine Züge fahren und auch zwischen Pirna und Neustadt immer wieder welche ausfallen, weil es laut Städtebahn nicht genügend Lokführer gibt: Der Verkehrsverbund Oberelbe will den Zugverkehr hier prinzipiell erhalten. Christian Schlemper: „Sowohl im Nahverkehrsplan des Zweckverbandes als auch gemäß abgeschlossenem Verkehrsvertrag ist die Bedienung des Abschnittes Neustadt – Sebnitz im Schienenpersonenverkehr vorgesehen. Der VVO beabsichtigt derzeit nicht, dies zu ändern.“ Auch die Stadt Sebnitz pocht auf die Zugverbindung als wichtigen Infrastruktur-Baustein.

SZ-Online, 12.11.2018

Städtebahn steht noch bis März still

Zwischen Sebnitz und Neustadt fahren seit Monaten nur Busse. Jetzt muss der Ersatzverkehr erneut verlängert werden.
Von Gunnar Klehm

Neustadt/Sebnitz.
Bus statt Bahn: Für Kunden der Städtebahn Sachsen, die zwischen Neustadt und Sebnitz pendelt, gilt dieses Motto länger als geplant.
Auf der Strecke wird bis voraussichtlich 1. März 2019 kein Zug mehr fahren. Das teilt der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) mit. Ursprünglich sollte der Schienenersatzverkehr ab 1. November beendet werden, dann war vom 8. Dezember die Rede. Jetzt wird der Ersatzverkehr bis März nächsten Jahres verlängert.
Der Grund für den Zugausfall sei erneut Personalmangel. Die Städtebahn schafft es nicht, genügend Lokführer bereitzustellen. Obwohl das Unternehmen in den vergangenen Monaten einen Maßnahmenkatalog umgesetzt hat, um die Situation zu verbessern. Es wurden beispielsweise Lokführer ausgeliehen, eine eigene Ausbildung gestartet und ein Tarifvertrag verhandelt. Dem Verkehrsverbund Oberelbe als Vertragspartner ist das zu wenig. „Wir erwarten weitere Anstrengungen, bis die Städtebahn die vertraglich vereinbarten Leistungen bringt“, sagt Burkhard Ehlen, VVO-Geschäftsführer.
Die aktuelle Arbeitsmarktsituation mache dies nicht leicht. Laut Bundesagentur für Arbeit dauert es derzeit fast 200 Tage, eine Stelle für Lokführer zu besetzen. Der Bedarf könne zudem nicht aus der Arbeitslosigkeit gedeckt werden. Auf 100 offene Stellen kommen bundesweit rechnerisch nur 36 arbeitslose Lokführer. (SZ/kat)

SZ-Online, 01.11.2018

Städtebahn fährt immer noch nicht

Seit mehreren Monaten fahren nur noch Busse zwischen Sebnitz und Neustadt. Das geht erst einmal so weiter.
Von Nancy Riegel

Neustadt/Sebnitz.
Kunden der Städtebahn wird es kaum überraschen: Zwischen Neustadt und Sebnitz wird auch weiterhin kein Zug verkehren.
Eigentlich sollte der Schienenersatzverkehr ab 1. November beendet werden, jetzt ist vom 8. Dezember die Rede. Und auch auf der Strecke von Heidenau nach Altenberg wird es weiterhin Zugausfälle geben. So überrascht wie die Pendler war auch der Verkehrsverbund Oberelbe. Dieser erfuhr erst sehr kurzfristig, dass die Züge noch länger ausfallen. „Vor diesem Hintergrund schwindet das Vertrauen. Wir erwarten, dass die Städtebahn ihre Zusagen einhält und zum planmäßigen Betrieb zurückkehrt“, sagt VVO-Sprecher Christian Schlemper. Immer, wenn die Städtebahn den Schienenersatzverkehr verlängerte – was zuletzt häufig der Fall war – war Personalmangel der Grund. Das Bahnunternehmen schafft es nicht, genügend Lokführer bereitzustellen. Da der Abschnitt Neustadt – Sebnitz als der am wenigsten nachgefragte gilt, werden vor allem hier Lokführer eingespart. Stattdessen fahren Busse oder Großraumtaxen.

Noch bis zum 30. November können Inhaber einer Abo-Monatskarte oder eines Jobtickets der Tarifzonen Pirna, Bad Gottleuba, Bad Schandau, Neustadt oder Altenberg eine Entschädigung in Höhe von 50 Euro in Anspruch nehmen. Der Verkehrsverbund Oberelbe entnimmt das Geld aus den Strafzahlungen, die die Städtebahn wegen der Zugausfälle an den Verkehrsverbund entrichten muss. Um die Summe in Anspruch zu erhalten, muss man ein Formular ausfüllen, das man in den Zügen der Städtebahn Sachsen erhält. Für Kunden aus Neustadt und Sebnitz heißt das: Sie müssen zu einem der stehenden Züge am Bahnhof Neustadt gehen und hoffen, dort einen Zugbegleiter anzutreffen.

SZ-Online, 12.10.2018

Verlängerter Schienenersatzverkehr

Bahnreisende haben es wohl bereits geahnt: Die Zugausfälle zwischen Sebnitz und Neustadt gehen in die nächste Runde.
Von Nancy Riegel

Neustadt/Sebnitz.
Der Schienenersatzverkehr zwischen den Bahnhöfen Neustadt und Sebnitz bleibt erst einmal bis Ende Oktober bestehen. Das schreibt die Städtebahn auf ihrer Internetseite. Damit wird die Wiederaufnahme des Zugverkehrs erneut um zwei Wochen nach hinten verschoben. Zuletzt hieß es, ab dem 15. Oktober verkehren wieder Bahnen.

Dass die Städtebahn Sachsen weiterhin Busse fahren lässt, nervt die Bahnfahrenden, wird aber kaum jemanden überraschen. Schließlich wurde in den vergangenen Monaten häufiger angekündigt, dass die Züge wieder planmäßig verkehren würden, und dann herrschte weiter Stillstand. Ob das jetzt gesetzte Datum 31. Oktober schlussendlich eingehalten werden kann, werden die Kunden wenige Tage vorher erfahren. Auf Presseanfragen reagiert Geschäftsführer Torsten Sewerin jedenfalls nicht mehr.

Weiterhin ausfallen werden auch Züge zwischen Pirna und Neustadt. Wer von Pirna nach Sebnitz will, muss also manchmal in Neustadt vom Zug in den Bus umsteigen, manchmal schon in Dürrröhrsdorf, manchmal fährt er mit dem Bus durch. Welches Verkehrsmittel eingesetzt wird, schreibt die Städtebahn tags zuvor auf ihrer Internetseite. Das Unternehmen begründet die Zugausfälle mit dem Mangel an Lokführern. Neueinstellungen sollten das Problem eigentlich beheben. Geklappt hat das bisher noch nicht.

SZ-Online, 01.10.2018

Weiter Zugausfall zwischen Neustadt und Sebnitz

Eigentlich sollte ab 1. Oktober die Bahnstrecke wieder bedient werden. Nun wird ein anderes Datum in Aussicht gestellt.
Von Nancy Riegel

Neustadt/Sebnitz.
Der Stillstand auf der Schiene zwischen den Bahnhöfen Sebnitz und Neustadt bleibt weiterhin bestehen. Noch bis einschließlich 14. Oktober verkehren zwischen den beiden Städten keine Züge. Die Städtebahn Sachsen verlängert damit den Schienenersatzverkehr abermals um zwei Wochen. Ursprünglich sollten ab dem 1. Oktober wieder Bahnen eingesetzt werden.

Die erneute Einschränkung hatte sich in den vergangenen Wochen bereits angekündigt. Auf Nachfrage erklärte Geschäftsführer Torsten Sewerin Anfang September gegenüber der SZ, dass sein Unternehmen immer wieder mehrere Lokführer für den Betriebsrat und zwei weitere für die Tarifkommission der Gewerkschaft freistellen muss. Auch die aktuelle Verlängerung des Ersatzbusses sei auf die fehlenden Lokführer zurückzuführen.

Auf der Internetseite der Städtebahn gibt es in Sachen Kundenservice zumindest kleine Schritte zu verzeichnen. Dass der Schienenersatzverkehr verlängert wurde, konnte man dort bereits letzte Woche lesen. Zuvor wurden solche Ausfälle immer erst am jeweiligen Tag online gestellt. Auch entschuldigt sich das Bahnunternehmen für die Unannehmlichkeiten und hat die veränderten Fahrpläne direkt auf die Startseite gesetzt. Wer aus Richtung Pirna kommend nach Sebnitz fahren will, muss am Bahnhof in Neustadt in den Bus umsteigen. Dieser fährt immer acht Minuten nach Ankunft des Zuges los und ist 19 Minuten später am Bahnhof in Sebnitz. Von Sebnitz nach Neustadt fährt der Schienenersatzverkehr zu der gleichen Zeit los, zu der die Städtebahn abfahren würde. Der Geschäftsführer sagt, dass ab dem 15. Oktober die Linie RB 71 zwischen Pirna und Sebnitz wieder planmäßig verkehren wird, ohne dass Fahrgäste zwischendurch auf den Bus umsteigen müssen.

SZ-Online vom 12.09.2018

Brücke über die Bahnstrecke wird saniert

Der Bau an einer Brücke über die Bahnstrecke in Sebnitz kostet über eine halbe Million Euro. Nötig ist ein Spezialverfahren.
Von Dirk Schulze

Sebnitz.
An der Heiligen Leite in Sebnitz haben die Sanierungsarbeiten an der Brücke über die Bahnstrecke begonnen. Als Erstes wurden Anfang der Woche die Bäume und Sträucher an der Böschung weggeschnitten, nun kann es mit den eigentlichen Arbeiten losgehen. Den Bauauftrag hatte der Sebnitzer Stadtrat Ende August erteilt – und dafür insgesamt fast 580 000 Euro freigegeben. Rund 522 000 Euro davon werden über Fördermittel gedeckt, den Rest trägt die Stadt.

Die unscheinbare, schmale Brücke führt zu ein paar Häusern und Gartengrundstücken oberhalb der Schandauer Straße und endet schließlich als Sackgasse im Wald. Die Sanierung drängt, wie Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) erklärte. Die Stadt ist als Eigner der Gemeindestraße auch für den Zustand der Brücke zuständig. Das marode Bauwerk kann jedoch nur saniert werden, wenn auf den darunter entlangführenden Gleisen kein Zug fährt. Diese Gelegenheit ist jetzt da. Die Bahnstrecke Bad Schandau – Sebnitz ist seit Dienstag gesperrt. In den kommenden neun Wochen lässt die Bahn hier ihrerseits diverse Brücken und Tunnelportale im Sebnitztal instand setzen. Dieses Zeitfenster müsse die Stadt nutzen, erklärte Ruckh, denn die nächste planmäßige Streckensperrung stehe erst 2022 an. Bis dahin könnte sich der Zustand der Straßenbrücke aber soweit verschlechtert haben, dass sie für Autos gesperrt werden müsste. Die Anwohner, auch wenn es nur wenige sind, wären dann abgeschnitten.

Die historische Bogenbrücke steht unter Denkmalschutz, ihre äußere Erscheinung muss deshalb erhalten bleiben. Um das Brückengewölbe mitsamt der seitlichen Stützmauern neu zu verfugen, kommt nun ein patentiertes Verfahren zum Einsatz. Anbieter ist die gleiche Firma, die bereits die Mauer am Schollheim saniert hat. Hinter der alten Stützmauer wird dabei ein neues Tragesystem aus Beton und Erdnägeln installiert. Die alte Stützmauer wird dazu hinterspült, die entstehenden Holräume mit Mörtel verpresst. Die vorhandene Stützmauer muss dann nur noch sich selbst tragen und kann somit erhalten werden. Anschließend werden die Steine maschinell neu verfugt.

SZ-Online vom 24.08.2018

Spaß auf der Schiene

Die stillgelegte Bahnstrecke von Dürrröhrsdorf nach Arnsdorf wird wiederbelebt. Hier fahren jetzt Draisinen.
Von Dirk Schulze

Dürrröhrsdorf.
Es rollt wieder auf dem rostigen Gleis. Zwanzig Jahre, nachdem der Personenverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Dürrröhrsdorf und Arnsdorf eingestellt wurde, sind hier wieder Menschen auf den Schienen unterwegs – allerdings nicht in Zügen, sondern auf Draisinen. Nach längerer Vorbereitungszeit nahm das neue Freizeitangebot am Donnerstag Fahrt auf. Erst am Vortag hatte die Landeseisenbahnaufsicht die Strecke offiziell abgenommen.

Die Sachsendraisine, wie Betreiber Ralf Schwanebeck seine Unternehmung betitelt hat, ist damit die erste Bahnstrecke dieser Größenordnung mit regelmäßigem Draisinenverkehr in Sachsen. Bisher gibt es im Freistaat nach seinen Recherchen nur kleinere oder temporäre Angebote.

Der gebürtige Dresdner unterhält schon seit 15 Jahren eine Draisinenstrecke an der Mecklenburger Seenplatte. Das ungenutzte Gleis zwischen Dürrröhrsdorf und Arnsdorf hatte er schon seit Langem für den gleichen Zweck im Auge. Erste Verhandlungen mit der Deutschen Bahn begannen schon vor zehn Jahren. Doch lange sei nicht klar gewesen, ob das Gleis zurückgebaut wird oder ob die Strecke doch noch einmal gebraucht werden könnte. Im vergangenen Jahr fiel dann die Entscheidung. Schwanebeck konnte die Strecke für zwanzig Jahre pachten. Über den Winter wurden die komplett zugewachsenen Schienen freigeschnitten.

Start- und Zielpunkt für die muskelbetriebenen Schienenfahrzeuge ist ein alter Lagerplatz an der B 6 unweit von Rossendorf, etwas versteckt im Wald direkt gegenüber der Tankstelle am Abzweig nach Wilschdorf. Von dort können die Gäste entweder fünf Kilometer nach Süden rollen in Richtung Dürrröhrsdorf oder drei Kilometer gen Norden bis kurz vor den Bahnhof Arnsdorf. Von dort geht es jeweils wieder zurück zum Ausgangspunkt. Damit es auf der eingleisigen Strecke keinen Gegenverkehr gibt, wird alle zwei Stunden zu festgelegten Zeiten in Gruppen gestartet. Der Höhepunkt auf der südlichen Route ist ohne Zweifel die Fahrt über das knapp 30 Meter hohe und 150 Meter lange Wesenitzviadukt. Zuvor lässt sich der Ausblick auf die Burg Stolpen genießen. In nördlicher Richtung lockt die Natur des Karswalds. „Das Schöne am Draisinefahren ist, dass man den Blick frei schweifen lassen kann“, sagt Schwanebeck. Das Gefährt folgt der Schiene von ganz allein.

Zur Wahl stehen zwei verschiedene Fahrzeugtypen: eine Fahrraddraisine oder eine Handhebeldraisine. Die Fahrraddraisinen eignen sich besonders für Familien, kleine Gruppe oder Schulklassen, wie Betreiber Ralf Schwanebeck erklärt. Sie bestehen aus zwei gummibereiften Fahrrädern, die durch eine Holzbank verbunden sind, und bieten Platz für vier Personen. Zwei davon treten, die anderen beiden können sich ausruhen.

Für größere Gruppen von bis zu 14 Personen sind klassische Handhebeldraisinen, wie man sie aus Westernfilmen kennt, im Angebot. Acht Erwachsene brauche man schon, um die schweren Eisenkolosse in Bewegung zu setzen, sagt Schwanebeck. Vom Startpunkt fällt die Strecke zunächst leicht ab, zurück wird’s dann schwerer. Als Saison ist zunächst die Zeit von April bis Oktober angedacht, Weihnachtsangebote können eventuell hinzukommen.
"www.sachsendraisine.de"

SZ-Online vom 19.08.2018

Ärger mit der Städtebahn geht weiter

Der Zugverkehr zwischen Neustadt und Sebnitz bleibt länger gekappt. Auch auf anderen Abschnitten fallen Bahnen aus.
Von Maik Brückner und Nancy Riegel

Neustadt/ Sebnitz.
Fährt sie oder fährt sie nicht? Diese Fragen stellen sich Zugreisende an den Bahnhöfen von Pirna und Neustadt immer häufiger. Der dauerhafte Schienenersatzverkehr zwischen Neustadt und Sebnitz ist mittlerweile bekannt. Dass aber auch zwischen Pirna und Neustadt Busse statt Züge fahren, erfahren Reisende oft erst dann, wenn sie bereits am Gleis stehen. Wenn überhaupt, teilt die Städtebahn den Schienenersatzverkehr nur sehr kurzfristig auf ihrer Internetseite mit. Ähnlich ergeht es Pendlern der Müglitztalbahn. Deren Triebwagen waren in den letzten Wochen immer wieder im Depot geblieben.

Die Bürgermeister von Neustadt und Sebnitz, Peter Mühle (NfN) und Mike Ruckh (CDU), hatten sich unabhängig voneinander mit Beschwerdebriefen an den Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) gewand. Mühle berichtete im jüngsten Technischen Ausschuss des Neustädter Stadtrates, dass der VVO ihm mitgeteilt habe, man sei über die Zugausfälle genauso verärgert wie die Kunden. Der VVO ziehe in Erwägung, der Städtebahn die Zuschüsse zu kürzen. „Die Züge zwischen Sebnitz und Neustadt sollen auch den gesamten September über nicht fahren“, sagt Mühle. Auf der Website der Städtebahn ist der Schienenersatzverkehr nur bis zum 31. August angegeben. Allerdings bestätigt Städtebahn-Geschäftsführer Torsten Sewerin auf Nachfrage den verlängerten Busverkehr.

Entschuldigung gefordert
Denn es stehen demnächst Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) an. Sein Ziel ist es, in seinem Unternehmen Streiks zu vermeiden, sagt Sewerin. Für die Verhandlungen müsse er allerdings zwei Lokführer freistellen. Deshalb werden auf der Verbindung zwischen Neustadt und Sebnitz auch noch im September Busse statt Züge fahren. Sewerin ist aber auch bemüht, positive Neuigkeiten zu verkünden: Anfang der Woche habe er zwei neue Lokführer für den Einsatz gewinnen können. Außerdem stünden Bewerbungsgespräche mit Lokführern an.

Beim Verkehrsverbund Oberelbe (VVO), der den Zugverkehr im Dresdner Umland bestellt hat, ist man mit der Situation „extrem unzufrieden“, sagte VVO-Sprecher Christian Schlemper. Schließlich habe man Bahn- und nicht Busverkehr bestellt. „Wir haben die Städtebahn aufgefordert, die zugesicherten Leistungen zu erbringen und sich bei den Fahrgästen zu entschuldigen.“

Rückendeckung bekommt der Verkehrsverbund vom Fahrgastverband Pro Bahn, der die Interessen der Bahnfahrer gegenüber den Eisenbahnunternehmen vertritt. Dass der Städtebahn Lokführer fehlen, liege auch an deren Personalpolitik, sagt Ronny Hausdorf, Vorsitzender des Landesverbandes Mitteldeutschland. „Außer der Deutschen Bahn bildet kein Verkehrsunternehmen im großen Stil aus.“ Wer sich über fehlende Fachkräfte beklage, sollte sich fragen, was er gegen den Mangel getan habe. Hausdorf fordert, dass der Beruf des Lokführers aufgewertet wird. Bahnkunden rät er, sich bei der Städtebahn und den Landtagsabgeordneten zu beschweren. „Letztere sollten sich für eine ausreichende Finanzierung des öffentlichen Verkehrs einsetzen“, fordert Hausdorf.
Es wäre schon hilfreich, wenn der Freistaat das Geld vom Bund, das dieser für den Nahverkehr bereitstellt, auch dafür verwendet. Bisher würden damit auch andere Aufgaben – wie der Schülerverkehr – finanziert, die eigentlich mit Landesmitteln zu bestreiten wären, so Hausdorf.

Der Fahrgastverband Pro Bahn drängt indes den Verkehrsverbund, Lösungen zu finden. Auch Kunden fordern das. Einige haben sogar die Kündigung des Vertrages mit der Städtebahn verlangt, sagt VVO-Sprecher Schlemper. Doch darüber denke man momentan noch nicht nach. Würde man der Städtebahn kündigen, würde sich die Lage zunächst verschärfen. „Zuerst einmal müsste der VVO ein anderes Bahnunternehmen finden, dass die Strecken befahren möchte und kann“, erklärt Schlemper. Und bevor dieses Unternehmen den Betrieb aufnehmen kann, müsste es Triebwagen und Mitarbeiter finden, Letztere auch noch schulen. Und das könnte dauern, da es praktisch keine Triebwagen und Lokführer gibt. Die Bahnkunden müssten über längere Zeit mit einem Schienenersatzverkehr leben.

Schlemper gibt auch zu bedenken, dass eine Neuausschreibung hohe Kosten verursachen würde. Ein neues Angebot einzuholen, liefe letztlich auf eine weitere Preissteigerung hinaus. Aufgrund dieser komplizierten Gemengelage versucht es der VVO weiter mit dem erhobenen Zeigefinger. Er appelliert an die Städtebahn, die Verträge einzuhalten.

SZ-Online vom 23.07.2018

Städtebahn braucht Lokführer

Bis 31. August werden auf einer Bahnstrecke Busse eingesetzt, weil der Personalbestand nicht ausreicht. Dagegen startet man im August einen Lehrgang.

Dresden/Kamenz. Ab Montag, den 23. Juli, bis voraussichtlich 31. August werden die Züge der Städtebahn Sachsen auf dem Abschnitt zwischen Sebnitz und Neustadt durch Busse ersetzt. Grund ist der aktuelle Mangel an Lokführern, der es dem Unternehmen, das auch die Strecken von Dresden nach Königsbrück und Kamenz betreibt, nicht ermöglicht, alle Fahrten entsprechend des Fahrplans anzubieten. Die mit dem Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) abgestimmten Gegenmaßnahmen können wohl erst ab September Wirkung zeigen, teilt Geschäftsführer Torsten Sewerin mit.

Der Personalbestand der Lokführer wird bis dahin übergangsweise mit Fremdpersonal besetzt, welche aktuell auf Zugleitbetrieb, dem Betriebsverfahren auf den Strecken der SBS, geschult werden. Vier weitere Lokführer befinden sich in der praktischen Fahrausbildung, sodass nach bestandener Prüfung im September der eigene Personalbestand vollzählig ist. Um zukünftig bei den Lokführern der SBS Personalreserven zu schaffen, beginnt in der ersten Augustwoche 2018 ein Lehrgang beim „VDEF Dresden“. Aktuell haben sich 10 Bewerber eingetragen. Die von der Städtebahn Sachsen initiierte Maßnahme endet im Mai 2019. Severin: „Bewerber, welche Interesse an dem Berufsbild Lokführer haben, können sich gerne bei uns melden.“ Fünf Lehrgangsplätze stünden noch zur Verfügung, heißt es ausdrücklich. (SZ)

SZ-Lokalausgabe Pirna vom 29.05.2018

Fährt die Bahn jetzt überhaupt nicht mehr?

Für weitere vier Wochen stellt die Städtebahn den Zugverkehr von Neustadt nach Sebnitz ein – obwohl es zuletzt wieder mehr Fahrgäste gab.

Von Anja Weber

Neustadt/Sebnitz. Ab dem 29. Mai sollten die Züge der Städtebahn zwischen Sebnitz und Neustadt wieder rollen. Aber daraus wird nichts. Die Städtebahn wird nun bis zum 30. Juni keine Züge mehr zwischen Neustadt und Sebnitz einsetzen. Es mangelt weiter an Lokführern. Das bestätigt Marketingleiterin Franziska Straube.
Für zusätzliche Verwirrung sorgte am Dienstag, dass bis zum Mittag auch zwischen Pirna und Neustadt Busse statt Bahnen fuhren. Grund war, dass der Lokführer ausgefallen war, sagt Straube. Das sei allerdings einmalig gewesen. Auf der Strecke zwischen Neustadt und Pirna werde weiterhin ein Triebwagen verkehren. Nur die Verbindung von Neustadt nach Sebnitz werde derzeit nicht per Bahn bedient.
Ausfallen soll die Verbindung nicht. Alles wird im Schienenersatzverkehr gefahren. Trotzdem macht sich unter den Fahrgästen, die in Sebnitz vor dem Bahnhof auf den Bus warten, Unmut breit – vor allem auch wegen der Hitze. „In den Zügen ist es kühler als im Bus. Außerdem ist es angenehmer zum Sitzen. Die Städtebahn sollte sich endlich mal etwas einfallen lassen. Schließlich bezahlen wir ja dafür“, sagt Astrid Berndt. Die Sebnitzerin nimmt den Zug täglich, um nach Neustadt zu ihrer Arbeit zu kommen. Sie habe den Verdacht, dass die Städtebahn die Strecke nicht mehr bedienen will, weil sie sich nicht rechnet. „Es fahren nicht viele Leute mit, zumindest nicht zu den Zeiten in denen ich mit dem Zug fahre“, sagt sie.

Keine Entschädigung für Reisende
Das allerdings sei nach wie vor nicht der Grund, teilt die Städtebahn mit. Man wolle die Strecke auch gern bedienen. „Nur fehlen noch immer die Lokführer“, sagt Marketingleiterin Franziska Straube. Es habe zwar, auch auf die Pressemitteilung hin, Bewerbungen gegeben. Doch die müsse man erst prüfen. Außerdem würden die Neu-Lokführer auf der Strecke eine gewisse Einarbeitungszeit benötigen. „Das alles ist zwar nicht schön. Aber wir haben eben jetzt einen Engpass.“ Ob und wann der aufgehoben ist, kann die Städtebahn derzeit nicht sagen. Dort setzt man jetzt auf den Monat Juli. Aufgrund von Bauarbeiten werden andere Strecken für den Zugverkehr gesperrt. Dann wären Lokführer frei.
Beim Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) wird man langsam ungeduldig. Schließlich hat das Unternehmen an die Städtebahn die Strecke vergeben, damit dort auch ein Zug fährt. „Wir haben von der Städtebahn einen Maßnahmekatalog gefordert, in dem sie uns erklärt, wie das Problem so schnell wie möglich gelöst wird“, sagt Christian Schlemper, Pressesprecher beim Verkehrsverbund Oberelbe. Der Lokführermangel betreffe nicht nur die Städtebahn. Damit habe jedes Bahnunternehmen zu kämpfen. Deshalb erwarte der VVO, dass die Städtebahn Lokführer findet.
Die jetzige Situation wertet der Verkehrsverbund als komplett kontraproduktiv. Schließlich habe man in letzter Zeit gerade auf dieser Strecke mehr Züge eingesetzt, um die Wünsche der Fahrgäste zu erfüllen, und vor allem, um mehr Nutzer auf die Schiene zu bekommen.
Steigende Fahrgastzahlen zwischen Neustadt und Sebnitz hätten gezeigt, dass diese Entscheidung richtig war, sagt Christian Schlemper. „Die Fahrgäste erwarten aber Kontinuität und wollen sich auf die Städtebahn verlassen.“ Hinzu komme, dass die Städtebahn durch die Ausfälle finanzielle Einbußen habe. Da sie im jetzigen Zustand den Vertrag nicht erfülle, zahle der VVO geringere Zuschüsse an das Unternehmen. Die Fixkosten fallen dennoch an, da die Städtebahn Gleise und Bahnhöfe nutzt. Die gehören aber der Deutschen Bahn.
Fahrgäste, die wie Astrid Berndt Abo-Tickets haben, bekommen übrigens keine Entschädigung. Das bestätigt der VVO. Die gibt es nur bei Verspätung oder Ausfall. Da aber im Schienenersatzverkehr gefahren wird, gilt die Strecke als bedient.

SZ-Lokalausgabe Pirna vom 23.05.2018

Still ruht das Gleis

Zwischen Sebnitz und Neustadt fahren vorerst keine Züge mehr. Der Bahngesellschaft fehlen die Lokführer.

Von Dirk Schulze

Sebnitz/Neustadt. Wer derzeit von Sebnitz nach Neustadt mit dem Zug fahren will, der kann am Bahnsteig lange warten. Schon am Freitag vor dem Pfingstwochenende hat die Städtebahn Sachsen den Zugverkehr auf der Linie RB 71 in beide Richtungen vorübergehend eingestellt. Darüber informierte das Unternehmen am Dienstag. Vorerst fahren hier ersatzweise nur Busse. Der Grund: Die Städtebahn hat nicht genügend Leute, die ihre Züge steuern können. „Es gibt faktisch keine verfügbaren Lokführer mehr am Arbeitsmarkt“, sagt Geschäftsführer Torsten Sewerin. Bemühungen der vergangenen Monate, über Lehrgänge neues Personal zu gewinnen, seien ins Leere gelaufen. Die Arbeitsagenturen könnten keinerlei geeignete Bewerber mehr vermitteln.
Neu ist das Problem nicht. Schon seit Wochen sind immer wieder Züge ausgefallen, und die Fahrgäste mussten stattdessen in Busse umsteigen, wie Christian Schlemper vom Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) bestätigt. Besonders schlimm war es während der Grippewelle im März. Neben dem Abschnitt Neustadt–Sebnitz war auch die Strecke zwischen Dresden und Königsbrück betroffen, die ebenfalls von der Städtebahn bedient wird. In der Vergangenheit seien die Zugausfälle immer kurzfristig bekannt gegeben worden. Das sei für die Fahrgäste nicht planbar. Deshalb habe der VVO jetzt auf eine längere Phase mit Schienenersatzverkehr gedrängt. „Die Städtebahn ist angehalten, das Problem zu lösen“, sagt VVO-Sprecher Schlemper.
Als Ursache des Personalmangels führt die Städtebahn vor allem eine immer stärker werdende Konkurrenz durch den Güterverkehr an. Der Cargobereich habe seine Marktanteile von 2010 bis 2018 mehr als verdreifacht und nehme so dem Personenverkehr die Lokführer weg, erklärt Geschäftsführer Torsten Sewerin. Denn obwohl im Personenverkehr geregeltere Arbeitszeiten herrschen, können Lokführer auf Güterzügen oft mehr verdienen. Deutschlandweit sei dieser Engpass schon länger ein Thema,die Städtebahn Sachsen ist seit etwa einem Jahr stärker betroffen, sagt ihr Geschäftsführer. Durch weitere wachsende Anbieter besonders im Cargobereich zwischen Deutschland und Tschechien, aber auch in der Personenbeförderung, habe der Kampf ums Personal im Raum Dresden erheblich zugenommen.
Bis zum 29. Mai müssen die Fahrgäste zwischen Neustadt und Sebnitz mit dem Schienenersatzverkehr vorliebnehmen – wenn er denn kommt. Bei der Fahrplanauskunft der Bahn im Internet war noch am Dienstagnachmittag nur „Fahrt fällt aus“ hinter den stündlichen Verbindungen zu lesen, am Sebnitzer Bahnhof fehlten die Hinweise auf einen Ersatzverkehr ebenfalls. Auch die Fahrplanauskunft des VVO zeigte nur die regulären Linienbusse zwischen den beiden Städten an. Städtebahn-Sprecherin Franziska Straube versichert hingegen, dass für jeden entfallenden Zug ein Ersatzbus bereitstehe. Die Fahrplanauskunft werde noch aktualisiert.
Bis zum Juni will die Städtebahn ihre Personalprobleme zumindest etwas in den Griff bekommen. Ab dann soll die Bahnlinie Pirna–Neustadt–Sebnitz wieder durchgängig mit Zügen bedient werden – vorerst unterstützt durch Fremdpersonal. Grundsätzlich bleibt die Situation aber angespannt. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 34 Lokführer, wie Sprecherin Franziska Straube erklärt. Laut Plan müssten es sechs mehr sein. Die Aufstockung des Personals bleibe das oberste Ziel, heißt es seitens des Unternehmens. Im August soll deshalb eine neue Weiterbildung für Triebwagenführer starten.
Die Städtebahn Sachsen hat schon allein aus wirtschaftlichen Gründen ein Interesse daran, neue Mitarbeiter zu finden. Denn vom Verkehrsverbund bekommt das Unternehmen nur die Fahrten bezahlt, die wie bestellt mit Zügen stattfinden. Rollt stattdessen nur der Schienenersatzverkehr, bleibt die Bahngesellschaft zusätzlich auch auf den Rechnungen der Busunternehmen sitzen.

SZ-Lokalausgabe Pirna vom 22.05.2018

Schienenersatzverkehr zwischen Pirna und Sebnitz

Weil die Städtebahn keine Lokführer mehr findet, müssen Fahrgäste übergangsweise auf den Bus umsteigen.

Von Daniel Förster

Neustadt/Sebnitz. Seit dem 18. Mai und noch bis zum 29. Mai fährt zwischen Neustadt und Sebnitz keine Städtebahn mehr. Das gilt auch für die Gegenrichtung. Fahrgäste auf der Strecke Pirna–Neustadt–Sebnitz müssen in Neustadt auf den Schienenersatzverkehr umsteigen. In den Bussen ist die Mitnahme von Fahrrädern und Kinderwagen sowie die Beförderung von Rollstuhlfahrern nur bedingt möglich.
Grund ist ein Personalmangel bei den Lokführern, teilte die Städtebahn erst am Dienstag mit, als der Zugverkehr schon mehrere Tage eingeschränkt war. „Es gibt faktisch keine verfügbaren Lokführer mehr am Arbeitsmarkt“, so Geschäftsführer Torsten Sewerin. Bemühungen der letzten Monate, über die Agenturen für Arbeit Lokführer über Lehrgänge zu generieren, laufen ins Leere. Laut Arbeitsagentur gebe es keine geeigneten Bewerber mehr. In und um Dresden herrsche Vollbeschäftigung.

Ab Juni plant die Städtebahn, Fremdpersonal auf der Strecke einzusetzen und dadurch den Zugverkehr wieder planmäßig anlaufen zu lassen. Außerdem sei das Ziel, neue Lokführer zu finden. Im August startet eine Weiterbildungsmaßnahme zum Triebfahrzeugführer. Interessenten, die einen Arbeitsplatz als Lokführer bei der Städtebahn Sachsen suchen, können sich unter susann.herwig@staedtebahn-sachsen.de melden. Nach erfolgreichen Eignungstests, welche die Eisenbahnfahrzeugführerscheinrichtlinie vorgibt, wird ein fester Arbeitsplatz angeboten. (szo)

SZ-Lokalausgabe Pirna vom 27.01.2016

Bahnstrecke Pirna–Sebnitz vor dem Aus

Der Freistaat will beim regionalen Bahnverkehr kürzen. Doch noch sind die letzten Worte nicht gesprochen.

Von Matthias Weigel

Pirna. Mit sinkenden Zuschüssen des Bundes sieht der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) die Bahnstrecke Pirna – Neustadt – Sebnitz vor dem Aus. Das bestätigt VVO-Sprecher Christian Schlemper auf Anfrage. Die SB 71 wird derzeit von der Städtebahn Sachsen bestritten. 17 Zugpaare fahren pro Werktag, am Wochenende sind es weniger.
Grund sei die vergleichsweise geringe Auslastung der Route. „An Werktagen sind hier täglich zwischen 500 und 700 Fahrgäste unterwegs. Im Vergleich dazu: Auf der S-Bahn zwischen Pirna und Bad Schandau sind es rund 3 500 Fahrgäste“, sagt Schlemper. Deshalb könnte womöglich bereits 2017 Schluss sein. Wann genau die Linie eingestellt wird und ob überhaupt, sei aber noch nicht entschieden und abhängig davon, wie es mit der Finanzierung weitergeht. „Dazu wissen wir im Moment einfach noch zu wenig“, sagt Schlemper.
Hintergrund der derzeitigen Kürzungsszenarien ist ein neuer Schlüssel, der die Bundesmittel für den Eisenbahnverkehr, die sogenannten Regionalisierungsmittel, zwischen den Bundesländern aufteilt. Während bevölkerungsreiche Länder profitieren, könnte Sachsen schrittweise bis 2030 rund 25 Prozent der bisher zur Verfügung stehenden Mittel verlieren. „Um die gravierenden Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, werden Strecken mit wenigen Fahrgästen als Erste von den Kürzungen betroffen sein“, so der VVO.

VVO müsste Entschädigung zahlen
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) sprach jüngst von bis zu einer Milliarde Euro, die bis 2030 weniger für den Nahverkehr im Freistaat bereitstünde. „Wir müssen den ÖPNV neu denken. Das kann auch bedeuten, dass unrentable Bahnverbindungen zugunsten eines attraktiveren und wirtschaftlicheren Busverkehrs abbestellt werden“, sagte Dulig. Nebenbei könne man so ländliche Regionen besser anbinden und häufiger fahren.
Die Bahn mit Bussen abzulösen, ist allerdings nicht so einfach. So läuft der Vertrag mit der Städtebahn noch bis 2024. Im Falle einer vorzeitigen Auflösung müsste der VVO eine Entschädigung an die Städtebahn zahlen, da die mit der Laufzeit kalkuliert hat. Bei der Städtebahn verfolgt man die Debatte genau. „Für die Fahrgäste wäre das sehr bedauerlich“, sagt Sprecherin Franziska Straube. Nach SZ-Informationen herrscht auch innerhalb der Belegschaft große Unruhe. Lokführer und Zugbegleiter fürchten Entlassungen oder Versetzungen.
Straube sieht allerdings das letzte Wort noch nicht gesprochen. „Statt reflexartig schon jetzt über Kürzungen zu debattieren, ist es nötig, die aktuell praktizierte Finanzierung des Nahverkehrs grundsätzlich und nachhaltig zu diskutieren.“ Ähnlich hatten sich zuletzt schon die Grünen geäußert. Seit dem Jahr 2010 habe der Freistaat nur bis zu 80 Prozent der Regionalisierungsmittel direkt an die Zweckverbände weitergereicht. In anderen Bundesländern liegt die Quote deutlich höher.

S-Bahnen sind nicht von Kürzung betroffen
Auch beim VVO sieht man genau dort die Chance. „Unsere Forderung an den Freistaat ist, dass er die für den Schülerverkehr und das Landesinvestitionsprogramm verwendeten Regionalisierungsmittel künftig wieder aus Landesmitteln finanziert und damit den Eisenbahnverkehr weiterhin ermöglicht“, heißt es. Laut Dulig befassten sich nun verschiedene Arbeitsgruppen unter Beteiligung der Zweckverbände mit der Weiterentwicklung des Nahverkehrs. Die Erkenntnisse sollen in die ÖPNV-Strategiekommission einfließen, die nun sechsmal jährlich tagt.
Der VVO hatte vor Kurzem Einschnitte angekündigt, sollte es keine Lösung geben. So stehe der ursprünglich geplante 15-Minuten-Takt der S-Bahn zwischen Meißen und Dresden infrage. Einen weiteren Kürzungskandidaten gibt es mit der Strecke Elsterwerda – Riesa – Chemnitz mangels Fahrgastauslastung ebenso.
Der VVO beruft sich dabei auch auf Prognosen, die im Landesverkehrsplan des Freistaates eine Rolle spielen. Bis 2025 würde es vor allem auf den Seitenästen des Streckennetzes im Westerzgebirge, in der Lausitz, um Hoyerswerda und im Meißener Land einen starken Rückgang der Fahrgastzahlen geben. Potenzielle Kürzungskandidaten also. Die S-Bahnen in der hiesigen Region sowie die Müglitztalbahn und die Strecke Rumburk – Sebnitz – Bad-Schandau sind hingegen gut bis sehr gut nachgefragt und gelten demnach als relativ sicher.

Amtsblatt Bad Schandau, 03.05.2014

Der Fahrplan der U28

Nationalparkbahn gut angebunden

Am 5. Juli ist es so weit; Nach der offiziellen Einweihung am 4. Juli rollen an diesem Tag erstmals durchgehende Züge auf der neuen Verbindung Rumburk - Dolni Poustevna - Sebnitz - Bad Schandau - Decin. Nach derzeitigem Stand der Planungen fahren die Züge der Linie U 28, der sogenannten Nationaiparkbahn, bis zu achtmal täglich im Zwei-Stunden-Takt.
Die neue Linie ist Bestandteil des tschechischen Regionalnetzes "Sluknovsko" und wird von der Tschechischen Bahn Ceske Drahy voraussichtlich gemeinsam mit der DB Regio AG betrieben. Im Abschnitt Sebnitz - Bad Schandau verkehrt die neue Linie anstelle der Züge der Städtebahn Sachsen, deren Züge aus Pirna zukünftig in Sebnitz enden werden. Für den Fahrgast ändert sich außer der Farbe des Zuges wenig: Es kommen auch in Zukunft Triebwagen des Typs Desiro zum Einsatz. Fahrgäste bekommen weiterhin die Fahrkarte im Zug und auch auf dieser Linie gelten die VVO-Kundengarantien. Derzeit regeln die Fahrplaner der Tschechischen Bahn, der DB Regio AG und des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) noch die letzten Details zum Fahrplan der neuen Linie. Die wichtigen Verknüpfungen und Anschlüsse rund um die Nationalparkbahn stehen allerdings bereits fest. Viele eingleisige Abschnitte und bereits bestehende Verbindungen und Knotenpunkte stellten die Planer vor eine schwierige Aufgabe, die zum 5. Juli aber für den Großteil der Fahrgäste erfolgreich gelöst wird. Insbesondere die Bahnstrecke durch das Sebnitztal, von der Seidenblumenstadt nach Bad Schandau, wird zum Nadelöhr. Durch viele Bahnübergänge ist die Strecke zu langsam, um alle Anschlüsse in alle Richtungen sicher zu stellen. Vor diesem Hintergrund haben die Fahrplaner die Fahrgastzahlen untersucht, um eine ideale Lösung für die Mehrzahl der Fahrgäste zu finden.
Ab 5. Juli sind in Bad Schandau Anschlüsse aus allen Richtungen in alle Richtungen möglich: Wer aus Dresden kommt, kann in den Zug nach Sebnitz umsteigen. Auch für Sebnitzer, die zur S-Bahn in Richtung Dresden möchten, ist auch das problemlos möglich. Darüber hinaus ist der Zug von und nach Decin unmittelbar an die S-Bahn angebunden. Die Umsteigezeiten von sechs bis sieben Minuten je Richtung ermöglichen einerseits ein bequemes Umsteigen und andererseits eine schnelle Weiterreise. In Sebnitz haben die Fahrgäste aus Neustadt zukünftig direkten Anschluss an den Zug aus Rumburk, der sie weiter nach Bad Schandau und Decin bringt.
Lediglich der Anschluss in die Gegenrichtung kann nicht eingehalten werden: Reisende aus Bad Schandau können nicht direkt nach Neustadt reisen. Für diesen Anschluss fehlen, inklusive der notwendigen Zeit für den Umstieg, sechs Minuten. Auf Grundlage der Fahrgastzahlen - die entsprechende Verbindung nutzen durchschnittlich nur vier Fahrgäste pro Zug - haben sich die Fahrplaner für diesen Kompromiss entschieden. In diese Fahrrichtung können die Fahrgäste vorerst am besten die Busse der OVPS - Obereibischen Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz nutzen: Von Bad Schandau bis Sebnitz fährt die Linie 260, im Anschluss kann der Bus 261 genutzt werden.
Darüber hinaus prüfen die OVPS und der VVO die sinnvolle Verknüpfung von Buslinien und der neuen Bahnverbindung, um den Komfort für die Fahrgäste zu verbessern. Um den noch fehlenden Anschluss in der Zukunft sichern zu können, hat der VVO bereits Gespräche mit der DB Netz AG geführt. Das Unternehmen ist für die Gleisanlagen in ganz Deutschland verantwortlich und stellt die Infrastruktur für den Eisenbahnverkehr zur Verfügung. Die DB Netz AG prüft derzeit, neben anderen Maßnahmen, Bahnübergängen auf ihre Notwendigkeit und die Umsetzung technischer Verbesserungen an der Strecke. Ziel ist es, bis voraussichtlich Dezember 2015 die Geschwindigkeit zwischen Bad Schandau und Sebnitz in dem Maße zu erhöhen, dass der noch fehlende Anschluss ebenfalls angeboten werden kann.

Amtsblatt Bad Schandau, 19.04.2014

Sebnitz und Dolni Poustevna feiern am 4. Juli

VVO

Neue Zugverbindung von Rumburk über Bad Schandau nach Decin
"Mit dem geplanten Betriebsstart am 4. Juli geht für die Schnitzer ein Wunsch in Erfüllung", freut sich Mike Ruckh, Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt. "Mit der neuen Zugverbindung liegt Sebnitz endgültig nicht mehr am Rand, sondern in der Mitte der Region." Die Bürgerschaft hatte sich seit 1990 für den Wiederaufbau der Gleisverbindung zwischen Sebnitz und dem tschechischen Dolni Poustevna engagiert.
Die neue Linie U 28 verbindet vorrausichtlich ab dem 4. Juli offiziell die Städte Rumburk, Sebnitz, Bad Schandau und Decin. Im Rahmen einer Besprechung mit den Bürgermeistern entlang der Strecke wurden heute erste Details zur geplanten neuen Bahnverbindung besprochen. Endgültig über die neue Linie entscheiden wird die Verbandsversammlung des Zweckverbands Verkehrsverbund Oberelbe (Z-VOE) in Ihrer Sitzung am 2. Juli. Rund um die Eröffnung planen die Stadt Sebnitz, die DB AG und der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) derzeit ein Bahnhofsfest. "Wir freuen uns, dieses Ereignis mit den Sebnitzern, den tschechischen Nachbarn und vielen Gästen zu feiern", betont Arndt Steinbach, Meißner Landrat und Zweckverbandsvorsitzender des Z-VOE. "Mit dem Festwochenende möchten wir alle zu Entdeckungen entlang der neuen Verbindung einladen."
Nach derzeitigem Stand der Planungen fahren ab Samstag, dem 5. Juli, die Züge der Linie bis zu achtmal täglich im Zwei-Stunden-Takt. "Mit dem Lückenschluss bekommt auch die Bahnstrecke durch das Sebnitztal eine Zukunftsperspektive", erklärt Michael Geisler, Landrat des Landkreises Sächsische Schweiz - Osterzgebirge und Aufsichtsratsvorsitzender des VVO. "Das neue Angebot ist ein weiterer Baustein beim Zusammenwachsen der sächsisch-böhmischen Grenzregion".
Die neue durchgehende Linie ist Bestandteil des tschechischen Regionalnetzes "Sluknovsko" und wird von der Tschechischen Bahn Ceske Drahy vorrausichtlich gemeinsam mit der DB Regie AG betrieben. Im Abschnitt Sebnitz - Bad Schandau verkehrt die neue Linie anstelle der Züge der Städtebahn Sachsen, deren Züge aus Pirna zukünftig in Sebnitz enden werden. Für den Fahrgast ändert sich außer der Farbe des Zuges wenig: Es kommen auch in Zukunft Triebwagen des Typs Desiro zum Einsatz. Fahrgäste bekommen weiterhin die Fahrkarte im Zug und auch auf dieser Linie gelten die WO-Kundengarantien. Zum Start der Linie wird es eine zweisprachige Broschüre geben, die neben Fahrplan und Tarifen auch eine Chronologie der Streckengeschichte umfasst. Darüber hinaus wird der VVO unter www.vvo-online.de zur neuen Verbindung informieren.

Sächsische Zeitung, Pirna, 15.04.2014

Ab Juli rollt der Zug von Sebnitz nach Tschechien

Die Arbeiten an der Bahnstrecke sind fast abgeschlossen. Wann der erste Zug fahren wird, war ein Geheimnis. Bis jetzt. Von Anja Weber

Es kann losgehen: Die Gleise sind fertig, nur am Bahnsteig wird der Wartebereich noch verschönert.

Jetzt ist es raus: Ab Juli rollen die Züge in Sebnitz über die Grenze Richtung Tschechien. Die Bauarbeiten an der Bahnstrecke gehen ihrem Ende entgegen. Derzeit wird noch an der Signaltechnik gearbeitet, um beide Bahnstrecken zusammenführen zu können. Außerdem lässt die Stadt noch das vorhandene alte Dach auf dem mittleren Sebnitzer Bahnsteig abbauen und die Treppenüberdachung erneuern. Damit die Passagiere künftig gegen Wind und Regen geschützt sind, werden zwei Wetterschutzhäuser mit Sitzplätzen aufgestellt.
Bauarbeiter, Techniker und Tarifplaner sind gut vorangekommen. In einer Beratung mit Bürgermeistern und dem Verkehrsverbund Oberelbe hat man sich jetzt darauf geeinigt: Der Lückenschluss wird am 4. Juli endgültig vollzogen. "Mit dem geplanten Betriebsstart geht für die Sebnitzer ein Wunsch in Erfüllung", sagt Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) erfreut. "Mit der neuen Zugverbindung liegt Sebnitz endgültig nicht mehr am Rand, sondern in der Mitte der Region." Die neue Linie U 28 verbindet ab Juli die Städte Rumburk, Sebnitz, Bad Schandau und Decin. Im Rahmen der Besprechung mit den Bürgermeistern entlang der Strecke wurden erste Details zur neuen Bahnverbindung besprochen. Endgültig über die neue Linie entscheiden will die Verbandsversammlung des Zweckverbands Verkehrsverbund Oberelbe am 2. Juli. Rund um die Eröffnung planen die Stadt Sebnitz, die Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund Oberelbe derzeit ein Bahnhofsfest. Nach dem jetzigen Stand der Planungen fahren ab Sonnabend, 5. Juli, die Züge der Linie U28 bis zu achtmal täglich, informiert VVO-Sprecher Christian Schlemper. Mit dem Lückenschluss bekomme auch die Bahnstrecke durch das Sebnitztal eine Perspektive, sagte in dem Zusammenhang Landrat Michael Geisler (CDU), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des VVO. Das neue Angebot sei ein weiterer Baustein zum Zusammenwachsen der sächsisch-böhmischen Grenzregion. Die neue durchgehende Linie ist Bestandteil des tschechischen Regionalnetzes "Sluknovsko" und wird von der Tschechischen Bahn Ceske drahy voraussichtlich gemeinsam mit der DB Regio AG betrieben. Im Abschnitt Sebnitz-Bad Schandau verkehrt die neue Linie anstelle der Züge der Städtebahn Sachsen, deren Züge aus Pirna künftig in Sebnitz enden werden.
Langes Warten auf Anschlusszug
Für den Fahrgast ändert sich außer der Farbe des Zuges laut VVO fast nichts. Der Zug von Rumburk über Sebnitz nach Bad Schandau wird demnach aller zwei Stunden fahren. Allerdings stößt ein Detail des künftigen Fahrplans schon jetzt auf Kritik. Wer zum Beispiel von Bad Schandau nach Neustadt will oder umgekehrt, wird künftig etwa eine Stunde Aufenthalt auf dem Sebnitzer Bahnhof haben. Diese Strecke mit dem Zug zu fahren, lohnt sich also ab Juli praktisch nicht mehr. Acht Zugpaare werden täglich auf der neuen Strecke Rumburk-Sebnitz-Bad Schandau im Einsatz sein. Gefahren wird mit Zügen der Bauart, wie sie bereits jetzt schon verkehren. Damit kann gesichert werden, dass auch künftig Fahrräder mit im Gepäck sein dürfen. Die konkreten Fahrpreise werden noch festgelegt. Sicher ist, dass es für die neue Linie U28 normale Tarife mit allen Angeboten wie Einzelticket, Wochenend- und Monatskarte geben werde, sagt der Verkehrsverbund. Die Tarife werden derzeit noch verhandelt. Von Rumburk nach Bad Schandau wird es auch eine regionale Zeitkarte geben. Bei einer Weiterfahrt nach Pirna muss dann noch eine Anschlusskarte gelöst werden.
Die Tickets können die Fahrgäste - wie bisher nicht möglich - im Zug kaufen. Jede Bahn hat einen Zugbegleiter. Dieser kann mittels eines Handterminals alle weiteren Tarife verkaufen, so auch Fahrscheine des Verkehrsverbundes Oberelbe. Zum Start der Linie wird es eine zweisprachige Broschüre geben, die neben Fahrplan und Tarifen auch eine Chronologie der Streckengeschichte beinhaltet. Der Verkehrsverbund Oberelbe informiert unter www.vvo-online.de zur neuen Verbindung.

Sächsische Zeitung, Sebnitz, 04.04.2013

BUDDELN FÜR DIE BAHN

NACH 21 JAHREN BEGINNT DER WIEDERAUFBAU DER ZUGSTRECKE SEBNITZ-DOLNI POUSTEVNA.
EINE GROßE SORGE ABER BLEIBT.
Von Thomas Möckel

Symbolische Baustarts bringen mitunter ungewöhnliche Geräte mit sich. Am Pfeiler der Eisenbahnbrücke über die Blumenstraße in Sebnitz lehnt eine Spaten-Armada ganz besonderen Stils: Das Blatt ist mattschwarz, auf dem Untergrund prangt silbern das Logo der Deutschen Bahn, auf dem Stil steht die Aufschrift "Baustart Lückenschluss Sebnitz-Dolni Poustevna 3.April 2013".
Beinahe zwei Dutzend lokale Politiker, Gesandte der Bahn und anderer Verbände stochern mit den starren Verwandten der Schaufel im halbgefrorenen Boden. Bürgerbewegte, die seit nunmehr zwei Jahrzehnten fordern, den Eisenbahngrenzübergang wieder in Betrieb zu nehmen, graben nicht mit. Den Schachtenden gelingt es kaum, den Boden zu lockern. Ein Bagger muss ran, um das Erdreich auszuheben. Es ist das erste sichtbare Zeichen eines großen Projektes.
Mit der zaghaften Buddelei hat die Deutsche Bahn gestern offiziell begonnen, die seit dem Zweiten Weltkrieg klaffende Lücke im Schienennetz zwischen Sebnitz und dem tschechischen Nachbarort Dolni Poustevna zuschließen. Sind die 600Meter Gleis verlegt und damit bedingte Arbeiten verrichtet, kann der binationale Bahnverkehr wieder starten. Im Sommer 2014, so ist es avisiert, könnte der erste Zug grenzüberschreitend rollen. Es wird wohl einer der Züge mit der längsten Verspätung in der Bahngeschichte sein.

Seit der Wende fordern Bahnbefürworter den sogenannten Lückenschluss. Menschen diesseits und jenseits der Grenze sehnten sich danach, dass sich die Regionen auch nahverkehrstechnisch wieder näherkommen. Doch oft sahen sich die Engagierten Zögerern und Zauderern gegen-über, die sich gegenseitig die Schuld für den Verzug zuwiesen, statt das Vorhaben zu forcieren. Unbeirrt davon organisierten die Bahnfreunde Demonstrationen, Unterschriftenaktionen und Sonderzugfahren -und ließen so über Jahre hinweg nicht locker, ehe sich etwas bewegte. Von denen stand gestern allerdings keiner im Mittelpunkt.
Wie bei offiziellen Anlässen üblich, geriet auch der symbolische Baustart zur Jubelarie der Offiziellen. Artur Stempel, Konzernbeauftragter der Deutschen Bahn für den Freistaat Sachsen, zeigte sich glücklich darüber, dass das Vorhaben nun realisiert wird. Landrat Michael Geisler (CDU) sah in dem Baustart einen großen Tag, Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) ein historisches Ereignis für Sebnitz, weil damit Grenzen überwunden werden und zwei Regionen zusammenwachsen. Und Burkhard Ehlen, Chef des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) wertet den Baustart als gutes Zeichen für die Region. Viele der bürgerbewegten Zuhörer zittern bei diesen Worten nicht nur vor Kälte.

Immerhin versäumen es die Redner nicht, auch die Engagierten zu erwähnen und sie für ihren Einsatz zu loben, die sich ihres Erfolges wohl bewusst sind. "Ich bin sehr glücklich und danke all jenen, die dazu beigetragen haben", sagt Klaus Fiedler, Koordinator der SPD-Arbeitsgruppe "Euroregion Elbe-Labe". Auch Petra Kaden von der Interessengemeinschaft Kohlmühle zeigte sich sehr glücklich und zufrieden über das Erreichte.
"Mir fällt echt ein Stein vom Herzen", sagt sie. Und André Hahn, Landtagsabgeordneter der Linken, gab sich zuversichtlich, dass der wohlfeilen Worte nun genug gewechselt seien und die Zeiten der gegenseitigen Schuldzuweisungen vorbei sind. "Die Anstrengung von verschiedenen Seiten hat sich gelohnt", sagt er. Längst aber ist nicht alles geschafft.

Damit die Jungfernfahrt im August 2014 gelingt, müssen die Arbeiter noch kräftig werkeln. Zunächst beginnen sie, eine neue, zweite Brücke über die Blumenstraße zu errichten. Die Überfahrt auf der Neustädter Strecke wurde schon vor einigen Jahren erneuert, damals gab es aber noch kein Baurecht für den zweiten Teil. Die alten Widerlager blieben jedoch stehen, an sie wird jetzt der neue Viadukt betoniert und die Zwischenräume verfüllt. Letztendlich entsteht eine zweigleisige Brücke.
"Damit wollen wir im Sommer fertig sein", sagt Benedikt Rothe, Leiter Regionalnetz Ostsachsen der DB Netz AG. Ab August beginnen die Fachleute, das neue Streckengleis vom Sebnitzer Bahnhof bis zur Grenze zu verlegen. Zuvor sichern Spezialisten noch Felsen am Bahndamm und demontieren die alten Schienen. Der Gleisbau soll im Oktober abgeschlossen sein. Parallel dazu erneuern Arbeiter das Gleis 5 im Sebnitzer Bahnhof und erhöhen die Bahnsteige auf 55 Zentimeter, damit Fahrgäste künftig bequem ein- und aussteigen können.
Zusätzlich installieren sie die sogenannte Weiche19, die einen reibungslosen Zugverkehr auf drei Gleisen im Sebnitzer Bahnhof ermöglicht. Anschließend wird die Signal-, Leit- und Sicherungstechnik installiert. Bund, Deutsche Bahn und VVO investieren rund drei Millionen Euro ins Vorhaben. Eine große Sorge bleibt dennoch. Damit die Bahnstrecke lange Bestand hat, müssen später möglichst viele Menschenmit dem Zug fahren. Derzeit werden Möglichkeiten ausgelotet, wie die Menschen überzeugt werden können, mehr mit dem Zug zufahren. "Da gibt es noch eine Menge Potenzial", sagt Petra Kaden. Ruckh plädiert ebenso dafür, die Kunden vom Angebot zu überzeugen, damit sich der jahrelange Aufwand auch gelohnt hat. Auch laut Geisler sei es äußerst wichtig, Fahrgäste auf die Strecke zu holen. Öffentlicher Nahverkehr sei Massenverkehr und ohne Reisende schlicht unmöglich.

Sächsische Zeitung, Sebnitz, 13.02.2013

Züge fahren ab 2014 über die Grenze

Wie der Zug ins Rollen kommt
Von Thomas Möckel

Ab August 2014 soll die Bahn von Sebnitz nach Tschechien fahren – wenn nicht wieder etwas dazwischen kommt.

Der Start des grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehrs zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna, seit über 20 Jahren gefordert, beginnt zunächst abseits der Gleise – mit einer Pflanzaktion. Noch bevor überhaupt eine Schwelle liegt, ließ die Bahn 21 Bäume sowie Büsche und Sträucher auf ein rund 800 Quadratmeter großes Areal an der Pestalozzistraße in Sebnitz setzen. Zu dieser Aktion ist die Bahn verpflichtet, sie muss Ausgleich für die Flächen schaffen, die künftig beim Gleisbau versiegelt werden.
Auch wenn das Projekt noch nichts direkt mit der Bahnstrecke zu tun hat, verdichten sich die Anzeichen, dass der Bau der Strecke in Kürze beginnt. Die SZ schildert, wie es beim den Vorhaben in nächster Zeit weitergeht.
Wann können die ersten Züge grenzüberschreitend fahren? In etwa anderthalb Jahren.
Nach Angaben der Deutschen Bahn könnte der erste Zug auf der dann wiederhergestellten Strecke zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna am 31. August 2014 fahren – vorausgesetzt, sämtliche Verträge sind erfüllt und der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hat den Nahverkehr auf dieser Linie bestellt.
Der Termin deckt sich in etwa mit den Zeitangaben, die bereits im Vorfeld kursierten. Fachleute gingen davon aus, dass es rund zwei Jahre ab Vertragsunterzeichnung dauern werde, ehe die ersten Züge rollen. Zweckverband Verkehrsverbund Oberelbe (Z-VOE) und Bahn hatten die notwendige Bau- und Finanzierungsvereinbarung im Juli 2012 unterschrieben.
Wann beginnt der Bau des eigentlichen Gleises? Voraussichtlich Ende diesen Jahres.
Nach Angaben der Deutschen Bahn soll das Projekt zum Bau des fehlenden Gleises im Sommer 2013 ausgeschrieben werden. Da das Vorhaben nicht europaweit ausgeschrieben werden muss, rechnet der Auftraggeber mit einem zügigen Bieter- und Vergabeverfahren. Generell wird das Projekt nicht insgesamt auf einmal ausgeschrieben, sondern jeweils nach einzelnen Gewerken. Mehrere Aufträge hat die Bahn schon ausgeschrieben und auch bereits vergeben.

Welche Vorarbeiten sind bis zum Gleisbau noch nötig? Es war zum einen die Pflanzaktion an der Pestalozzistraße. Die Arbeiten sind bereits abgeschlossen. Zudem haben Fachleute entlang der künftigen Bahntrasse Bäume fällen lassen, um Baufreiheit zu gewährleisten. Das Gelände, auf dem die ursprüngliche Bahntrasse einst verlief, war im Laufe der Jahre mächtig zugewachsen. Zudem müssen Handwerker an der Brücke über die Blumenstraße die Stützmauern sanieren und die Felsen mit Netzen sichern, damit sich keine Brocken lösen und herabstürzen. Vorgesehen ist weiterhin, das Gleis fünf im Sebnitzer Bahnhof zu erneuern, auf dem künftig die Züge von und nach Tschechien ein- und ausfahren. Notwendig ist ebenfalls, eine zusätzliche Weiche in Richtung Bad Schandau einzubauen, das Streckengleis zu verlegen sowie die Leit- und Sicherungstechnik anzupassen.
Wie viel Geld wird das Bahnprojekt kosten? Die Gesamtinvestition beträgt rund 2,8 Millionen Euro.
Für den Gleisbau hat die Bahn rund 1,8 Millionen Euro veranschlagt. Das Geld für das Vorhaben stammt überwiegend aus Mitteln des Bundes. Der Z-VOE investiert weitere 87 000 Euro – das ist der erforderliche Eigenanteil, den der Zweckverband aufbringen muss. Kann das ganze Projekt jetzt noch scheitern? Eigentlich nicht, denn alle Vorbereitungen und Arbeiten sind schon zu weit fortgeschritten.Allerdings könnte sich der Termin für den Start des grenzüberschreitenden Zugverkehrs noch verschieben.Laut Bahn sei dieser abhängig davon, ob und wann der VVO den Nahverkehr für diese Strecke bestellt. Der VVO hat aber bereits in der Bau- und Finanzierungsvereinbarung eine Garantie abgegeben, dass auf der Strecke 20 Jahre lang Züge fahren.
Die Hindernisse, die das Projekt jahrelang scheitern ließen – mangelnder politischer Wille, ungeklärte Finanzen, wechselnde politische Verhältnisse in Deutschland und Tschechien, die lange ungewisse Zukunft der Bahnstrecke von Pirna über Neustadt und Sebnitz nach Bad Schandau und fehlende Verträge – scheinen ausgeräumt, Verträge sind unterschrieben.

Sächsische Zeitung, Sebnitz, 20.07.2012

Der Weg fürs Gleis über die Grenze ist frei

Mit einer Unterschrift besiegeln Verkehrsverbund und Bahn den finalen Akt für den Lückenschluss zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna. Züge rollen aber deshalb noch lange nicht.
Von Thomas Möckel

Dass es etwas Zeit braucht, bis ein gestellter Antrag bearbeitet und der darin enthaltene Wunsch erfüllt ist, ist üblich. Dass sich ein solcher Vorgang auch mal über 21 Jahre hinzieht, mutet seltsam an. Günter Gebauer, früher Eisenbahner und Leiter des Sebnitzer Bahnhofes, beantragte schon kurz nach der Wende im neuen Kreistag, die 1945 gekappte Schienenverbindung zwischen Sebnitz und dem tschechischen Nachbarort Dolni Poustevna wiederherzustellen. 2012 kann er nun darauf hoffen, dass in zwei Jahren die ersten Züge wieder grenzüberschreitend rollen.
Theoretisch ist der Weg für den Aufbau des Eisenbahngrenzübergangs jetzt frei. Nach vielen Mühen und langem Ringen haben der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) und die Deutsche Bahn den finalen Akt für den Lückenschluss besiegelt. Mit einjährigem Verzug beschloss gestern der Verwaltungsrat des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberelbe (Z-VOE) den Bau- und Finanzierungsvertrag. Anschließend unterzeichnete der Z-VOE-Vorsitzende Arndt Steinbach sowie Artur Stempel, Konzernbeauftragter der Bahn für Sachsen, das Papier. Der Kontrakt eröffnet nun die Möglichkeit, das Vorhaben auszuschreiben und das Gleis zu bauen.
Sprung auf die Zielgerade
Bei all jenen, die sich schon ewig für die diese Bahnverbindung engagieren, überwog gestern die Freude.
"Ein wichtiger Schritt ist geschafft. Unsere Mühen haben sich gelohnt", sagt Petra Kaden von der Interessengemeinschaft Kohlmühle (IG). Die Truppe kämpft schon lange dafür, dass die Strecke Sebnitz- Bad Schandau erhalten bleibt und die Lücke nach Dolni Poustevna geschlossen wird. In dem Eisenbahngrenzübergang sieht Petra Kaden die Chance, dass die Bahnstrecke durch das Sebnitztal dauerhaft überlebt und aufgrund zusätzlicher Fahrgäste weiter belebt wird.
Auch der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) zeigte sich froh über den Vertragsschluss. "Mit dem Beschluss rückt die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna in greifbare Nähe. Ich bin heute", sagte er, "ein sehr glücklicher Mensch".
Mit dem neuen Gleis rücke Sebnitz aus seiner Sicht weiter aus der Randlage heraus. Der Eisenbahngrenzübergang eröffne neue wirtschaftliche und touristische Perspektiven. Zugleich gab er aber zu bedenken, dass man jetzt zwar auf die Zielgerade eingebogen sei, das Ziel allerdings erst noch erreicht werden müsse. Unterdessen frohlockte auch Klaus Fiedler, Koordinator der SPD Arbeitsgruppe "Euroregion Elbe/Labe", angesichts des unterzeichneten Vertrages. "Der Beschluss ist toll, er war längst überfällig", sagt er. Er erwarte nun, dass das Vorhaben zügig umgesetzt wird.
Noch zwei Jahre Wartezeit
Dabei sah es noch im Juni so aus, als ob aus dem Gleisbau erneut in absehbarer Zeit nichts werden würde. Die Bahn hatte den Vertragsentwurf trotz mehrerer anderslautender Zusagen erst wenige Tage vor der Verbandsversammlung an den VVO übergeben. Es blieb wenig Zeit, jeden Passus zu prüfen. Und es kam, wie es kommen musste: Weil der VVO mehrere Risiken - vor allem finanzieller Art - für sich im Vertrag erkannte, musste nachverhandelt werden. Dies gelang aber erst bis zur gestrigen Sitzung des Verwaltungsrates. Laut Steinbach seien die wirtschaftlichen Risiken des Baus jetzt kontrollierbar. Die Gesamtinvestition für den Bau beträgt rund 2,8 Millionen Euro. Das Geld stammt überwiegend aus Mitteln des Bundes. Der Z-VOE investiert zudem weitere 87 000 Euro - das ist der erforderliche Eigenanteil. Trotz des Vertragsschlusses wird so schnell kein Zug über die Grenze rollen. Von der Unterschrift bis zur Inbetriebnahme der Strecke veranschlagt die Bahn einen Zeitraum von rund 24 Monaten. Stempel versicherte aber, dass die Bahn jetzt mit aller Kraft daran gehe, das Vorhaben umzusetzen.
Ist es soweit, werden acht Zugpaare täglich im Zweistunden-Takt zwischen Sebnitz und Bad Schandau fahren. Die durchgehende Linie von Rumburk über Dolni Poustevna, Sebnitz und Bad Schandau nach Decin ist Bestandteil des tschechischen Regionalnetzes "Sluknovsko". Züge der Städtebahn aus Richtung Neustadt enden dann künftig in Sebnitz.

Sächsische Zeitung, Sebnitz 08.06.2012

Halt auf fast freier Strecke

Sebnitz
Für den Lückenschluss in Sebnitz steht das Signal nahezu auf Rot. Jetzt soll der Vertrag mit der Bahn nachverhandelt werden.
Bewegt sich nicht bald etwas, droht das Projekt in einem Fiasko zu enden.
Von Thomas Möckel

Den Demonstranten schwant nichts Gutes.
"Ich habe gehört, dass es heute wieder nichts wird", sagt Petra Kaden von der Interessengemeinschaft Kohlmühle. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern und anderen Bahnbefürwortern ist sie am Donnerstagmorgen zum Schloss Sonnenstein in Pirna gekommen.
Sie haben ihre Plakate und Transparente aufgebaut, sie fordern, nun endlich den neuen Eisenbahngrenzübergang in Sebnitz zu bauen. Drinnen im Schloss will gleich die Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) den letzten Akt vor einem möglichen Baustart für den Lückenschluss beschließen. Während die Protestler draußen für eine ernste Sache kämpfen, gehen die Mitglieder der Verbandsversammlung meist gut gelaunt und lächelnd in den Jugendstilsaal. Besonders eilig scheint es niemand zu haben, zum geplanten Sitzungsstart 10 Uhr fehlt noch etwa die Hälfte der Verbandsräte.
VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen erkundigt sich hektisch bei einem Mitarbeiter, ob man in dieser Konstellation überhaupt beschlussfähig sei. Erst mit fast 20-minütiger Verspätung wird die Sitzung eröffnet. Für den öffentlichen Teil mit wichtigen Punkten sind nur grob anderthalb Stunden eingeplant - für eine Tagesordnung mit immerhin 17 Punkten.
Als Arndt Steinbach, Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberelbe (Z-VOE), Punkt 14 aufruft, wird es schnell gewiss: Das Gerücht, das Petra Kaden aufschnappte, entpuppt sich als Tatsache. Das Projekt Lückenschluss zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna kommt an diesem Tag keinen entscheidenden Schritt weiter. Noch immer ist ungewiss, wann der erste Zug grenzüberschreitend rollt. Eigentlich wollte die Verbandsversammlung den von der Bahn vorgelegten Bau- und Finanzierungsvertrag beschließen. Dieser Kontrakt ist die letzte Hürde, die es zu nehmen gilt, danach hätten die Bauarbeiten ausgeschrieben werden können. Doch auch nach 21- jähriger Wartezeit gelang es nicht, diese Hürde zu überwinden.
Vertrag mit vielen Risiken
Eine Ursache ist, dass der Vertragsentwurf erst so spät vorlag. Das Papier war schon für 2011 angekündigt, dann spätestens für Februar 2012, letztendlich rang man der Bahn die Zusage ab, den Kontrakt bis Ende Mai zu liefern. Laut Ehlen traf der Vertrag am 24. Mai beim VVO ein, es blieben nur wenige Tage bis zur Verbandsversammlung, jeden Passus inhaltlich zu prüfen.
Das Ergebnis:
Für den VVO ist der Vertrag in jetziger Form nicht beschlussreif. Er enthält im Wesentlichen drei große Risiken für den VVO, die dieser minimieren will.
Erstens:
Das Projekt Lückenschluss wird mit Geldern des Bundes finanziert. Die Vereinbarung, die die Vergabe der Finanzen regelt, gilt aber nur bis Ende 2013. Für den Fall, dass der Bund sein Programm nicht fortsetzt, so hat die Bahn im Vertragsentwurf festgehalten, sollen VVO und Freistaat Sachsen die restliche, dann noch fehlende Finanzierung des Vorhabens übernehmen - was der VVO aber nicht leisten kann. Laut Ehlen habe der VVO daher bereits eine Anfrage ans Wirtschaftsministerium gestellt, dieses Risiko mitzutragen. Der Freistaat signalisierte zwar eine schnelle Antwort, eine konkrete Aussage gibt es noch nicht.
Zweitens:
Der Bund finanziert nicht das gesamte Vorhaben. Die DB Netz AG und die DB Station & Service AG müssen Eigenanteile aufbringen. Der VVO soll laut dem Vertragsentwurf fast den ganzen Eigenanteil letztgenannter Gesellschaft - rund 87 000 Euro - übernehmen. Finanziell ist das laut Ehlen möglich. Steigen aber die Baukosten und erhöht sich somit der Eigenanteil, wird es für den VVO finanziell riskant. Bitter enttäuscht
Drittens:
Der VVO soll eine Garantie abgeben, dass auf der Strecke 20 Jahre lang Züge fahren - und nicht nur zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna, sondern auf der Strecke von der Grenze über Sebnitz bis Bad Schandau. Der finanzielle Wert dieser Bestellgarantie beträgt rund neun Millionen Euro - gegenüber 2,8 Millionen Euro Baukosten. Der VVO will eine Bestellgarantie aber nur für die Strecke des Lückenschlusses abgeben. Nun wird nachverhandelt, Landrat Michael Geisler rang zumindest die Zusage ab, dass der nachverhandelte Vertrag spätestens Ende Juli dem Verwaltungsrat vorliegt und dann von diesem beschlossen wird. Passiert das nicht, droht ein Fiasko: Dann wird auch 2014 noch kein Zug über die Grenze fahren, die Tschechen warten weiter auf die für sie so wichtige Verbindung. Hiesige Bahnbefürworter fürchten schon ein generelles Aus für das Projekt. "Ich bin bitter enttäuscht", sagt Petra Kaden, "jetzt kann man wirklich nur noch hoffen, dass der Zeitplan eingehalten wird."

Sächsische Zeitung, Sebnitz 06.06.2012

Euroregion-AG fordert Ja zum Lückenschluss

Sebnitz
Die Bahntrasse zwischen Sebnitz und Tschechien soll im Landesverkehrsplan verankert werden. Bislang ist sie dort nicht zu finden.
Von Thomas Möckel

Die Mitglieder der SPD-Arbeitsgemeinschaft "Euroregion Elbe-Labe" wollen darauf drängen, dass der seit 21 Jahren geforderte Eisenbahngrenzübergang zwischen Sebnitz und der tschechischen Nachbarstadt Dolni Poustevna im sächsischen Landesverkehrsplan verankert wird. Derzeit sei im Kapitel "Eisenbahn" des Landesverkehrsplanes kein Hinweis auf das Thema Lückenschluss im Schienennetz zwischen den beiden Städten zu finden. "Wir erwarten, dass das korrigiert wird und der politische Wille mit der Festschreibung des Lückenschlusses im Plan entsprechend Ausdruck findet", sagt AG-Koordinator Klaus Fiedler. Eine entsprechende Stellungnahme mit der Forderung hat die AG in dieser Woche ans sächsische Wirtschaftsministerium an die Projektgruppe "Landesverkehrsplan" geschickt. Das Schreiben soll möglicherweise auch helfen, Irritationen aus der Welt zu schaffen. Die SPD-AG war äußerst befremdet darüber, dass das Thema Lückenschluss im Landesentwicklungsplan ersichtlich ist, der Landesverkehrsplan aber keinen Hinweis darauf enthält. Auch vermisst die Arbeitsgemeinschaft Angaben im Landesverkehrsplan, wie künftig mit der immer stärker werdenden Lärmbelästigung durch den Zugverkehr im engen Elbtal umgegangen werden soll. "Die Lebensqualität der Bewohner und Touristen wird dadurch erheblich beeinträchtigt.
Wir möchten, dass eine klare Aussage im Plan festgeschrieben wird, dass und wie der Krach minimiert werden soll", sagt Fiedler. Die AG beschäftigt sich traditionell stark mit dem Thema des öffentlichen Eisenbahn-Nahverkehrs.

Sächsische Zeitung, Sebnitz 05.06.2012

Finale am Prellbock?

Seit 21 Jahren wartet Sebnitz auf das Bahngleis nach Tschechien. Diese Woche soll das Signal auf Baustart oder Stopp gestellt werden.
Die Debatte ist mittlerweile grotesk, und es bleiben Zweifel, ob das Vorhaben überhaupt gelingt.
Von Thomas Möckel

Bezeichnender für die derzeitige Situation hätte das Bild nicht sein können.
Die Interessengemeinschaft Kohlmühle hatte Mitte Mai zu einer neuen Diskussion über den geplanten Eisenbahngrenzübergang zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna eingeladen. Auch viele tschechische Gäste - Bürgermeister, Bahnexperten, Tourismusfachleute - reisten an. Allesamt mit dem Auto. Es gibt keinen Zug, der sie bequem vom Nachbarland aus in den Bahnhof Kohlmühle gebracht hätte, obwohl seit 21 Jahren gefordert wird, die Gleislücke zwischen beiden Ländern zu schließen. Allerdings ist bislang nichts passiert. Der Sebnitzer Trassenabschnitt ist eine Art grünes Biotop mit Schotterfußboden.
Viele haben bis heute ihren Willen bekundet, die bis 1945 durchgängige Bahnlinie wiederzubeleben. Unzählige Engagierte haben das Projekt vorangetrieben und dazu gemacht, was es derzeit ist. Was fehlt, ist aber eine richtige einheitliche Linie, ein Machtwort von denen, die es entscheiden können, nach dem Motto: "Wir machen das". So ist die Debatte darüber inzwischen grotesk geworden. Beim x-ten Diskussionsforum dreht sich thematisch wieder alles im Kreis, ohne einen nennenswerten Fortschritt. So geht das jetzt seit Jahren. Gestandene Fachleute debattieren, als erörtere man eher die Ausstattung einer Modellbahnanlage, wobei nur noch nicht feststeht, ob nun der nächste Zug gekauft wird oder nicht. Längst ist die Grenze zur unfreiwilligen Komik überschritten - ginge es nicht um eine durch und durch ernsthafte Sache.
Seit 21 Jahren, seit dem ersten Antrag im Kreistag nach der Wende in dieser Sache, geht es um 600 Meter Gleis, technisch zumindest. Um 600 Meter Gleis, zwischen zwei Ländern, verbunden durch Europa.
Um ein Gleis, das Menschen und Regionen eint, mitten im Herzen des Kontinents. Aber es geht eben nicht nur um ein Gleis, die Lage ist komplizierter, das Verfahren ist lang und zäh. Es ist ein bürokratisches Behördenstück in unzähligen Akten, dem aber offensichtlich der Regisseur abhandengekommen ist. Das ist auch der Grund, warum hierbei so gezögert und gezaudert, verhindert und blockiert wird. An vielen Stellen stößt das Projekt Lückenschluss auf Widerstand.
Es fehlt vor allem der politische Wille. Sicher engagieren sich viele Vertreter politischer Parteien für das Projekt. Aber es fehlt die große Geste, ein klares Bekenntnis, vor allem von der regierenden Mehrheit. Dabei müsste ein Gleis nach Tschechien für die Landesregierung ein wunderbarer Brückenschlag sein. Müsste.
Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) wollte schon 2009 eine Runde mit Verantwortliche initiieren, um das Thema zu erörtern. Passiert ist das bislang nicht. Und auch bei Landrat Michael Geisler (CDU) drängt sich der Eindruck auf, er sei nur zögerlich für den Lückenschluss - sicher wohl wissend, dass auch der übrige Nahverkehr im Kreis finanziert werden muss, doch die finanziellen Mittel dafür immer knapper werde. Und - wenngleich nicht auf politischer Ebene - es kommt nicht erst seit gestern der Verdacht auf, dass das Projekt Eisenbahngrenzübergang in Sebnitz weder beim Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) noch beim Nahverkehrs-Zweckverband und bei der Bahn besonders hoch angebunden ist.
Offensichtlich wird auch das Thema öffentlicher Nahverkehr im ländlichen Raum eher stiefmütterlich behandelt. Das begann schon damit, dass der Freistaat Sachsen vor einigen Jahren den Nahverkehrsverbünden pauschal Zuschüsse in Millionenhöhe strich, um Geld zu sparen. Den Verbünden ihrerseits blieb kurzfristig nichts anderes übrig, als pauschal Strecken zu streichen. Dass das im Landkreis bislang nicht geschehen ist, ist nicht etwa einem neuen freistaatlichen Geldsegen zu verdanken. Rückverrechnete Entgelte mit der Bahn sorgten bislang dafür, dass es hier keine Einschnitte im Nahverkehr gibt. Dennoch ist das Nahverkehrsangebot im Kreis fernab der Hauptachsen eher dürftig, obwohl die Menschen hier gerade auf vernünftige Anbindungen angewiesen wären.
Natürlich verhinderten bislang auch finanzielle Gründe, dass die Gleislücke geschlossen wurde. Sicher, die Betreibung dieser einen Bahnlinie kostet soviel Geld wie der gesamte Busverkehr im Kreis. Und natürlich baut die Bahn kein Gleis für fünf Millionen, auf dem dann keiner fährt.
Und natürlich bestellt der VVO keine Züge, wenn das Geld nicht wieder eingespielt wird. Aber Nahverkehr müsste doch eigentlich so funktionieren: Man macht attraktive Angebote, sodass viele Menschen mitfahren und die Einnahmen mehren. Miesen Nahverkehr mit fehlenden Anbindungen anbieten und dann behaupten, es fahre niemand mit, ist sicher der falsche Ansatz.
Ausreden hin oder her: Die deutsche Seite hat sich sowieso schon blamiert, Außenstehende feixen längst über den lahmen Prozess. Verstehen kann das keiner, dass Tschechien in wenigen Monaten ein neues Gleis bis zur Grenze legt, auf deutscher Seite aber weiter Gestrüpp wuchert. Tschechien vertraut auf die deutschen Zusage, die Lücke zu schließen, ist jedoch bislang doch was böte die durchgängige Bahn für Vorteile: Die Zahl der Fahrgäste, vor allem aus Tschechien, würde sprunghaft ansteigen, weil dort die Bahn noch einen anderen Stellenwert hat als hierzulande. Die Fahrzeit von Rumburk nach Decin über Sebnitz würde sich um die Hälfte verkürzen. Und es gäbe eine Eisenbahn, die zwei Nationalparks umrundet - mehr sanfter Tourismus geht kaum. Es könnte zusätzliche Ausflugstipps geben, Wanderungen von Bahnhof zu Bahnhof, alles wäre rundum erschlossen. Bislang aber finden sich solche Konzepte, ja nicht einmal Ideen dafür, in keinem touristischen Portfolio.
Und es geht beim Lückenschluss nicht nur um das eine Gleis, es geht auch um die Existenz des Sächsische-Schweiz-Rings auf Dauer. Mit viel Glück hat die schon oft vor dem Aus stehende Strecke bis jetzt überlebt. Nach dem Fall Josef und seinen Querelen gab es die Zusage von der Bahn an Sebnitz, die Strecke zu erhalten. Und nach der Flut 2010 reparierte die Bahn die Schäden, weil sie dazu verpflichtet ist. Kommt aber der Lückenschluss nicht, kann man sicher auch ohne viel hellseherisches Geschick davon ausgehen, dass dann auch irgendwann das Ende des Sächsische- Schweiz-Rings besiegelt ist.
Das wäre in vielerlei Hinsicht schade: Für die Menschen fiele eine wichtige Anbindung weg, Touristen hätten ein Transportmittel weniger, die Bahn hätte seit 2001 vergeblich mehr als 17 Mio. Euro in die Strecke investiert. m 7. Juni nun will die VVO-Verbandsversammlung den Finanzierungsvertrag mit der Bahn zum Lückenschluss beschließen. Es ist der Schlussakt, bevor der Bau ausgeschrieben werden kann. Es wäre fatal, den Kontrakt nicht zu beschließen. Alles steht ja schon fest: Zug-Takt, Fahrplan, künftiger Betreiber. Der Grenzübergang eröffnet viele Möglichkeiten. Bleiben sie ungenutzt, ist die Blamage perfekt, es wird dann sicher nie eine grenzüberschreitende Bahn zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna geben. Kommt der Lückenschluss aber, dann sollten auch die Menschen in der Region dafür sorgen, dass er bleibt - und wieder öfter Zug fahren.

Sächsische Zeitung, Sebnitz 16.05.2012

Weiter warten auf den Zug

21 Jahre dauert inzwischen der Kampf um den Bahngrenzübergang in Sebnitz. 2014 könnte nun der erste Zug rollen. Könnte.
Von Thomas Möckel

Der kleine Wartesaal im kleinen Bahnhofsgebäude von Goßdorf-Kohlmühle muss sich wohl etwas verwirrt vorgekommen sein. Selten hatten in letzter Zeit so viele Gäste in ihm gesessen wie am Montagabend. Zwar fährt aller zwei Stunden noch ein Zug durch den Hohnsteiner Ortsteil und hält auch da, viele Reisende steigen aber nicht ein oder aus. Oft sind es ein paar Touristen, meist aber Einheimische. Für Pendler aus dem Ort ist die Bahn eine gute und günstige Alternative, das tief im Tal gelegene Dorf zu verlassen und wieder zu erreichen. Eine Truppe engagierter Bahnfreunde - die Interessengemeinschaft Kohlmühle - macht sich schon seit einiger Zeit dafür stark, die Bahnlinie von Bad Schandau durchs Sebnitztal hinauf bis Neustadt zu erhalten. Und um zusätzliche Fahrgäste in den Zug zu bekommen, kämpft sie auch für den Bau des Eisenbahngrenzüberganges zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna. Fachleute sollten nun auf einem von der IG organisierten Forum Auskunft geben, wann endlich der erste Zug grenzüberschreitend rollt. Das Interesse an dem Thema war derart groß, dass die Diskussion sogar per Kamera und Rechner in einen Nebenraum übertragen werden musste.
Was verbirgt sich hinter dem Projekt Lückenschluss?
Menschen beidseits der Grenze, Bahnfreunde, Tourismus-Fachleute und Kommunalpolitiker fordern bereits seit 1990, die bestehende Lücke im Schienenstrang zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna zu schließen, damit Züge wieder grenzüberschreitend rollen können. Sie sehen den Lückenschluss nicht als Streckenneubau, sondern als Rückkehr zum Urzustand. Seit 1945 fehlen zwischen den beiden Nachbarstädten rund 600 Meter Gleis, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges demontiert wurden. "Wir reden nicht über einen Neubau, sondern eine Strecke, die seit 135 Jahren im Bestand ist", sagt der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU). Niemand könne sich leisten, eine solche Strecke infrage zu stellen oder aufzugeben.
Welche Hindernisse gibt es derzeit noch?
Auf dem Weg zum Lückenschluss fehlt jetzt nur noch ein wichtiger Baustein. Die Deutsche Bahn als Eigentümer der Strecke und der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) müssen noch eine sogenannte Finanzierungsvereinbarung unterschreiben, die die Details des Vorhabens regelt. Eigentlich soll dieser Vertrag auf der VVO-Verbandsversammlung am 7. Juni beschlossen werden. Noch aber liegt der Entwurf dem VVO - obwohl schon für Februar zugesagt - nicht vor. Nach Angaben von Hartmut Freitag, Leiter Anlagenplanung Regionalnetze bei der Deutschen Bahn, soll der Vertragsentwurf aber spätestens am 20. Mai beim VVO sein. Holger Dehnert vom VVO sagte zu, dass der geplante Beschluss weiterhin auf der Tagesordnung der Verbandsversammlung stehe. Der Verkehrsverbund müsse den Vertragsentwurf nur noch einmal vorab prüfen, das dauere allenfalls zwei Tage.
Wann kann dann der erste Zug über die Grenze rollen?
Sollte die Finanzierungsvereinbarung beschlossen werden, rechnet Hartmut Freitag mit rund zwei Jahren bis zur ersten Zugfahrt. Sobald die Tinte unter dem Vertrag trocken ist, kann die Bahn das Vorhaben ausschreiben. Erste Aufträge könnten Anfang 2013 vergeben werden, im Frühjahr könnte der Bau beginnen.
Wird der VVO die Strecke dann auch bedienen?
In der Finanzierungsvereinbarung mit der Bahn muss der VVO auch eine langfristige Bestellgarantie für den Bahnverkehr auf der Strecke abgeben - damit die Bahn nicht von vornherein Geld in ein zum Scheitern verurteiltes Projekt investiert. Für wie lange genau, darüber wird derzeit noch verhandelt. Eine langfristige Bestellgarantie kann der VVO laut Holger Dehnert allerdings nur unter der Voraussetzung abgeben, dass der Freistaat Sachsen die Zuschüsse für die Verkehrsverbünde nicht weiter kürzt.
Ist die Finanzierung für den Bau der Strecke gesichert?
Der Bau des Eisenbahngrenzüberganges kostet rund fünf Millionen Euro. Laut Dehnert ist diese Finanzierung gesichert - die Mittel kommen vom Bund, in dessen Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung das Vorhaben ziemlich weit vorn eingeordnet ist.
Gibt es für die Strecke schon ein Betriebsprogramm?
Ja, es steht schon seit Ende 2010 fest. Züge von Rumburk nach Decinm über Sebnitz und Bad Schandau sollen im Zweistunden-Takt fahren. Täglich sind acht Zugpaare geplant. Die Strecke wird als "U 28" Bestandteil des tschechischen Regionalnetzes "Sluknovsko". Laut Jakub Jerabek, Abteilungsleiter Verkehr in der Bezirksbehörde Usti, ist die Strecke sowohl im derzeit geltenden Verkehrsplan sowie im Verkehrsvertrag mit der tschechischen Bahn als wichtiges Projekt fest verankert. Der Fahrplan ist bereits so genau geplant, dass Menschen aus dem Schluckenauer Zipfel beispielsweise in Decin die Anschlüsse nach Dresden und Prag in kurzer Umsteigezeit erreichen können.
Wie reagiert Tschechien auf den Verzug in Deutschland?
Miroslav Jemelka, mittlerweile in fünfter Amtszeit Bürgermeister von Dolni Poustevna und seit 21 Jahren Verfechter des Bahngrenzübergangs, sieht nun die deutsche Seite in der Pflicht. "Es gibt bereits beiderseitige Abkommen, die müssen endlich erfüllt werden", sagt er. Diese Verbindung sei sehr wichtig für den Schluckenauer Zipfel, Tschechien sei seinen Verpflichtungen bereits nachgekommen. Ein neues Gleis liegt inzwischen bis zur Grenze, der Betrieb auf der Strecke ist schon seit Jahren bestellt. "Eine Entscheidung sollte nun zugunsten der Menschen beidseits der Grenze fallen", sagt Jemelka.

Sächsische Zeitung, Sebnitz 05.11.2011

Bund finanziert den Lückenschluss doch

Freistaat und Bahn haben sich geeinigt. Gebaut wird die Strecke von Sebnitz nach Dolni Poustevna aber deswegen noch lange nicht.
Von Anja Weber

Das Geld für die geplante Eisenbahnstrecke zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna ist gesichert. Die Baukosten wird der Bund stellvertretend für die Deutsche Bahn übernehmen. Das bestätigt Bahnsprecherin Änne Kliem. Vertreter der Bahn-Tochter DB Netz und des Sächsischen Wirtschaftsministeriums hätten sich jetzt darauf geeinigt. Bislang war strittig, wer den Ausbau der Trasse zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna bezahlt. Der Bund lehnte das noch bis letzten Monat ab, mit der Begründung, dass die Strecke ein Neubau und keine Altlast sei. Nun erkenne er die Altlast an.
Doch selbst wenn der Bund jetzt das Geld für den Lückenschluss locker macht, ist der noch immer nicht in Sack und Tüten. Das Bekenntnis der Bahn zwingt jetzt jedoch den Verkehrsverbund Oberelbe und den Freistaat, ihren Part zu erfüllen. Denn von ihren Forderungen weicht die DB Netz nicht ab, sagte Bahnsprecherin Kliem.

VVO muss Vorgaben erfüllen

Dringende Voraussetzung für die Millioneninvestition ist demnach eine langfristige Bestellgarantie vom Verkehrsverbund Oberelbe.
Abgesichert wird die durch einen Finanzierungsvertrag zwischen der DB Netz und dem Verkehrsverbund. Wesentlicher Bestandteil des Vertrages sind die Anzahl der künftig verkehrenden Züge sowie eine langfristige Bindung, um die Wirtschaftlichkeit abzusichern. Eine verbindliche Aussage dazu seitens des Verkehrsverbundes Oberelbe steht noch aus. So fehlen derzeit noch Angaben vom Freistaat über eine langfristig gesicherte Finanzierung der Strecke, sagt Änne Kliem.
Auch das Votum der Zweckverbandsversammlung steht noch aus. Laut Verkehrsverbund soll der Finanzierungsplan voraussichtlich im Februar nächsten Jahres vorliegen. Im Sommer werde dann über den Bau entschieden. So sieht es zumindest der Grobplan vor. Im Sebnitzer Rathaus wurde das Ergebnis des Treffens positiv aufgenommen. Die Entscheidung sei mit Blick auf die Realisierung des Vorhabens ein Riesenfortschritt, sagt Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU). Da die Bahn bzw der Bund die Bauleistung finanzieren muss, gibt es keine Vorgaben in Sachen Mindestfahrgastzahlen.
CDU-Stadtrat Günther Gebauer, der sich seit der Wende für den Lückenschluss einsetzt, ist positiv überrascht von der plötzlichen Kehrtwende der Deutschen Bahn "Die Entscheidung ist gut, denn damit hören endlich die Streitereien auf. Jetzt ist der VVO wieder am Zug", sagt er. Auch Lückenschluss-Kämpfer Klaus Fiedler von der SPD-AG Euroregion Elbe-Labe freut sich über den Fortschritt. Skeptisch bleibt er dennoch. "Ich glaube es erst, wenn ich die ersten Baumaschinen sehen werde", sagt er. Unzumutbar sei jedoch die lange Laufzeit bis zur Verwirklichung des Projektes. "Im Klartext heißt das, dass die Verbandsversammlung des VVO im Sommer 2012 erst ihr Votum zum Bau abgeben kann", sagt Fiedler. Und er hofft, dass dann die Maßnahmen zeitlich so greifen, dass die tschechischen und deutschen Fahrgäste nicht noch Jahre bis zur Inbetriebnahme der Bahnverbindung warten müssen.
Der nächste entscheidende Termin ist jedoch erst einmal der 1. Dezember, wenn die Verbandsversammlung des VVO über das Betriebskonzept berät.

Sächsische Zeitung, Sebnitz 11.11.2010

Bahn frei: Ab 13. November rollen wieder Züge

Die Flutschäden an der Strecke von Sebnitz nach Bad Schandau sind beseitigt. Aus diesem Anlass sind mehrere Aktionen geplant.
Von Thomas Möckel

Sebnitz/Bad Schandau

Trotz der derzeit ungewissen Zukunft des Sächsische-Schweiz-Rings werden auf dem Streckenabschnitt von Sebnitz nach Bad Schandau zunächst wieder Züge rollen. "Ab 13. November können die Züge der Regionalbahn 71 wieder planmäßig fahren", sagt Bahnsprecherin Änne Kliem. Der erste Zug startet 6.55 Uhr in Neustadt.
Der Teilabschnitt war seit 8. August gesperrt, weil die Augustflut an einigen Stellen die Gleisanlagen beschädigt hatte. Am stärksten betroffen waren die Bereiche zwischen Porschdorf und Rathmannsdorf sowie zwischen Mittelndorf und Goßdorf-Kohlmühle. So unterspülten Bäche den Bahndamm, die Gleise hingen teilweise in der Luft. An anderer Stelle lagen Schlamm und Geröll auf den Schienen.
Anfang November begann die Bahn, die Schäden zu reparieren. Fachleute setzen den Unterbau instand, sanierten Brücken und Durchlässe und beräumten die Gleise.

Nur das nötigste Geld investiert
Weil aufgrund der sächsischen Sparpläne im Nahverkehr dem Abschnitt Sebnitz-Bad Schandau möglicherweise das Aus droht, ließ die Bahn die ramponierte Strecke nur mit minimalem Aufwand rekonstruieren. Rund 75 000 Euro investierte die Bahn. Um aber alle Schäden zu beseitigen und die Strecke gegen künftige Flutschäden zu sichern, sind weit über 300 000 Euro nötig. Das Geld soll jedoch erst fließen, wenn die Strecke mittel und langfristig erhalten bleibt.
Vorerst überwiegt in der Region aber die Freude darüber, dass die Züge überhaupt wieder rollen. Anlässlich der Wiedereröffnung der Strecke sind am 13. November mehrere Aktionen geplant.
So lädt der Sebnitzer CDU-Stadtverband alle Interessierten zu einer Bahnfahrt ein. Treff ist 13 Uhr am Sebnitzer Bahnhof. Zudem spielt das Sebnitzer Jugendblasorchester, auch ein kleiner Imbiss ist vorbereitet. "Ich hoffe, die Sebnitzer nutzen die Chance und zeigen nicht nur Präsenz, sondern fahren auch mit dem Zug", sagt der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU).
Die Einwohner von Goßdorf-Kohlmühle sowie der Schwarzbachbahnverein veranstalten ebenso ein Fest und wollen zugleich gegen die Schließung der Strecke protestieren. Geplant ist eine Fahrt mit dem Zug ab 13.04 Uhr von Neustadt, Zustiege sind 13.22 Uhr in Sebnitz und 13.37 Uhr in Kohlmühle möglich. Retour geht es 14.22 Uhr ab Bad Schandau. In Kohlmühle warten dann Kaffee und Kuchen auf die Gäste.

Sächsische Zeitung, Sebnitz 19.10.2010

Bahn will zerstörte Gleise reparieren

Von Thomas Möckel

Sebnitz/Bad Schandau
Ab Mitte November sollen wieder Züge von Sebnitz nach Bad Schandau rollen.
Für wie lange, ist aber weiterhin ungewiss.

Im Kampf um eine wieder intakte Bahnstrecke haben Bahnbefürworter und Anliegergemeinden einen Erfolg errungen. Knapp drei Monate nach dem Augusthochwasser sicherte die Deutsche Bahn jetzt zu, die Flutschäden auf dem Abschnitt des Sächsische-Schweiz-Rings zwischen Sebnitz und Bad Schandau zu beseitigen. Allerdings beschränken sich die Arbeiten zunächst darauf, die ramponierten Gleisanlagen wieder in einen befahrtauglichen Zustand zu versetzen. Nach SZ-Informationen will die Bahn Schienen und Gleisbett vom 4. bis 12. November sanieren lassen. "Spätestens ab Mitte November kann der Verkehr wieder aufgenommen werden", sagt Bahnsprecherin Änne Kliem.
Der starke Regen und das Hochwasser im August hatte den Streckenabschnitt zwischen Sebnitz und Bad Schandau an mehreren Stellen stark beschädigt. Laut der Bahnsprecherin sind die größten Schäden zwischen Porschdorf und Rathmannsdorf sowie zwischen Mittelndorf und Goßdorf-Kohlmühle aufgetreten. So unterspülten beispielsweise Bäche den Bahndamm, die Gleise hängen teilweise in der Luft. An anderer Stelle lagern Geröll und Schlamm auf den Schienen. Zudem beschädigte das Wasser insgesamt 21 Brücken und einen Durchlass. Rund 75000 Euro investiert die Bahn zunächst, damit die Züge zumindest wieder gefahrlos über die Strecke rollen können.
Die Bahn zögert
Fahrgäste und Anliegergemeinden hatten die Bahn in der vergangenen Zeit mehrfach dazu gedrängt, die Bahnlinie wieder zu sanieren - zumal die Bahn nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz auch verpflichtet ist, beschädigte Strecken in einen betriebssicheren Zustand zu versetzen. Erst kürzlich warf der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) in einem Brief der DB Netz AG vor, sie verzögere die Arbeiten wegen der ungewissen Zukunft der Bahnstrecke. Er forderte die Bahn auf, die Versäumnisse umgehend zu korrigieren. Die Bahn ihrerseits weist die Vorwürfe indes zurück. Für die lange Dauer bis zur Reparatur sei vielmehr ursächlich, dass die Bahn nach Rückgang des Wassers zunächst die Schäden aufnehmen, bewerten, dokumentieren, Angebote einholen und Baukonzepte erarbeiten musste. "Ein früherer Baubeginn war aufgrund gebundener Kapazitäten nicht möglich", sagt Änne Kliem. Allerdings zögert die Bahn derzeit, größere Summen in die Strecke zu investieren, obwohl das Ausmaß der Schäden weitaus höher liegt als die Reparaturkosten. Die Folgen der Flut beziffert die DB Netz AG auf rund 290 000 Euro. Zudem sind zusätzlich 100 000 Euro für ein Bauwerk nötig, das verhindert, dass die Strecke künftig erneut überspült wird.
Investition wird wertlos
Hinderlich für den nötigen Geldfluss ist aus Sicht der Bahn vor allem der Umstand, dass der Freistaat Sachsen ab dem kommenden Jahr die Zuschüsse für den öffentlichen Nahverkehr kürzen will. Sofern der Landtag diesen Kahlschlag im Dezember mit dem Haushalt beschließt, plant der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) unter anderem bereits das Aus der Bahnstrecke zwischen Sebnitz und Bad Schandau. Die Bahn argumentiert nun, ein Einsatz von mindestens 250 000 Euro in die Sanierung sei nur gerechtfertigt, wenn der Verkehr auf dieser Linie nicht abbestellt wird. Andernfalls würde diese Investition wertlos.
Zur Frage, ob die Bahn im Fall eines Strecken-Aus bereits getätigte Investitionen zurückfordern könnte, will sich das Unternehmen nicht artikulieren. Zu den vertraglichen Regelungen mit dem VVO äußere man sich nicht in der Öffentlichkeit, heißt es seitens der Bahn. Unterdessen wirbt die Bahn aber dafür, dass die Stadt Sebnitz und die Region gemeinsam mit dem VVO den Verkehr auf der Linie mittel und langfristig sichern.

Amtsblatt Bad Schandau 17/2010

Wenn der Freistaat Mittel kürzt, fahren im VVO weniger Züge
Folgen sind besonders für alle Kunden einschneidend

Der Freistaat Sachsen hat im Juni 2010 angekündigt, den fünf sächsischen Verkehrsverbünden ab 2011 für zwei Jahre die Finanzmittel um 7,5 Prozent zu kürzen, um so jährlich rund 30 Millionen Büro einzusparen. "Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) musste demnach mit etwa 8,4 Millionen Büro weniger auskommen, was für unsere Kunden dramatische Folgen hat", sagten der Zweckverbands-vorsitzende Arndt Steinbach und der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Geisler. Falls der Freistaat dieses Szenario wie beabsichtigt umsetzt, haben die Verbandsräte des WO keine Wahl und müssen über einschneidende Veränderungen im Nahverkehr entscheiden. Die Folgen wurden bereits intern beraten.
Letztendlich muss in allen Bereichen gekürzt werden. Resultat des Ganzen sind: weniger Züge, eine nochmalige Erhöhung der Fahrpreise sowie ein Stopp aller Investitionen bezüglich dem Bau von Park+Ride-Plätzen und Übergangsstellen sowie bei innovativen Projekten. "Tritt die Finanzkürzung wie geplant ein, wird das Verkehrsangebot im gesamten Verbundraum deutlich schlechter", fasst Arndt Steinbach zusammen. Wenn der Freistaat bei seiner Linie bleibt, fahren ab 2011 keine Züge mehr zwischen Meißen und Nossen sowie zwischen Neustadt und Bad Schandau, so der VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen. In den Monaten November bis zum 31. März endet jeder zweite Zug der S-Bahn-Linie S 1 in Pirna, so dass Schöna nur noch im Stundentakt erreicht wird. An Wochenenden wird der Zugverkehr zwischen Dresden und Königsbrück durch Busse ersetzt. Auch die beiden Schmalspurbahnen im WO - Lößnitzgrund - und Weißeritztalbahn - fahren nur noch nach einem reduzierten Fahrplan. Zudem müssen sich die Fahrgäste ab 1. April 2011 auf eine zusätzliche Erhöhung der Fahrpreise um fünf Prozent einstellen, um die dann fehlenden Ausgleichszahlungen zur Anwendung des VVO-Tarifs zu kompensieren.
"Momentan sieht der WO wenig Handlungsspielraum angesichts der beabsichtigten Einsparungsdebatte durch den Freistaat", sagt Arndt Steinbach. Schließlich sind bereits alle Fahrpläne bestellt noch bevor der Landtag entschieden hat und die angekündigten Kürzungen überhaupt in Kraft getreten sind. Zudem warnten die Landräte Arndt Steinbach und Michael Geisler vor den Folgen. Zwar sehen die Pläne des Freistaates die Kürzungen nur für zwei Jahre vor, aber: "Für 2014 ist auf Bundesebene eine Revision der Regionalisierungsmittel für den Schienenpersonennahverkehr vorgesehen."
Grundlage für deren Verteilung durch den Bund sind immer die aktuellen Leistungen in diesem Bereich. "Wir befürchten, dass alles was jetzt gekürzt werden muss, ab diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht mehr zur Verfügung steht. Mit anderen Worten heißt das nichts anderes, als dass alle Züge, die ab 2011 nicht mehr im WO fahren, nie mehr fahren."
Folgen im Schienenpersonennahverkehr
Einen wesentlichen Anteil der Einsparungen könnten durch die Abbestellung der Leistungen im Schienenpersonennahverkehr erreicht werden. Da jedoch mit Unternehmen wie DB Regio (u. a. Dresdner S-Bahn, Verbindung Dresden-Leipzig) und der Eisenbahngesellschaft Potsdam (u. a. Sächsische Schweiz-Ring, Verbindung Dresden-Königsbrück) langfristige Verkehrsverträge geschlossen wurden, werden diese dem WO so genannte Remanenzkosten in Rechnung stellen. Schließlich haben sich die Eisenbahnverkehrsunternehmen für den Betrieb auf ihren Strecken Züge angeschafft sowie Personal eingestellt. Betrieb der Schmalspurbahnen Lößnitzgrundbahn und Weißeritztalbahn fahren weiterhin, da hierein Verkehrsvertrag mit der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) bis Ende 2022 besteht. Eher schwach nachgefragte Früh- und Abendzüge werden dennoch ersatzlos gestrichen. Eine reguläre Abbestellung des gesamten Angebotes ist nicht möglich, da sonst Rückforderungen verbauter Fördermittel in Höhe von etwa 20 Millionen Büro an die SDG seitens des Freistaates Sachsen und des Bundes gestellt werden. Schließlich wurde der Wiederaufbau der Weißeritztalbahn zwischen Freital-Hainsberg und Dippoldiswalde nur gefördert, weil dort ein regulärer Linienverkehr stattfindet. Weitere Tarifanpassung in Höhe von fünf Prozent wird zur Verbundfinanzierung notwendig Momentan zahlt der Zweckverband seinen 13 Partnerverkehrsunternehmen jährlich 7,5 Millionen Büro als Ausgleichzahlung. Diese dient insbesondere der Anwendung des einheitlichen Verbundtarifs. Seit Bestehen des WO 1998 ist es so, dass alle Partnerverkehrsunternehmen diese Zahlungen erhalten. Im ganzen WO gilt ein Fahrpreis, so dass beim Wechsel des Verkehrsmittels kein weiteres Ticket gekauft werden muss. Gäbe es den einheitlichen Tarif nicht, musste beispielsweise ein S-Bahn-Nutzer aus dem Umland erneut ein Ticket lösen, um per Straßenbahn zu seinem Arbeitsplatz in Dresden zu kommen. Das wären zwar höhere Einnahmen für die einzelnen Verkehrsunternehmen, aber für den Kunden wird es folglich deutlich teurer und komplizierter. Da jedoch die Entlastung der Innenstädte das Ziel eines Verkehrsverbundes ist, wird das mit einem einheitlichen Tarif unterstützt.
Wenn diese so genannten Durchtarifierungsverluste nicht mehr durch den WO ausgeglichen werden, fehlen den Verkehrsunternehmen diese Gelder. Wenn die Unternehmen das wünschen, schlägt der WO seinen Partnern die Möglichkeit vor, die fehlenden Einnahmen durch eine außerordentliche Tariferhöhung zu kompensieren. Infolgedessen müssen alle Kunden mit höheren Ticketpreisen rechnen. "Was eine Anhebung um fünf Prozent nach nur sechs Monaten für Folgen hat, lässt sich schlecht prognostizieren, da es so eine Situation deutschlandweit noch nie gab", so Arndt Steinbach, "ich befürchte jedoch, dass dann viele unserer Kunden auf das Auto umsteigen." Die außerordentliche Tariferhöhung am 1. April 2011 sei jedoch notwendig, um weitere 2,2 Millionen Büro zu sparen. Keine weiteren Investitionen möglich Schlussendlich ist der WO ab 2011 nicht mehr in der Lage, sein bisheriges Investitionsprogramm weiter zu führen. Das bedeutet, dass Vorhaben wie der Bau neuer Übergangsstellen und P+R-Plätze sowie das Engagement bei innovativen Projekten aufgegeben wird.

Verkehrsverbund zieht die Notbremse, Sächsische Zeitung, Sebnitz 09.09.2010

Dresden und die Landkreise im Umland schnüren ein Sparpaket für Bus und Bahn. Umgesetzt wird es nur, wenn der Freistaat seine Zuschüsse wirklich kürzt.

Von Domokos Szabó
Die Vertreter der Stadt Dresden und der Landkreise Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Bautzen haben gestern ein millionenschweres Sparpaket für Bus und Bahn beschlossen. Damit reagiert der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) auf Kürzungspläne der Landesregierung (die SZ berichtete mehrfach). "Wir wollen dem Freistaat deutlich machen, dass die Kürzungen nicht zu kompensieren sind. Sie führen zu erheblichen Einschnitten im Nahverkehr", sagte VVO Vorsitzender Arndt Steinbach (CDU) auf der Verbandsversammlung in Wilsdruff. Die einzelnen Sparmaßnahmen stießen in der Versammlung je nach Betroffenheit auf unterschiedliches Echo.
Namens des Landkreises Meißen zum Beispiel lehnte Steinbach die Streichung der Züge zwischen Meißen und Nossen ab. Währenddessen wandte sich der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gegen die Einstellung des Bahnverkehrs zwischen Neustadt und Bad Schandau. Auch für die Ausdünnung des S-Bahn- Fahrplans für die Strecke Pirna - Bad Schandau gab es von dieser Seite keine Zustimmung. Der Landkreis Bautzen hielt es wiederum für nicht zumutbar, die Züge zwischen Dresden und Königsbrück an Wochenenden durch Busse zu ersetzen. Dresden votierte unterdessen gegen eine vorgezogene Erhöhung der Fahrpreise - nach der turnusmäßigen Tarifanpassung im November 2010 sollen die Tickets bereits im April 2011 nochmals teurer werden. Im November steigen die Preise durchschnittlich um 3,2 Prozent. Eine Einzelfahrt wird künftig statt 1,90 Euro 2 Euro kosten. Die Monatskarte für eine Zone (außer Dresden) verteuert sich von 38 auf 39,50 Euro. Ab April müssten die Kunden noch mal fünf Prozent mehr berappen.
Der VVO soll auch bei sich sparen Auch der geplante Wegfall von Früh- und Abendzügen auf den Schmalspurbahnen ging nicht einstimmig durch: Pirna war dagegen, Meißen enthielt sich der Stimme. Der Dresdner Verbandsrat Jens Matthis (Die Linke) kritisierte das Ganze als "besonders unglaubwürdige Symbolpolitik". Er hatte jedoch nicht ganz Recht: Die Vertreter des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sagten nicht nur in eigener Sache Nein; sie sprachen sich gegen jegliche Streichung von Bahnverbindungen aus. Trotz der wechselnden Mehrheiten wurden aber alle Vorschläge angenommen. Beim Punkt Infrastrukturprogramm herrschte sogar Konsens: Bis 2020 würden danach Pläne zum Bau von Pendlerparkplätzen, zur Sanierung von Bahnübergängen und zu anderen Vorhaben in der Schublade bleiben. Auch dem Vorschlag aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, der VVO soll bei sich sparen, wurde einstimmig gefolgt. Bis zu 500 000 Euro könnten nun z.B. im Marketing-Etat gestrichen werden. Bei einem Jahresbudget von 111 Mio. Euro rechnet der VVO mit einem jährlichen Minus von 8,4 Mio. Euro. Ob wirklich gekürzt wird, entscheidet der Landtag voraussichtlich im Dezember.

Keine Züge Neustadt - Bad Schandau? Wochenkurier Pirna 01.09.2010

Keine Züge Neustadt - Bad Schandau?

Von C. Wolodtschenko
Sparpläne der Regierung führen im WO zu rigiden Einschnitten - lässt sich das die Lokalpolitik bieten? "Ich bin gespannt, was mich heute hier erwartet. Dass die Region eine traumhafte Landschaft besitzt, weiß ich. Aber die müssen Einheimische und Touristen auch erreichen", sagt Eva Jähnigen, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, ehe sie in Pirna in den Zug steigt.
Landkreis
Von da aus geht es via Stolpen, Neustadt nach Sebnitz und Bad Schandau, auf dem Sächsische-Schweiz-Ring. Nach den Sparvorschlägen des Freistaates für den WO steht auch der auf der "Abschussliste". Kürzt der Freistaat seine Mittel, stehen dem WO 8,4 Millionen Büro weniger zur Verfügung. Vor wenigen Tagen hat der WO dieses Horrorszenario durchgespielt. Das Verkehrsangebot würde deutlich schlechter. "Bleibt der Freistaat bei seiner Linie, fahren ab 2011 zwischen Neustadt und Bad Schandau keine Züge mehr. Im Winter endet jeder zweite Zug der S l schon in Pirna. Schöna wird nur im Stundentakt erreicht", fasst Verbandsvorsitzender Arndt Steinbach zusammen. Außerdem wäre eine zusätzliche Tariferhöhung um fünf Prozent ab 1.April 2011 unumgänglich. Für Eva Jähnigen war ihre kleine Reise keine Ausflugsfahrt. Sie wollte sich über die Bedingungen auf der Strecke informieren und sich so auf die Kürzungsdebatte im Landtag vorbereiten. Außerdem ist Eva Jähnigen Mitglied der VVO-Verbandsversammlung. Und da geht es bald um das Betriebskonzept zum Lückenschluss Sebnitz - Dolni -Poustevna - ein weiteres heißes Eisen.
"Einschränkungen des Nahverkehrsangebotes halte ich für völlig falsch. Damit werden keine Kosten gespart, sondern neue erzeugt", ist sie überzeugt. Zudem wurden für die Strecken erst vor kurzem Verträge geschlossen. Bei Abbestellung muss der WO Vertragsstrafen zahlen. "Bis zu 50 Prozent der eingesparten Mittel würden so verloren gehen", ist sie empört. So einen Schildbürgerstreich dürften auch CDU- und FDP-Fraktion dem Verkehrsminister nicht durchgehen lassen. Zumal die Fahrgäste parallel zum schlechteren Angebot auch noch mit Tariferhöhungen konfrontiert werden. "All das macht den ÖPNV unattraktiv und wird zu sinkenden Fahrgastzahlen führen! Die Staatsregierung fördert damit die Autoindustrie, aber nicht den Klimaschutz vor Ort", ist Maria Giesing, Kreischefin der Grünen verärgert. Und an die Lokalpolitiker gewandt sagt sie: "Wir freuen uns, dass sich auch CDU-Politiker wie Landrat Geißler und Oberbürgermeister Ruck gegen die Kür- zungen aussprechen, aber reden allein hilft nicht viel!" Die Grüne Landtagsfraktion wird gegen die Kürzungen stimmen. Auch Linken-Fraktionschef Dr. Andre Hahn moniert die geplante Streckeneinschränkung und Tariferhöhung. "Das ist völlig indiskutabel, weil unsozial, unökologisch und vor allem auch unnötig." "Da Sachsen 2011 vom Bund noch 14 Millionen Euro mehr erhält als 2010, ist es überhaupt nicht zu rechtfertigen, dass die Staatsregierung die Zuschüsse für den Nahverkehr um 30 Millionen Euro reduzieren will", rechnet er vor. Deshalb wird sich die Linke dafür einsetzen, dass 2011 für den ÖPNV zumindest die gleichen Zuschüsse wie in den Vorjahren bereitgestellt werden.
"Darüber hinaus' erwarte ich, dass die Landräte und Bürgermeister mit CDU-Parteibuch nicht mehr länger tatenlos zusehen. Es reicht nicht, die Kürzungen in Interviews und Presseerklärungen zu kritisieren" fordert Hahn.
Von ihrer Tour war Eva Jähnigen begeistert. "Der Sächsische-Schweiz-Ring ist der Rest der Bahnstrecke, die übrig blieb und heute ein Schlüsselelement für die Bevölkerung und den Tourismus", so ihr Fazit. Sie ist aber überzeugt, dass die Strecke touristisch besser vermarktet werden muss, z. B. mit Kombitickets. Auch bei der Kopplung von Haltestellen ließe sich einiges verbessern im Landkreis. "Aber hier darf nicht gekürzt werden. Einer Pflanze entzieht man doch das Wasser nicht." Ganz zu schweigen davon, dass Bus oder Bahn für viele Pendler unverzichtbar sind, um den Arbeitsplatz zu erreichen. Dazu gehören auch Schmalspurbahnen wie die Weißeritztalbahn, die nur noch mit reduziertem Fahrplan dampfen soll. Das Delikate daran; die Strecke kann nicht eingestellt werden, weil sonst Rückforderungen von Fördermitteln von 20 Millionen Euro drohen. Ein schwacher Trost angesichts der Sparorgien.

Bad Schandau, Endlich bekönnen Bauarbeiten am Bahnhofsvorplatz beginnen, 18.08.2010

Beschluss-Nr. 20100818.105 Beschluss - Durchführung der Baumaßnahme Übergangsstelle Bahnhof Gemeinschaftsmaßnahme WO - Stadt Bad Schandau, 1. BA

Der Stadtrat beschließt die Durchführung der Maßnahme Übergangsstelle Bahnhof, 1. BA - Zufahrt und Vorplatz mit Haltestellen im Jahr 2010. Die Maßnahme wird finanziert aus 75 % Fördermitteln (996.111 €) auf zuwendungsfähige Kosten, Kostenbeteilung der WO (442.140 €) und Eigenmitteln (42.547 €). Die Gesamtmaßnahme Übergangsstelle Bahnhof Bad Schandau ist Bestandteil der Haushalts- und Finanzplanung 2009 - 2011. Für die im Haushalt 2010 entstehenden Mehraufwendungen in Höhe von 423.468 € erfolgt die Genehmigung der überplanmäßigen Ausgaben. Die Deckung erfolgt durch Mehreinnahmen dieser Maßnahme (Fördermittel, Kostenanteil VVO).
Bad Schandau, 18.08.2010 A. Eggert, Bürgermeister

Ohne Umsteigen über die Grenze, 25.November 2009

VVO präsentiert Verkehrskonzept für Bahnfahrten zwischen Rumburk und Bad Schandau

Von BERND LICHTENBERGER
Der oberflächliche Blick auf die Landkarte täuscht. Zwischen dem tschechischen Rumburk und dem sächsischen Sebnitz gibt es keine Bahnverbindung. Seit 1945 nicht mehr - oder noch nicht wieder. Aber der Wunsch, das 600 Meter lange Gleis zwischen Sebnitz und dem benachbarten Dolni Poustevna (Niedereinsiedel) wieder zu montieren, erfüllt sich wohl in absehbarer Zeit. Zumindest steht das Verkehrskonzept dafür bereits. Danach sollen die Städte Rumburk, Sebnitz und Bad Schandau laut Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) für die Bahnreisenden bald ohne Umsteigen erreichbar sein.
Das Verkehrskonzept wurde am Montag bei einem Treffen von Jindrich Franek, Abteilungsleiter Verkehr der Bezirksverwaltung Usti, des Sebnitzer Bürgermeisters Mike Ruckh (CDU), des Geschäftsführers des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) Burkhard Ehlen sowie den Bürgermeistern, deren Orte entlang der Strecke liegen, vorgestellt. Umgesetzt werden soll es in zwei Stufen. "Zunächst soll es beim Zwei-Stunden-Takt zwischen Sebnitz und Bad Schandau bleiben, zwischen Rumburk und Decin über Sebnitz nach Bad Schandau rollen die Züge dann grenzüberschreitend", erklärt VVO-Sprecherin Frauke Zieschank. Ziel der zweiten Betriebsstufe sei ein Verkehr im Stundentakt, in dessen Rahmen ebenso die Züge aus Richtung Neustadt über Sebnitz weiter nach Bad Schandau fahren, die zuvor in Sebnitz endeten.
"Um das zu erreichen, müssen wir noch mehr Menschen für die neu entstandene Bahnverbindung zwischen der Sächsischen und Böhmischen Schweiz begeistern", sagt VVO-Geschäftsführer Ehlen. Momentan sind auf der Strecke Neustadt - Sebnitz - Bad Schandau täglich etwa 230 Reisende unterwegs.
Der WO finanziert die Leistungen auf der Strecke mit jährlich etwa 1,6 Millionen Büro. Für die zweite Stufe werden zusätzlich 1,3 Millionen Büro pro Jahr vom Freistaat benötigt. "Aufgrund der gegenwärtigen Haushaltssituation sehen wir wenig Chancen, mehr Geld zu erhalten." Daher hält Ehlen zunächst nur die erste Betriebsstufe für realistisch. Trotzdem bezeichnete der Sebnitzer OB das Betriebsprogramm als wichtigen Meilenstein für den Lückenschluss, Wann die Bahn mit dem Gleisbau und der Sicherungstechnik beginnen kann, ist abhängig vom Verlauf des derzeitigen Planrechtsverfahrens. Die erforderlichen Unterlagen werden gegenwärtig vom Eisenbahnbundesamt geprüft.

Presseinformation VVO Sebnitz & Dresden, 24. November 2009 Verkehrsverbund Oberelbe (VVO)

Betriebsprogramm für Strecke Sebnitz – Dolni Poustevna steht

Abstimmungen im Rahmen eines Arbeitstreffens der Bürgermeister von 18 deutschen und tschechischen Gemeinden sowie des VVO
Die Städte Rumburk, Sebnitz und Bad Schandau sollen für die Fahrgäste bald ohne umsteigen mit dem Zug erreichbar sein. Möglich wird das durch den Lückenschluss im Bahnverkehr zwischen dem tschechischen Dolni Poustevna und Sebnitz.
Das entsprechende Verkehrskonzept wurde am Montag bei einem Treffen von Jindrich Franek, Abteilungsleiter Verkehr der Bezirksverwaltung Usti, des Sebnitzer Bürgermeisters Mike Ruckh, des Geschäftsführers des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) Burkhard Ehlen sowie den Bürgermeistern, deren Orte entlang der Strecke liegen, vorgestellt.
Neben der Berichterstattung zum derzeitigen Stand der Planungen ging es hauptsächlich um das künftige Betriebsprogramm für die Strecke. Dieses soll in zwei Stufen erfolgen. Zunächst soll es beim Zwei-Stunden-Takt zwischen Sebnitz und Bad Schandau bleiben, zwischen Rumburk und Decin über Sebnitz nach Bad Schandau rollen die Züge dann grenzüberschreitend. „Die Festlegung des Betriebsprogramms ist ein wichtiger Meilenstein für den Lückenschluss“, war der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh zufrieden.
Ziel der zweiten Betriebsstufe ist ein Verkehr im Stundentakt, in dessen Rahmen ebenso die Züge aus Richtung Neustadt über Sebnitz weiter nach Bad Schandau fahren, die zuvor in Sebnitz endeten. „Um das zu erreichen, müssen wir noch mehr Menschen für die neu entstandene Bahnverbindung zwischen der Sächsischen und Böhmischen Schweiz begeistern“, sagt VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen. Momentan sind auf der Strecke Neustadt – Sebnitz – Bad Schandau täglich etwa 230 Reisende unterwegs. Der VVO finanziert die Leistungen auf dieser Strecke mit jährlich etwa 1,6 Millionen Euro. Für die zweite Betriebsstufe werden zusätzlich 1,3 Millionen Euro pro Jahr vom Freistaat Sachsen benötigt. „Aufgrund der gegenwärtigen Haushaltssituation sehen wir wenig Chancen, mehr Geld zu erhalten. Insofern ist zunächst nur die erste Betriebsstufe realistisch“, so Ehlen.
Wann die DB Netz AG letztendlich mit dem Bau des Gleises sowie der sicherungstechnischen Anlagen beginnen kann, ist abhängig vom Verlauf des derzeitigen Planrechtsverfahrens. Die erforderlichen Unterlagen werden gegenwärtig vom Eisenbahnbundesamt geprüft.
Kerstin Nicklisch Pressesprecherin Stadtverwaltung Sebnitz
Pressesprecherin Verkehrsverbund Oberelbe (VVO)

Sächsische Zeizung, Sebnitz 2009-10-21

Bahn zieht Personal aus Sebnitz ab

Von Thomas Möckel MOECKELTHOMAS@DD-V.DE

Als Günther Gebauer 1962 begann, den Sebnitzer Bahnhof zu leiten, herrschte noch emsiges Treiben. 52 Mitarbeiter beschäftigte die Bahn damals auf dem Bahnhof, angefangen vom Fahrkartenverkäufer bis hin zu jenen, die geflissentlich Gepäck trugen und die Ladung der Güterwaggons kontrollierten. "Da war hier noch richtig viel los", sagt Gebauer. In seiner Stimme schwingt Wehmut, denn die guten alten Zeiten sind unwiederbringlich vorbei.
Neben anderen Fragen, angefangen vom kostenlosen Kindergartenjahr bis zur grenzüberschreitenden medizinischen Versorgung oder Auswirkungen der Wirtschaftskrise in der Region kam natürlich auch der Eisenbahnübergang Sebnitz / Dolni Poustevna zur Sprache. Günther Gebauer schilderte die "unendliche Geschichte" der Sebnitzer und des Landkreises nach der Wende den Übergang und damit eine durchgehende Eisenbahnverbindung wieder zu errichten.
Der Sebnitzer Bahnhof ist seit gestern personell komplett entvölkert. Die Bahn zog jetzt das einzig noch verbliebene Personal - Fahrdienstleiter und Stellwerkswärter - ab. Entlassen werden sie nicht, sie wechseln lediglich ihren Dienstort. "Sie werden in ihren Berufen in der Region weiter beschäftigt", sagt Bahnsprecherin Daniela Bals.
Die beiden Bahnmitarbeiter müssen ihre Posten räumen, weil der Schienennetzbetreiber ein Stück Zukunft einziehen lässt: Seit Dienstagmorgen 5 Uhr fahren die Züge auf der Strecke Neustadt-Bad Schandau nach dem elektronisch unterstützen Zugleitbetrieb. Ein einziger noch verbliebener Fahrdienstleiter in Neustadt regelt nun alle Zugfahrten auf der Strecke nach Bad Schandau. Per Funk erteilt er dem jeweiligen Lokführer die Erlaubnis, wann der Zug fahren darf. Zudem sieht er auf einem Computerbildschirm, wo sich der auf die Strecke geschickte Triebwagen gerade befindet. Der Lokführer muss sich seinerseits an vorgegebenen Punkten beim Fahrdienstleiter melden. "Das ist ein bewährtes System für solche Nebenstrecken, auf denen die Züge nur im Zweistundentakt verkehren", sagt Bals.
Fahrdienstleiter und Lokführer kommunizieren jetzt ausschließlich per Satellit und Funk miteinander, was nicht ganz unproblematisch ist: Auf der Strecke nach Bad Schandau durchfährt der Zug mehrere Tunnel, die Route ist mit Funklöchern gespickt. Bereits im Vorfeld ließ die Bahn an der Trasse zwischen Neustadt und Bad Schandau 15 neue Funkmasten setzen. "Sie sollen eine durchgängige Funkverbindung sichern", sagt Gebauer. Denn Lokführer müssen jederzeit und überall erreichbar sein - auch im Tunnel. "Das System gilt als sicher", sagt die Bahnsprecherin.
Signale sind überflüssig
Auch wenn die Fahrgäste vom jetzt eingeläuteten neuen Bahnzeitalter nichts spüren, geht doch ein Teil der Bahngeschichte verloren. Mit dem Personal verschwinden auch einige Anlagen, die bis jetzt unverzichtbar waren.
Sämtliches mechanische Hauptsignal ließ die Bahn bereits abbauen - sie sind nun überflüssig. "Somit ist am Montagabend nach 104 Jahren in Sebnitz zum letzten Mal ein Signal auf .Freie Fahrt' gestellt worden", sagt Lokführer Axel Förster aus Krippen. Auch die Weichen werden nicht mehr von Menschenhand bedient. Der Zug drückt sie in die jeweilige Lage, danach schnappen sie automatisch in ihre Ausgangsposition zurück. Die Tage des imposanten mechanischen Hebelstellwerks sind ebenfalls gezählt.
Gebauer, der den Bahnhof 22 Jahre lang leitete, sieht den technischen Neustart eher zwiespältig. "Ich habe mich ja an die Rationalisierung bei der Bahn gewöhnt", sagt er, "aber es ist schon ein komisches Gefühl, dass nun kein einziger Bahnmitarbeiter mehr auf dem Bahnhof ist."

Sächsische Zeizung, 2009-10-06

Sebnitz - Für die Inbetriebnahme der Strecke Sebnitz - Dolni Poustevna ist nun Deutschland am Zug.

Von Steffen Neumann SZ.SEBNITZ@DD-V.DE

"Die Tschechen stehen an der Grenze, und wir sind nicht mal mit dem Planverfahren fertig. "Was der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) kürzlich befürchtet hat, ist Wirklichkeit geworden. Die Bauarbeiten zur Wiederaufnahme des grenzüberschreitenden Zugverkehrs auf der Strecke Sebnitz - Dolni Poustevna (Niedlereinsiedel) sind auf tschechischer Seite abgeschlossen. In nur etwas mehr als einem Monat wurde nicht nur ein modernisiertes Gleis direkt bis an die böhmisch-sächsische Grenze verlegt, sondern die gesamte Strecke bis nach Mikulasovice (Nixdorf) wurde modernisiert. "Einige Abschnitte wurden das letzte Mal 1939 erneuert", sagt Jindrich Franek, Leiter der Abteilung Verkehr beim Bezirk Usti. "Die Modernisierung war also überfällig, um höhere Geschwindigkeiten zu erreichen." Damit hat Tschechien nicht nur seine Schuldigkeit am Grenzübergang getan. Denn nun ist die ganze Strecke über Sluknov (Schluckenau) bis nach Rumburk (Rumburg) in einem modernisierten Zustand. "Das entspricht der mit dem Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) vereinbarten langfristigen Konzeption, die Linie Rumburk - Sebnitz - Decin (Tetschen) durchgehend zu betreiben", sagt Franek weiter. In dieser Konzeption ist Dolni Poustevna nur noch ein Haltepunkt unter vielen, weshalb es im Ort nun keine Rangiermöglichkeit mehr gibt. Die Strecke würde dann von Neustadt aus gesteuert. Deshalb setzt die tschechische Eisenbahn Ceske drahy jetzt vorübergehend Triebwagen ein.
Neben anderen Fragen, angefangen vom kostenlosen Kindergartenjahr bis zur grenzüberschreitenden medizinischen Versorgung oder Auswirkungen der Wirtschaftskrise in der Region kam natürlich auch der Eisenbahnübergang Sebnitz / Dolni Poustevna zur Sprache. Günther Gebauer schilderte die "unendliche Geschichte" der Sebnitzer und des Landkreises nach der Wende den Übergang und damit eine durchgehende Eisenbahnverbindung wieder zu errichten.
Gewappnet für Lückenschluss
"Für uns ist hier alles schon so, als ob wir nach Sebnitz fahren würden. Selbst die dreisprachigen Bahnhofsschilder weisen in die deutsche Stadt." Beim Bürgermeister von Dolni Poustevna, Miroslav Jemelka, will trotz des großen Erfolgs nicht so recht Freude aufkommen. Seit 14 Jahren ist er im Amt, und seitdem kämpft er für die Wiederaufnahme der durchgehenden Zugverbindung, die nach 1945 gekappt worden war. "Damals dachte ich, das sei eine Sache von drei Jahren." Jemelka versteht langsam nicht mehr, warum die Züge immer noch nicht fahren. "Ich habe gehört, dass in Deutschland nun die Mittel für den Betrieb fehlen. Das hätte man doch aber vorher wissen können. Wir haben immerhin ein zwischenstaatliches Abkommen für den Betrieb der Strecke."
In Jemelkas Ohren ist die ganze Diskussion um Mindestfahrgastzahlen nicht nachvollziehbar. "Schon heute fahren täglich 860 Passagiere zwischen Dolni Poustevna und Rumburk, und da liegen wir nur am Rande. Wie soll das erst werden, wenn es die Verbindung nach Decin über Bad Schandau gibt", so der Bürgermeister, der sich durch die Fertigstellung auf tschechischer Seite ermutigt sieht.
Mut haben auch jene zehn Teilnehmer einer Aktionsgruppe für den Lückenschluss aus Sebnitz und Dolni Poustevna geschöpft, die sich vergangene Woche mit eigenen Augen von dem neuen Gleis überzeugt haben. "Wir wollen uns nicht länger hinhalten lassen. Deutschland ist im Zugzwang", erklärt ihr Sprecher Rainer Böhme, der zugleich Kreisrat (Die Linke) ist. Di Initiative will in Zusammenarbeit mit allen Parteien einen Vorschlag zur Umsetzung der "preiswertesten und zugleich zukunftsträchtigsten Variante" in den Kreisrat einbringen. Zugleich soll ein Schreiben an den neuen Wirtschaftsminister und den Verkehrsverbund gehen. Außerdem sind weitere Aktionen geplant. Die Gruppe hat im Juni bereits erfolgreich eine Demonstration organisiert.
Starkes Argument
Der Rückendeckung des Bezirkes Usti können sich die Aktivisten gewiss sein. "Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat unserer Bezirkshauptfrau Jana Vanhova die volle Unterstützung des Freistaats für die Wiederaufnahme des Streckenbetriebs gegeben. Die Fertigstellung des Gleises bei uns ist nun ein starkes Argument für die deutsche Seite, auch mit dem Bau zu beginnen" gibt sich Abteilungsleiter Franek zuversichtlich.

Sächsische Zeitung, 2009-09-03

Diebe am Schienenstrang (Auszug)

Von Thomas Schade

Dieter Hesse und sein tschechischer Helfer Petr Kuchar haben geschuftet für die sächsisch böhmische Freundschaft. Fünf Tage lang beseitigten sie Wildwuchs und räumten den alten Bahndamm zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna wieder frei. Für den 72-jährigen Hesse gilt: einmal Eisenbahner immer Eisenbahner. 42 Jahre war er auf dem Bahnhof Neustadt in Sachsen tätig. Das Streckennetz hier Kennt er wie kaum ein anderer. Deswegen hat er es nie verwunden, dass 1945 der Zugverkehr zwischen Sebnitz und Rumburg eingestellt wurde. Mit einer Bürgerinitiative versucht er seit Jahren, der Verbindung neues Leben einzuhauchen. Am 12. Juni lagen zwanzig Meter Eisenbahngleis quer über der Grenze auf dem alten Bahndamm - mühevoll vormontiert von Hesse und seinen Helfern. Vor viel Publikum schraubten die Bürgermeister von Sebnitz und Dolni Poustevna, Mike Ruckh und Miroslav Jemelka, die Schienen fest. Beide Grenzorte warben damit offiziell für die Wiedereröffnung der Strecke.
90 Büro vom Schrotthändler
Doch das Vorhaben stößt auf Schwierigkeiten. Wenige Tage nach der bilateralen Gleismontage sind die 15 Eisenschwellen von je 75 Kilo Gewicht verschwunden. "Was sind das für Menschen, die so etwas klauen?", frage Hesse. Tschechische Polizisten entdeckten die Schwellen angeblich auf einem Schrottplatz in Rumburg. Gerade mal 90 Büro soll dem Schrotthändler das symbolische Eisen wert gewesen sein. …

Sächsische Zeizung 24.07.2009

Zug kracht in Sebnitz in umgestürzten Baum

Von Thomas Möckel und Daniel Förster
MOECKEL.THOMAS@DD-V.DE

Die Kollision beschädigte Frontscheibe und Dach des Zuges. Verletzte gab es dort nicht - aber in Rückersdorf. Dort traf ein umstürzender Baum eine Radfahrerin.
Auszug

Ein kurzes, aber heftiges Unwetter hat gestern Abend in der Sächsischen Schweiz einen Großeinsatz von Rettungskräften und der Feuerwehr ausgelöst. Schwere Sturmböen knickten Bäume um und ließen Äste abbrechen. Starker Regen unterspülte Straßen. In Rückersdorf wurde eine Frau durch einen umkippenden Baum verletzt. Hauptsächlich betroffen von dem Gewitter waren die Regionen Sebnitz, Rückersdorf, Rathmannsdorf und Bad Schandau. Straßen und Bahngleise mussten teilweise gesperrt werden, die Aufräumarbeiten dauerten bis in die Nacht.

REGIONALZUG KOLLIDIERT MIT UMGEKIPPTEM BAUM

Ein Regionalzug ist gestern Abend gegen 18.30 Uhr auf der Strecke Sebnitz - Bad Schandau in der Nähe des Haltepunktes Hainersdorf in einen umgestürzten Baum gekracht und hat diesen rund zehn Meter mitgeschleift. Bei der Kollision wurden die Frontscheibe sowie das Dach des Triebwagens beschädigt. Verletzt wurde niemand dank der schnellen Reaktion des Lokführers. Geistesgegenwärtig hatte er sofort eine Vollbremsung eingeleitet, als er den entwurzelten Baum sah. Dadurch wurde die Wucht des Aufpralls gemindert. Üblicherweise fahren die Züge an dieser Stelle mit Tempo 60. Weil der Lokführer aufgrund des Unwetters Schäden auf der Strecke befürchtete, hatte er bereits im Vorfeld die Geschwindigkeit gedrosselt. "Durch sein umsichtiges Handeln hat der Lokführer die Passagiere vor Schaden bewahrt und konnte sich auch selbst rechtzeitig in Sicherheit bringen", sagte ein Bahnmitarbeiter. Die Fahrgäste konnten den Zug nach der Kollision verlassen und wurden mit einem eilig organisierten Bus nach Bad Schandau chauffiert.
Die alarmierte Feuerwehr Sebnitz befreite den Zug aus seiner misslichen Lage. "Wir waren mit drei Autos und 17 Kameraden am Einsatzort", sagt Wehrleiter Gerd Gnauck. Die Feuerwehrleute zersägten den Stamm und entfernten das Holz, das teilweise unter dem Zug lag. Die Reste des Baumes und den Wurzelballen hievten die Kameraden in einen Graben neben der Bahnstrecke. Andernfalls drohten sie, ebenfalls auf die Gleise zu stürzen. Der noch fahrtüchtige Zug fuhr anschließend nach Sebnitz und von dort aus in eine Werkstatt nach Dresden. Die Bahnstrecke war rund zwei Stunden gesperrt.
...

Wochenkurier Pirna, 2009-05-06

VVO darf Lückenschluss nicht boykottieren! Ministerpräsident soll sich für das Projekt einsetzen

Günther Gebauer, Eisenbahnexperte und Kämpfer für den Lückenschluss zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna nutzte die Gunst der Stunde, als Ministerpräsident Stanislaw Tillich zu den Blumentagen auch Gast einer Veranstaltung des CDU-Stadtverbandes war.

Sebnitz.
Neben anderen Fragen, angefangen vom kostenlosen Kindergartenjahr bis zur grenzüberschreitenden medizinischen Versorgung oder Auswirkungen der Wirtschaftskrise in der Region kam natürlich auch der Eisenbahnübergang Sebnitz / Dolni Poustevna zur Sprache. Günther Gebauer schilderte die "unendliche Geschichte" der Sebnitzer und des Landkreises nach der Wende den Übergang und damit eine durchgehende Eisenbahnverbindung wieder zu errichten.
Drei Anläufe gab es. Und nun kurz vor dem Ziel, wo endlich alle bürokratischen Hürden beseitigt, die Investitionen für den Bau des 600 Meter Gleises und der Anlagen gesichert sind, soll es an den Betriebskosten scheitern? "2010 können wir den Übergang eröffnen, der für den Tourismus eine wichtige Rolle spielt, aber auch für die tschechischen Bürger. Für sie verkürzt sich die Fahrzeit von 2,5 Stunden auf 35 Minuten, wenn sie nicht mehr über Rumburk fahren müssen", macht Günther Gebauer deutlich.
Tschechien ist Mitglied der EU und die guten nachbarschaftlichen Beziehungen würden beiden Seiten nützen. Wenn jetzt das Projekt an den 1,2 Millionen jährlichen Betriebskosten hängt, die der WO nicht aufbringen kann, müsse dringend gehandelt werden. Deswegen bat Gebauer den Ministerpräsidenten, auf Wirtschaftsminister Jurk einzuwirken, dem VVO die fehlenden Mittel bereit zu stellen. "Ich war kürzlich in Prag und konnte feststellen, dass die tschechische Seite diesen Eisenbahnübergang unbedingt will und alles dafür getan hat. Deshalb kann es jetzt nicht sein, dass der VVO das Projekt der Kosten wegen auf Eis legt", bekräftigt auch Tillich. Es müsse deshalb über nötige Zuschüsse diskutiert werden, auch wenn der Freistaat nicht alles übernehmen müsse. Diese Worte hörten sowohl OB Mike Ruckh als natürlich besonders Günther Gebauer sehr gern. Man wird sehen, wie schnell sich etwas tut.
Die Zeit drängt jedenfalls. Am 19. Mai führen OB Mike Ruckh und Günther Gebauer Gespräche mit Senator Sykacek, der gleichzeitig Bürgermeister von Rumburk ist, zum Thema Eisenbahnübergang. Ziel ist, die zukünftige gemeinsame Vorgehensweise abzustimmen und weitere Schritte festzulegen, sowie Druck auf die übergeordneten Stellen auszuüben, vor allem aufs sächsische Wirtschaftsministerium. (caw)

SZ Pirna, 04.03.2009

Streit um neues Ausweichgleis in Goßdorf

Sebnitz/Goßdorf

Der geplante Lückenschluss im Bahnverkehr erfordert eine neue Kreuzungsstelle. Kritiker beanstanden nun die immensen Kosten.
Von Thomas Möckel

Der geplante Lückenschluss im Schienennetz zwischen Sebnitz und dem tschechischen Dolni Poustevna ist erneut in die öffentliche Kritik geraten. Rügten die Kritiker noch vor Kurzem die lange Zeitdauer von 17 Jahren, die seit der Idee für dieses Projekt bis heute vergingen, befürchten sie nun, dass das rund fünf Millionen Euro teure Vorhaben wertvolle Steuergelder verschlingt.
Unbehagen verursacht vor allem der Umstand, dass an der eingleisigen Strecke von Sebnitz nach Bad Schandau im Bahnhof Goßdorf-Kohlmühle eine neues Ausweichgleis gebaut werden soll - obwohl nur einen Bahnhof entfernt in Ulbersdorf bereits ein zweites Gleis existiert, wo Züge einander ausweichen können. "Für mich stellt sich das Ganze als ein ziemlich sinnloses und zudem sehr teures Experiment dar", sagt Sven Köhler aus Ulbersdorf. Auch sieht er immense Kosten auf den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zukommen, um den Lückenschluss zu finanzieren.
WER FINANZIERT DEN LÜCKENSCHLUSS?
Die rund fünf Millionen Euro für den Lückenschluss und die damit verbundene Inbetriebnahme des Sächsisch-Böhmische-Schweiz-Rings kommen vom Bund und sind für Projekte der Schieneninfrastruktur vorgesehen. "Eingesetzt werden diese Mittel zum einen für den Bau der Gleisverbindung nach Tschechien", sagt Hendrik Wagner, Sprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe (WO). Zum anderen werden mit dem Geld notwendige Anpassungsarbeiten im Bahnhof Sebnitz sowie die neue Kreuzungsstelle in Goßdorf-Kohlmühle finanziert. Laut WO muss sich der Landkreis an dem Projekt nicht finanziell beteiligen. Allerdings kommen im Vorfeld auf Anliegergemeinden der Bahnstrecke - vor allem Sebnitz und Hohnstein - vermehrt Kosten zu. Weil sich künftig der Bahnverkehr auf der Strecke ausweitet, werden Bahnübergänge modernisiert und sicherheitstechnisch aufgerüstet. An den Kosten dafür müssen sich die Gemeinden zu einem Drittel beteiligen.
WARUM IST IN GOSSDORF EIN NEUES GLEIS ERFORDERLICH?
Ist die Gleislücke nach Tschechien geschlossen, verkehren die Züge auf der Linie Sebnitz-Bad Schandau im Stundentakt - und müssen künftig einander ausweichen können. Bei der Planung des Zugverkehrs hat für den WO Priorität dass Reisende möglichst rasch ihre Anschlüsse an die S-Bahnlinie in Bad Schandau erreichen. Um dies zu gewährleisten und zu verbessern, muss laut WO in Goßdorf-Kohlmühle eine neue Kreuzungsstelle gebaut werden. "Würde die alte Kreuzungsstelle in Ulbersdorf weiter genutzt, müssten die Fahrgäste in Bad Schandau lange auf ihre Anschlüsse in alle Richtungen warten", sagt Wagner.
BEZUSCHUSST DEN BETRIE AUF DER BAHNSTRECKE?
Jährlich sind rund 1,3 Millionen Euro nötig, um den Zugverkehr auf der Strecke künftig zu betreiben weil der Schienennahverkehr grundsätzlich ein Zuschussgeschäft ist und nicht kostendeckend arbeitet. Die Gelder für den Betrieb stammen laut WO aus sogenannten Regionalisierungsmitteln des Bundes, die der Freistaat Sachsen dem WO zur Verfügung stellt. Die sächsische Finanzierungsverordnung, die regelt, wie das Geld verteilt wird, ist bislang allerdings nicht in Kraft getreten.

Wochenkurier Pirna 14.05.2008

Planungen sollen Ende Juni stehen - Tschechen und der Landkreis sitzen an einem Tisch

Der Lückenschluss im Bahnverkehr zwischen dem tschechischem Dolni Poustevna und Sebnitz rückt immer näher. (caw)

SEBNITZ / DOLNI POUSTEVNA.
Das wurde kürzlich bei einem Treffen des stellvertretenden Bezirkshauptmanns der Region Usti Radek Vonka, des Landrates Michael Geisler, des Sebnitzer OB Mike Ruckh und des VVO-Geschäftsführers Knut Ringat in Usti nad Labem deutlich.
Neben der Berichterstattung zum derzeitigen Stand der Planungen ging es hauptsächlich um die Garantie zur künftigen Zugbestellung in diesem Gebiet. Michael Geisler machte noch einmal deutlich, wie bedeutend der Lückenschluss für das Zusammenwachsen der Sächsischen und Böhmischen Schweiz ist: "Die Erneuerung des 600 Meter langen Gleisstücks setzt positive Impulse in der verkehrlichen, wirtschaftlichen und touristischen Entwicklung". Deshalb sollen die Planungen bis Ende Juni soweit fertig sein, dass die Anträge zur Herstellung des Baurechts gestellt werden können. Die beauftragten Planungsbüros auf deutscher und tschechischer Seite arbeiten eng zusammen, um beide Eisenbahnsysteme hinsichtlich des Gleisneubaus sowie der sicherungstechnischen Anpassung zusammen zu führen.
"Der durchgängige, umsteigefreie Zugverkehr im Gebiet des Schluckenauer Zipfels und des Bereichs Sebnitz / Bad Schandau ist Teil eines umfassenderen Konzepts zur Förderung des grenzüberschreitenden Nahverkehrs", sagte Knut Ringat. Insgesamt eröffne die Verbindung der Streckennetze neue Chancen, um den Bahnverkehr im Dreieck Bad Schandau, Decin und Rumburk attraktiv zu gestalten und den Bestand bislang schwächer nachgefragter Nebenstrecken im Grenzgebiet dauerhaft zu sichern.
Um den Zugverkehr auf dieser Strecke langfristig zu sichern, berieten Radek Vonka und Landrat Geisler den Entwurf einer Verwaltungsvereinbarung. Diese Vereinbarung regelt die zukünftige Zusammenarbeit zwischen dem Bezirk Usti und dem VVO zu einem abgestimmten Fahrplan und der künftigen Vergabe dieser Leistungen im Bahnnahverkehr. Vonka und Geisler kamen überein, diese Abmachung noch 2008 unterzeichnen zu lassen.

Wochenkurier Pirna 04.2008

Eisenbahnübergang kommt erst 2009? - Mehr Hindernisse als erwartet - jetzt sei Bezirksverwaltung Usti gefragt

(caw)

SEBNITZ / DOLNI POUSTEVNA.
Auf der letzten Pressekonferenz des VVO, die unter der Regie von Geschäftsführer Knut Ringat über die Bühne ging ehe er sich in die Region Frankfurt verabschiedet, konnte eine erfolgreiche Bilanz verkündet werden. So ist es dem VVO seit Verbundstart in nur zehn Jahren gelungen, die Fahrgastentwicklung trotz Bevölkerungsrückgang in der Region um acht Prozent zu steigern. Beeindruckend auch das Infrastrukturprogramm 2010.
Und doch dümpelt ein Projekt weiter vor sich hin: der geplante Eisenbahngrenzübergang Sebnitz - Dolni Poustevna. Auf die Frage, ob es denn 2008 noch etwas wird mit der Einweihung, musste Ringat leider vertrösten. "Ich hätte die Verbindung gern 2008 eingeweiht, aber es wird wahrscheinlich erst Anfang 2009, da wir uns noch in komplizierten Genehmigungsverfahren befinden", so Ringat. Es müsse beispielsweise geklärt werden, wo welche Signale stehen und wem sie gehören.
Wie der VVO der Stadt Sebnitz mitgeteilte, laufen die vorbereitenden technischen Planungen für die Baumaßnahme unvermindert weiter. Das erforderliche Baugrundgutachten ist fertig gestellt. "Im Rahmen der Genehmigungsplanung hat Sebnitz die für den Wiederaufbau des Lückenschlusses erforderlichen Grundstücksflächen der DB Netz für einen symbolischen Preis zum Kauf angeboten. Die Genehmigungsplanung soll im April 2008 vorliegen und dient als Grundlage für das vom Eisenbahnbundesamt durchzuführende Planrechtsverfahren", bestätigt OB Mike Ruckh.
Unbenommen offener Termine auf tschechischer Seite, soll auf deutscher Seite die technische Planung bis zur Baureife vorangebracht und die Finanzierung abgestimmt werden. Jetzt sei aber vor allem die Bezirksverwaltung Usti gefragt. Das letzte Hindernis ist nach wie vor die fehlende Bestellgarantie für den Abschnitt Dolni Poustevna - Rumburk. Mit seinem tschechischen Amtskollegen Miroslav Jemelka aus Dolni Poustevna will sich Ruckh nun nochmals mit der Bezirksverwaltung Usti in Verbindung setzen.
Auch die SPD-AG Elbe-Labe hat mehrfach auf die wirtschaftliche und touristische Bedeutung des Überganges verwiesen und auf dem UB-Parteitag einen Antrag eingebracht, wo SPD-Wirtschaftsminister Thomas Jurk und Bundes-Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee aufgefordert werden, das Projekt zu unterstützen. Hauptsache es hilft!

Sächsische Zeitung, Lokalteil Pirna, 10.11.2006

Es kann nur eine geben

von Christian Eißner

Streit. Ein Verein hat sich den Namen "Sächsische Semmeringbahn" gekauft. Für eine Bahn, die seit Jahren nicht mehr fährt.
Sie ist eine Legende: Die 1854 in Österreich eröffnete Semmeringbahn war die erste Normalspur-Gebirgsbahn Europas. Mit 14 Tunneln, 16 Viadukteri und über 100 gewölbten Brücken gilt die rund 41 Kilometer lange Trasse als Meilenstein des Eisenbahnbaus. Kein Wunder, dass sich ähnliche Bahnstrecken gern mit dem gleichen Namen schmücken.
So auch in Sachsen. Wer mit dem Zug von Bad Schandau über Sebnitz nach Neustadt unterwegs war, wähnte sich auf der "Sächsischen Semmeringbahn". Bisher. Von nun an sollte der Reisende diesen Begriff allerdings nur noch in den Mund nehmen, wenn er sich nicht vor dem Staatsanwalt furchtet.
"Es gibt nur eine Sächsische Semmeringbahn", sagt Holger Demnitz. Er ist Vorsitzender des "Sächsischen Museumseisenbahnvereins Windbergbahn" mit Sitz in Dresden und der Meinung, dass die wahre Sächsische Semmeringbahn nicht von Bad Schandau nach Neustadt, sondern von Freital über Dresden-Gittersee nach Possendorf führt. Um seine Ansicht zu zementieren, hat sich der Verein den Begriff "Sächsische Semmeringbahn" beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen.
Das geschah bereits im April 2006. Weil kaum jemand davon wusste, verstrich die Einspruchsfrist - und Holger Demnitz kann nun selbstsicher konstatieren, dass der Verein gegen jeden, der die Bezeichnung Sächsische Semmeringbahn bewusst und "fälschlicherweise" für die Sebnitzer Strecke nutzt, vorgehen wird. Und zwar "mit allen rechtlichen Mitteln".

Werbung für den Papierkorb

Beim Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) löste der Windbergbahn-Verein mit seinem Coup eine mittlere Krise aus. Denn unter dem Titel "Semmering mobil" hatte der VVO eine Image-Kampagne für die Strecke durchs Sebnitztal gestartet. Im Herbst sollten an den Haltepunkten Informationstafeln und Wanderkarten angebracht werden, ein Faltblatt für Ausflügler stand kurz vor der Drucklegung - alles mit dem Begriff "Sächsische Semmeringbahn". "Wir mussten das Projekt stoppen", sagt VVO - Sprecher Axel Bergmann verärgert. Jetzt wird der Semmering ausradiert und durch "Sächsisch-Böhmische Nationalparkbahn ersetzt."
Auch die Eisenbahnfreunde in der Sächsischen Schweiz schütteln über den Windbergbahnverein den Kopf. "Die Strecke Bad Schandau - Sebnitz - Neustadt trägt den Beinamen schon seit Jahrzehnten" sagt der Sebnitzer Günter Weßner. Sogar in den Kursbüchern der Deutschen Reichsbahn und später der Bahn AG war sie als solche verzeichnet. "Bereits 1905 gab es in Sebnitz ein Gasthaus Zum Semmering'", sagt Weßner.
Holger Demnitz ficht das nicht an. Er beruft sich auf einen Ausspruch des Sächsischen Königs Johann, der 1857 über die Freitaler Strecke gesagt haben soll: "Auch wir haben nun eine Semmeringbahn, eine sächsische Semmeringbahn." Zu erwähnen bleibt, dass auf der Freitaler "Semmering- oder Windbergbahn" 1993 der letzte planmäßige Zug fuhr. Ein großer Teil der Strecke ist heute Radweg. Um den Erhalt des verbliebenen Abschnittes von Freital nach Dresden - Gittersee kämpft der Windbergbahn - Verein mit großem Engagement.

Welche Strecke hat den Titel "Sächsische Semmeringbahn" wirklich verdient?

DIE BAHNEN

- Sebnitztalbahn: Die 28 Kilometer lange Strecke Neustadt-Sebnitz-Bad Schandau wird als "Sebnitztalbahn" bzw. "7-Tunnel Bahn" bezeichnet. Wegen ihrer Tunnel und Brücken und des charakteristischen Streckenprofils nennt man sie "Sächsische Semmeringbahn", obwohl sie keine echte Gebirgsbahn ist. Eröffnet wurde die Strecke 1877.
- Windbergbahn: Sie wurde bereits 1856 zwischen Freital - Birkigt und Hänichen zur Erschließung der dortigen Kohlebergwerke gebaut. Der erste Zug fuhr am 1. April 1857. Die Strecke wurde von König Johann als sächsische Semmeringbahn bezeichnet und 1908 bis Possendorf verlängert (Länge insgesamt rund 14 Kilometer). Der Personenverkehr wurde 1957 eingestellt. Der letzte (Sonder-) Zug fuhr am 1. November 1998, da die Strecke wegen Oberbauschäden gesperrt werden musste.

GESCHÜTZTE MARKE

- Marken sind geistiges Eigentum. Der Markenschutz entsteht durch Eintrag ins Register des Deutschen Patent- und Markenamtes.
- Das Markenrecht ist in erster Linie ein Fall für Firmen, die sich Produktbezeichnungen schützen lassen; es ist aber auch ein Tummelplatz für Leute, die mit wenig Aufwand möglichst viel Geld verdienen wollen.
- Schlagzeilen machten zum Beispiel der Streit um das ostdeutsche Ampelmännchen, die Gruppe Karat, die sich nicht mehr Karat nennen darf und 1998 der Versuch eines Münchners, sich die Marke "Frauenkirche Dresden" schützen zu lassen.
- Der Markeninhaber kann bei widerrechtlicher Verwendung Unterlassung und Schadenersatz verlangen oder Strafanzeige stellen.
- Der Markenschutz ist grundsätzlich nicht begrenzt, man kann ihn allerdings mit einer Löschungsklage angreifen.

SZ Zittau vom 06.09.2006

Vertrag über Bahnstrecke nach Böhmen

SZ (ce)

Der Wiederaufbau einer Eisenbahnverbindung zwischen Sebnitz und seinem böhmischen Nachbarort Dolni Poustevna (Nieder Einsiedel) ist/ein kleines Stück näher gerückt.
Der Präsident des Bezirks Usti (Aussig), Jiri Sulc, und der Vorsitzende des Zweckverbands Verkehrsverbund Oberelbe (WO), der Meißner Landrat Arndt Steinbach, unterzeichneten gestern einen Kooperationsvertrag zur Wiederaufnahme des grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehrs.
Der Austausch von Unterschriften bedeutet noch lange keinen Baustart, zumindest aber signalisieren der VVO und der Bezirk Usti, dass ihnen das Projekt nach wie vor wichtig ist. 600 Meter Gleis müssen neu gebaut werden.
Das kostet auf deutscher Seite nach VVO-Schätzungen rund eine Million Euro, auf tschechischer leicht das Doppelte, da dort weitere Streckenabschnitte saniert werden müssen.
Der VVO verspricht sich vom Grenzübergang mehr Reisende auf der Sächsischen Semmeringbahn (Sebnitz-Bad Schandau).
Der erste Zug soll Ende 2007 über die Grenze rollen. Frühestens.

SZ Sebnitz vom 28.02.2006

Ab 2007 wieder Zugverkehr über die Grenze

(ahu)

Usti nad Labem. Die Bezirksversammlung in Usti (Aussig) hat der Erneuerung der Bahnstrecke zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna (Nieder Einsiedel) zugestimmt. Damit gaben die Abgeordneten grünes Licht für ein Vorhaben, über das seit 2003 zwischen Dresden und Prag verhandelt wurde.
Seit Kriegsende war die Strecke zwischen den beiden Grenzorten stillgelegt. Bis Ende 2007 sollen nun die beiden Bahnhöfe, über 500 Meter Gleise und drei Brücken für insgesamt etwa 5,7 Millionen Euro wieder für den grenzüberschreitenden Zugverkehr flottgemacht werden. Ein Teil der Kosten soll nach Angaben vom Prager Verkehrsministerium aus EU-Mitteln bestritten werden. Den Rest muss jede Seite für sich aufbringen.

SZ Pirna vom 03.02.2006

Der VVO verwirklicht ein touristisches Konzept für die Semmeringbahn.

Von Christian Eißner

Für Eisenbahn-Enthusiasten ist die Bahnlinie zwischen Bad Schandau und Sebnitz das pure Glück: Schroffe Felsen, enge Kurven, immer wieder überraschende Einblicke in die einzigartige Natur der Sächsischen Schweiz.
Auf nur 15,5 Kilometern Streckenlänge überquert die 1877 fertig gestellte Strecke nicht weniger als 28 Mal das Flüsschen Sebnitz, dessen Lauf sie folgt. Sieben Tunnel und zwei Viadukte vervollkommnen das romantische Eisenbahn-Erlebnis.

Doch ihre Schönheit hat der Strecke in punkto Wirtschaftlichkeit bisher wenig geholfen. Weil nur rund 500 Fahrgäste pro Tag die Züge nutzen, sollte die "Sächsische Semmeringbahn", es ist noch keine zwei Jahre her, stillgelegt werden.
Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) fasste sich letztlich aber doch noch ein Herz und handelte mit dem Landratsamt einen Plan zum Erhalt der Verbindung aus.

In diesem Jahr möchte der VVO noch einen Schritt weiter gehen. Ziel ist nicht mehr nur, den Status quo einzufrieren, sondern die Semmeringbahn als Teil des sanften Tourismus in der Sächsischen Schweiz zu vermarkten und somit mehr Fahrgäste in die Züge zu locken.

Gemeinsam mit dem Tourismusverband Sächsische Schweiz hat sich der WO um eine Leader-Plus-Förderung bemüht und diese auch bekommen, wie Axel Bergmann, Pressesprecher des Verkehrsverbundes mitteilt. Und so soll für insgesamt 100.000 Euro ab dem Frühjahr ein touristisches Konzept für die Semmeringbahn verwirklicht werden, Arbeitstitel: "Semmering mobil". Dazu gehören Hinweisschilder an Straßen und Wanderwegen, Informationstafeln nebst Wanderkarten an den Stationen und Haltepunkten sowie ein Heftchen, in dem die schönsten Wanderungen mit Bahnanschluss beschrieben sind. Bis zum Herbst soll alles fertig sein.

"Wir haben hier eine Bahnstrecke, mit der wir mehr werben sollten", sagt Gabriele Clauss, Leiterin von Oberelbe Tours, dem Tourismusbüro des VVO. Die Besonderheit des Projekts: Alle Tafeln und die Wander-Broschüre möchte man zweisprachig, deutsch und tschechisch, gestalten. Dazu werde es im Frühjahr einen grenzüberschreitenden Workshop geben.

Tourismusverbands-Geschäftsführer Tino Richter erhofft sich einen Impuls für den sanften Tourismus sowie einen Anreiz auch für tschechische Ausflügler, die die Bahn zu nutzen. Auf eine direkte Verbindung ins Nachbarland müssen die Semmeringbahn-Reisenden aber noch eine Weile verzichten.
Das Projekt des Lückenschlusses im Bahnnetz zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna (Nieder Einsiedel) ist über die Phase der Willensbekundungen bisher nicht hinaus gekommen. Der WQ, sagt Axel Bergmann, will sich weiter dafür stark machen: "Wir müssen es schaffen, über 1000 Fahrgäste täglich auf die Semmeringbahn zu bekommen, und das ist mit dem Lückenschluss möglich."

SZ, Pirna 25.09.2004

Entwicklung der Bahn begleiten

SZ/aw

Sebnitz. Im Oktober soll sich eine Arbeitsgruppe gründen, die sich mit dem Erhalt der Semmeringbahn beschäftigen wird. Darüber informiert der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU). Ziel der Arbeitsgruppe ist es, die Entwicklung der Bahn zu begleiten und zu fördern. Initiator ist das Landratsamt. Mitglieder werden die an der Semmeringstrecke anliegenden Städte und Gemeinden sein.

SZ, Pirna 24.09.2004 Verkehr

Eine Weiche blockiert weiteren Bahnhofsausbau

SZ/aw

Sebnitz. Auf dem Sebnitzer Bahnhof wird so bald nicht weiter gebaut. Die moderne Bus-/Bahnübergangsstelle liegt vorerst auf Eis. Streitpunkt ist eine Weiche. Die will die Deutsche Bahn erst abbauen, wenn der Funkverkehr zwischen Bad Schandau und Sebnitz eingerichtet ist. Das soll aber nicht vor 2007 erfolgen. Die Sebnitzer bleiben auf dem halbfertigen Bahnhof sitzen. Damit kann auch das Gebäude nicht umgestaltet werden.

Das hat zur Folge, dass außer einem Fahrkartenautomat kein weiterer Service angeboten wird. Fahrgäste sind verunsichert und klingeln bei den Bahnhofsbewohnern, um zu erfahren, wie sie zum Busbahnhof kommen. Auf Anregung der Anwohner wird geprüft, ob ein Stadtplan sowie Busfahrpläne im Bahnhof angebracht werden. Zuständig dafür ist die Deutsche Bahn.

SZ, Sebnitz 11.09.2004 Verkehr

Der künftige Betrieb

Zu den ausgehandelten Grundsätzen gehört die Berücksichtigung der Anfangs- und Endzeiten des Unterrichts.
Die Deutsch Bahn hat die Streckengeschwindigkeit auf mindestens 60 km/h ab Fahrplanwechsel Dezember 2004 zu erhöhen, damit 14 Minuten Fahrzeit zwischen Neustadt und Sebnitz und 22 Minuten zwischen Sebnitz und Bad Schandau erreicht werden.
Kundenfreundliche Übergangszeiten in Bad Schandau zur S-Bahn, diese sollen nur zwischen fünf und zehn Minuten betragen

SZ, Pirna 10.07.2004 Verkehr

Doch mehr Züge als gedacht

Zwischen Neustadt und Bad Schandau soll die Bahn weiter rollen

Von Anja Weber

Auf Initiative von Landratsamt, Stadtverwaltung Sebnitz und Verkehrsverbund Oberelbe fand dieser Tage eine Beratung zur Zukunft der Sächsischen Semmeringstrecke statt.
Nachdem die Signale wegen Geldmangels beinahe schon auf Rot gestellt wurden, wollen die Verhandlungspartner nun erreichen, dass die Züge weiter verkehren können. Allerdings nicht mehr so umfangreich wie bisher mit neun Zugpaaren täglich. Deshalb gab der Verkehrsverbund Oberelbe als Betreiber der Strecke drei Varianten vor.
Eine davon hätte mit nur drei Zügen hin und zurück das schleichende Aus bedeutet. Die beiden anderen beinhalten reduzierte Zugverbindungen. Landrat Michael Geisler (CDU), Mike Ruckh, CDU - Oberbürgermeister von Sebnitz, und Knut Ringat, Chef des Verkehrsverbundes Oberelbe, einigten sich auf eine Variante, bei der zwischen Montag und Freitag je sieben Züge hin und zurück zwischen Neustadt und Bad Schandau verkehren. "Am Wochenende sollen künftig sechs Zugpaare auf dieser Strecke im Zwei-Stunden-Takt verkehren", informiert Landratsamtssprecherin Astrid Linke.
Außerdem wolle der Landrat einen von Fachleuten ausgearbeiteten Fahrplan vorschlagen, der auf den Schüler- und Berufsverkehr abgestimmt ist.
In den Ohren der Sebnitzer klingen die jetzigen Töne und Pläne ziemlich positiv. "Die Vorschläge, die wir als Stadt vorgestellt haben, sind auf fruchtbaren Boden gefallen", sagt OB Mike Ruckh. Die Region sei sich in Sachen Semmeringbahn einig. Er geht davon aus, dass der Verkehrsverbund Oberelbe die Pläne jetzt auch so umsetze. Dazu gehört aber auch, dass sich alle Beteiligten noch mehr mit der touristischen Vermarktung der Strecke beschäftigen wollen und auch müssen.
Bei der Diskussionsrunde forderten die Vertreter außerdem eine bessere Vermarktung der Strecke durch Oberelbe Tours. "Auch die beliebten Dampfzugfahrten sollen nicht nur auf die Sebnitzer Blumentage reduziert bleiben, sondern ständiger touristischer Bestandteil im Angebot sein", so die Pressesprecherin.
Für eine gute Ersatzverbindung in Richtung Ostsachsen müssen die Anschlüsse zum Bus in Bischofswerda verbessert werden, lautete eine weitere Forderung. Die Arbeitsgruppe schlug außerdem vor, die Linie über Hohwald bis Neukirch/Ost zu verlängern, um dort Anschluss zu den Zügen nach Zittau zu gewährleisten.

SZ, Pirna 05.07.2004 Lokales

Diese Woche beraten Experten zur Zukunft der Strecke Sebnitz-Bad Schandau

In dieser Woche will eine Arbeitsgruppe über die drei Varianten zu den künftigen Fahrzeiten der Semmeringbahn diskutieren und entscheiden. Experten setzen große Hoffnungen in die Gesprächsrunde.

Von Anja Weber

Günter Weßner ist Feuer und Flamme. Die Sächsische Semmeringstrecke von Sebnitz nach Bad Schandau könnte nun doch überleben.
Ihm und dem zweiten Schnitzer Bahnexperten, Günther Gebauer, ist die Strecke ans Herz gewachsen und schon seit Jahren verfolgen sie voller Bangen jede Regung des Verkehrsverbundes, die möglicherweise das schleichende Aus der Strecke bedeuten könnte.
So war das auch bei der Mitteilung des Verkehrsverbundes am 1. April dieses Jahres. Strecken mit unter 1000 Fahrgästen täglich sind nicht mehr finanzierbar, weil dem Verkehrsverbund weniger Geld für den Unterhalt zur Verfügung steht. Nur noch drei Züge hin und zurück sollten auf dem Abschnitt rollen, von bisher neun.
Das rief die Bahnexperten auf den Plan. Sie schrieben Briefe an die Deutsche Bahn AG, an den Verkehrsverbund. Der öffentliche Protest blieb nicht ohne Wirkung. Am 7. Juli soll sich eine Arbeitsgruppe konstituieren: aus Vertretern des Verkehrsverbundes und Kommunalpolitikern. Sie wollen über die inzwischen vom Verkehrsverbund vorgelegten drei Varianten für künftige Fahrzeiten diskutieren und entscheiden.
Der neue Sebnitzer CDU-Stadtrat Günther Gebauer wird konkreter. Er denkt, dass nur die Variante mit sieben Zügen hin und zurück auf der Strecke Neustadt bis Bad Schandau Zukunft hat. "Das ist die flexibelste und aus touristischer Sicht die günstigste. Man muss mit zweierlei Maß fahren, einem Sommer- und einen Winterfahrplan", macht er einen Vorschlag.
Der trifft auch bei Günter Weßner ins Schwarze. Beide haben schon eine Idee für den Fahrplan ausgearbeitet. Mit dem Fahrplan-Vorschlag wollen die Männer nichts dem Zufall überlassen. "Wir müssen da schon ganz konkrete Fahrzeiten festlegen, weil das für die Anschlüsse wichtig ist. Unser Ziel sind kurze Wartezeiten für die Reisenden von fünf bis sechs Minuten", sagt Günter Weßner. Nichts dem Zufall überlassen.
Bislang müssen die Fahrgäste mitunter 16 oder gar 50 Minuten in Bad Schandau auf den Anschlusszug warten. Genauso muss aus seiner Sicht auch mit der Oberelbischen Verkehrsgesellschaft diskutiert werden. "Es wäre Quatsch, wenn die Busse zur gleichen Zeit wie die Züge fahren. Mit guter Abstimmung kann das geregelt werden", hofft Weßner auf die Unterstützung.
Seit Sonnabend, dem 3.Juli, rollen die Züge übrigens wieder planmäßig durch das Sebnitztal. In sechs Wochen Bauzeit wurden zwischen Ulbersdorf und Mittelndorf drei 127-jährige Blechträgerbrücken durch vor Ort gegossene Stahlbetonbrücken ersetzt. "Diese sind auch für die schwersten Lok-Gattungen zugelassen und gewährleisten in den nächsten 100 Jahren einen sicheren und schnellen Bahnbetrieb", sagt Günter Weßner.
Ab dem Fahrplanwechsel Dezember 2004 könnten die Fahrzeiten zwischen Sebnitz und Bad Schandau, auf etwa 23 Minuten verkürzt werden, hat er überrechnet. Das nutzt allerdings nur etwas, wenn sich die Arbeitsgruppe für die zweite oder dritte Variante entscheidet. Der Sebnitzer Oberbürgermeister hat sich mit den Stadträten bereits auf die dritte Variante verständigt und Grundsätze für den Erhalt der Strecke Neustadt-Bad Schandau verabschiedet. Grundsätzlich soll die Strecke für den Schüler-, Berufs-, Bürger- und Touristenverkehr ausgelegt werden. Dazu gehört unter anderem die Reduzierung der Fahrzeiten. So sollen die Strecke Neustadt - Sebnitz in 14 Minuten und die von Sebnitz nach Bad Schandau in 22 Minuten bewältigt werden. Kurze Wartezeiten auf den Bahnhöfen gehören ebenso dazu. SZ, Dresden 20.04.2004 Nahverkehr

Semmeringbahn vor dem Aus

In Bautzen wird heute entschieden, ob die Strecke nach Bad Schandau abbestellt wird

Von Carla Mattern

Sächsische Semmeringbahn nennen Liebhaber die Bahnstrecke von Bautzen über Wilthen, Neukirch und Neustadt/Sa, nach Bad Schandau. So wie der Namensgeber in Österreich bietet sie ein reizvolles Profil, führt durch Schluchten, Tunnel und Brücken und bietet reizvolle Blicke in die Berg- und Tal-Landschaft.
Heute entscheiden in Bautzen die Verbandsräte des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON), ob künftig auf dem Streckenabschnitt zwischen Bautzen und Neukirch-West keine Züge mehr fahren. Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember soll die Strecke abbestellt werden. Weniger als 500 Fahrgäste seien täglich in diesem Bereich in den Zügen unterwegs, sagt ZVON-Geschäftsführer Georg Janetzki.
Künftig werde es aber nur noch so genannte Regionalisierungsmittel des Freistaates für Bahnstrecken geben, auf denen täglich mindestens 1000 Reisende unterwegs sind. "Wir haben uns immer langfristig um den Erhalt der Strecke als Verbindung zwischen Bautzen und Bad Schandau bemüht", sagt er.

Das ist passe. Gründe gibt es viele:
Weniger Zuschüsse - allein die zweiprozentige Kürzung des Bundes für das Jahr 2004 verursacht im ZVON - Haushalt ein Loch von 800 000 Euro, ein Sanierungsbedarf von etwa acht Millionen Euro auf der Strecke und nicht zuletzt ein prognostizierter Einwohner-Schwund bis zum Jahr 2020 um etwa 20 Prozent und damit noch weniger Ticketkäufer. Zum Jahresende war noch überlegt worden, durch eine neue Streckenführung der Regionalbahn Zittau-Dresden mehr Leute auf die Semmeringbahn-Strecke zu bringen.
Doch die Idee, die Züge zwischen Wilthen und Bischofswerda über Bautzen statt Neukirch fahren zu lassen, kam nie zum Tragen.
Auch der Streckenabschnitt der Semmeringbahn in der Sächsischen Schweiz ist gefährdet. Der zuständige Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) plant, künftig zwischen Bad Schandau, Sebnitz und Neustadt/ Sa. nur noch drei statt acht Zugpaare einzusetzen. Darüber werde der Verband im Juni entscheiden, sagt VVO-Sprecher Axel Bergmann. Um Sebnitz nicht ganz abzuhängen, werde aber darüber nachgedacht, die im Stundentaktverkehrende Regionalbahn Pirna - Dürrröhrsdorf - Neustadt/Sa. weiter bis nach Sebnitz fahren zu lassen.
Aus Bautzen könnte künftig ein Bus bis Bad Schandau rollen.

Wochenkurier, Pirna 14.04.2004

Da wird in Sebnitz ein großes Projekt zum Ausbau des Bahnhofes für touristische Zwecke angeschoben, weil man die landschaftlich schöne Region "erfahren" soll. Und das nicht nur mit dem Auto, sondern eben auch per Bahn und Bus.

SEBNITZ / SCHANDAU.

von Carmen Wolodtschenko

Und dann kommt jetzt diese Hiobsbotschaft:

Die Strecke Bad Schandau Sebnitz ist zu wenig ausgelastet und soll künftig nur noch mit einem stark verminderten Zugbetrieb betrieben werden. Wer geglaubt hatte, das Dilemma um die schöne Zugstrecke hätte sich mit der aufwändigen Sanierung erledigt, sieht sich enttäuscht.
Erst wurde 1994 der Güterverkehr eingestellt. Ab 1998 gab es nur noch Schienenersatzverkehr, weil Gleise und Brücken marode waren. Dann machte Sebnitz Druck, nicht zuletzt durch die angekündigte Unterstützung des Freistaates nach dem Fall Joseph.
So wurden über acht Millionen Euro für die Sanierung der Strecke aufgewendet. Und immer wieder handelte man die "Semmering-Bahn" auch unter touristischen Aspekten, der Gäste anlocken soll. So viele Fahrgäste wie zum Tag der Sachsen im September 2003 wird die Bahn wohl nie mehr sehen. Seit sie wieder fährt, nutzen sie nach Angaben des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) rund 500 Reisende täglich.
"Das ist zu wenig. Strecken des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) die weniger als 1.000 Fahrgäste pro Tag aufweisen, werden bei der sachseninternen Verteilung der Regionalisierungsmittel nicht mehr berücksichtigt", erklärt Axel Bergmann vom Verkehrsverbund.

Die Revision des Regionalisierungsgesetzes und die von der Deutschen Bahn eingeführten Regionalfaktoren, was immer das auch ist, sowie die von der Bundesregierung beabsichtigte Gegenfinanzierung der Vorziehung der Steuerreform führen zur Kürzung der Regionalisierungsmittel.
Der Verkehrsverbund hat kein Geld das auszugleichen und so wird nun versucht zwischen Landkreis und WO ein Kompromisspaket zu zimmern. In dem von dem WO erarbeiteten Konzept wird vorgeschlagen, Angebote zwischen Sebnitz und Schandau so zu reduzieren, dass eine Finanzierung und damit der Erhalt der Strecke gesichert ist.

Danach sollen zwischen Sebnitz und Bad Schandau künftig nur drei Zugpaare verkehren. "Die Strecke soll jedoch durch zusätzliche touristische Angebote attraktiver werden. Entsprechende Projektanträge durch den Tourismusverband und Oberelbe Tours sind gestellt", so formulierten die Teilnehmer des Krisengespräches mit Bürgermeistern, WO, Tourismusverband, Oberelbe Tours bei Landrat Michael Geisler.

Hoffentlich wird es kein langsames Sterben!

Pirnaer Rundschau, 07.04.2004

Semmeringbahn

Landkreis Sächsische Schweiz

Der Abschnitt Sebnitz - Bad Schandau der Sächsischen Semmeringbahn wird künftig auf drei Zugpaare reduziert.
Grund dafür ist die weitere Kürzung der Regionalisierungsmittel. Strecken, auf denen weniger als 1.000 Fahrgäste pro Tag fahren, erhalten bei der sachsen-internen Verteilung keine Zuschüsse mehr.
Deshalb soll die Strecke durch zusätzliche touristische Angebote attraktiver werden.

Sächsische Zeitung (Lokales Pirna ), 10.03.2004

Ohne Verkehrsverbund wäre Strecke längst tot

Zum Beitrag „Stets mit der Fraktion gestimmt “ des PDS-Politikers André Hahn (4. März) äußert sich Mike Ruckh, Vorsitzender der CDU -Fraktion im Kreistag:

Die Diskussion um den Schienenpersonennahverkehr (SPNV), speziell die Fahrleistungen auf der Semmeringbahn, zeigen wieder einmal deutlich, in welchem Dilemma wir eigentlich stecken, und dass man viel zu schnell ohne gründlich darüber nachzudenken, sich einen Schuldigen, in diesem Fall den Verkehrsverbund Oberelbe (VVO), sucht, um dann zu lamentieren.
Die Grundursache, dass Fahrleistungen im SPNV gekürzt worden sind, ist die zunehmend schlechter werdende Finanzausstattung der Verkehrsverbünde bei gleichzeitiger horrender Erhöhung der Trassenpreise durch die Bahn.

Zwangsläufig musste dies zu einer Reduzierung der Fahrleistungen führen.
Es ist deshalb schlicht und einfach falsch, jetzt den Verkehrsverbund dafür anzuzählen und so zu tun, als ob, wäre der Landkreis dem VVO nicht beigetreten, die Züge häufiger auf unserem Streckennetz verkehren würden.
Ohne das Zutun des VVO wäre der Sächsische-Schweiz-Ring längst tot und wäre überhaupt nicht saniert worden. Trotzdem ist jetzt Wachsamkeit, vor allem aber ein gutes Konzept für die Zukunft des SPNV und ÖPNV notwendig. Die Kommunen müssen dazu ins Boot und den Verkehrsverbund aktiver unterstützen.

Nicht zuletzt müssen aber auch Land und vor allem der Bund wieder mehr Geld an Regionalisierungsmittteln für die Verkehrsleistungen bereitstellen. Deshalb tut allen, die am Erhalt oder auch der Verbesserung des SPNV/ÖPNV-Angebotes wirkliches Interesse haben, etwas mehr Unaufgeregtheit, logisches Denken und Ehrlichkeit sicher ganz gut, auch Dr. Hahn.

Sächsische Zeitung (Lokales Pirna ), 28.02.2004

Stadtrat
Bahnstrecke soll notfalls privatisiert werden

von Anja Weber

Sebnitzer Abgeordnete wehren sich gegen Streichung

Sebnitz kommt mit dem Programm Stadtumbau Ost voran. Nach und nach werden jetzt die Förderanträge für den Abriss oder die Sanierung von den Abgeordneten bestätigt. In der jüngsten Ratssitzung ging es außerdem um die Einschränkungen von Fahrzeiten der Deutschen Bahn.

Die Sebnitzer Stadträte wehren sich gegen die schon vor einiger Zeit gestrichenen Zugverbindungen auf der Strecke Bad Schandau-Sebnitz-Neustadt (die SZ berichtete).
In ihrer jüngsten Sitzung beschlossen die Abgeordneten einstimmig, sich gegen weitere Streichungen zu stellen. Sie folgten damit einem entsprechenden Antrag der CDU-Fraktion.
"Wir fordern den Erhalt der Strecke Bad Schandau-Sebnitz-Neustadt. Dazu muss den Fahrgästen ein Mindestangebot von Zugverbindungen gemacht werden", formuliert Fraktionschef Ekkehard Schneider das Hauptziel. Weiterhin forderte der Stadtrat die Verantwortlichen auf, die Strecke attraktiver zu gestalten, um mehr Fahrgäste zu gewinnen. Das war ein Diskussionspunkt für Stadtrat Dietmar König (Mitsprache Sebnitz). Er forderte, alle Tourismus anbieter und -verbände mit ins Boot zu holen, ebenso die Wirtschaftsinitiative Sächsische Schweiz.
"Keine Strecke wird gestrichen, wenn man weiß, dass viele Menschen mitfahren", sagte er. Bei Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) stieß er damit nur auf halbe Zustimmung. Zum einen sei man mit allen möglichen Touristikern schon länger im Gespräch. Die Vermarktung der Strecke auf dieser Schiene laufe. Zum anderen gebe es in der Region etwa vier Monate lang keinen Tourismus.
Die Strecke rechnet sich aber laut Verkehrsverbund Oberelbe nur mit etwa 1 000 Fahrgästen im Monat. Ausschließlich die Urlauber könnten die Strecke wohl nicht retten, denkt der Oberbürgermeister. "Es wird immer zu leicht der Tourismus hergenommen. Die Angebote müssen auch für die Einwohner attraktiv sein. Die Grundauslastung kommt aus der Bevölkerung", gab er zu bedenken.
Doch die Einwohner selbst fahren nur sehr wenig mit dem Zug. Peter Hesse (DSU) weiß auch, warum. "Die Preise sind zu hoch", kritisierte er. Wären die Fahrpreise niedriger, würde auch Otto Normalverbraucher mehr auf die Bahn umsteigen.
So einfach ist das nicht. Schließlich wirkt hier der ewige Finanzkreislauf, bei dem irgendwo immer wieder Erhöhungen stehen. "Die Frage ist letztlich, wie viel wird subventioniert", entgegnete Mike Ruckh. Die Sebnitzer Abgeordneten folgten jedenfalls dem Antrag der CDU mit Vehemenz. Wenn sich nichts ändert, wollen sie auch einen Schritt weiter gehen. "Gegebenenfalls soll dann die Privatisierung der Strecke geprüft werden."

Sächsische Zeitung (Lokales Pirna ), 29.01.2004

Rattern, rumpeln, schütteln

von Jana Klameth

Die legendäre Ferkeltaxe tourte gestern das letzte Mal durch die Sächsische Schweiz / SZ-Leser waren dabei und schwelgten in Erinnerungen

"Alle da? Es geht los!" Bahner Michael Bachmann hat's kaum gesagt, schon setzt sich der kleine rote Triebwagen rumpelnd, ratternd, schüttelnd und schwankend in Bewegung. Raus aus dem Bahnhof Pirna, hin in Richtung Dürrröhrsdorf.
Das Gefährt macht einen Heidenlärm, so dass die gut gemeinten Informationen Bachmanns zur gestrigen letzten Fahrt der Ferkeltaxe trotz Mikrofonverstärkung nicht zu verstehen sind. Übertönt wird er allerdings nicht nur von Maschinengeräuschen. Auch im Zug selbst ist es recht laut. Dafür sorgen vor allem die Männer, fast ausnahmslos eingefleischte Bahner und mit Fotoapparaten bewaffnete Eisenbahnfans. Sieben Frauen sitzen auch mit im Zug, sie sind - den Gesprächen nach zu urteilen - jedoch eher mitreisende Ehefrauen. Eins haben aber alle gemeinsam: Sie freuen sich, dass sie dank der Einladung von Bahn und Sächsischer Zeitung bei der Abschiedstour des roten Schienenbusses dabei sein können. Der ist der letzte seiner Art, der noch in Bahndiensten steht. Aber das ist ab heute Vergangenheit: Seine Betriebsfrist ist abgelaufen, und die Bahn schickt den Zug in Rente. Besser gesagt aufs Museumsgleis 24 im Leipziger Hauptbahnhof.
Doch daran denken die Fahrgäste jetzt noch nicht. Sie genießen vielmehr die im Sonnenschein funkelnde Schneelandschaft oder fachsimpeln angeregt. "Wissen Sie noch, wie es war, als hier Dampfloks fuhren?", fragt der frühere Ferkeltaxen-Stammgast Wolfgang Lewek seinen Nachbarn. Der greift wortlos in seine Jackentasche und holt einen grünen Ausweis heraus. Der bescheinigt: Der Pirnaer Erich Radzanowski darf Dampfloks aller möglichen Bauarten führen. "1948 hab ich bei der Bahn angefangen", erzählt er. 50 Jahre und einen Monat sei er bei dem Unternehmen gewesen, 40 Jahre lang als Lokführer. "Die Bahn - das ist mein Leben." Das SZ-Angebot, bei der letzten Fahrt der Ferkeltaxe dabei sein zu können, konnte er da einfach nicht ausschlagen. "Heute kommen viele Erinnerungen wieder hoch", sagt er mit glänzenden Augen und erzählt von den verrückten Wetterkapriolen. In Pirna sei die Ferkeltaxe oft bei schönstem Winterwetter losgefahren. Doch kaum sei sie in Helmsdorf um die Kurve gebogen, hätte schon der Schneesturm gewütet. "Die Eisenbahner in Pirna wollten uns gar nicht glauben, dass dort die gesamte Strecke zugeweht war", erzählt Radzanowski und erntet Kopfnicken.
An diese Situationen können sich Wolfgang Lewek und seine Frau Ina erinnern. Die Beiden bezeichnen sich als "ewige Stammgäste". Schließlich fuhr der Porschendorfer Wolfgang Lewek jahrein, jahraus mit dem Zug von Dürrröhrsdorf über Pirna nach Heidenau in die Papierfabrik zur Arbeit. "Insofern habe ich einen Teil meiner Jugend hier auf der Strecke verbracht", blickt er zurück. Eisenbahnfan ist auch Eckhart Sandig aus Dohma. "Ich fahre vor allem gern mit meinen Enkeln Zug, vorzugsweise alte Dampfloks oder eben eine solche Rarität wie die Ferkeltaxe", erzählt er. In seiner Freizeit spielt außerdem die Modelleisenbahn eine wichtige Rolle. Das ist das Stichwort für Michael Albrecht aus Neustadt. "Auf meiner 3,30 mal 1,20 Meter großen Platte fährt sogar ein Modell der Ferkeltaxe", berichtet er. In dem Moment legt sich der Schienenbus rasant in die Kurve, Albrecht und alle anderen Fahrgäste werden ordentlich hin- und hergeworfen. "Das ist das Schönste an dieser Bahn, wir nennen sie deshalb auch Bandscheibenexpress", lacht der junge Mann.
Das Temperament des Triebwagens gefällt auch dem Lokführer der Abschiedstour, Jens Schulze. 17 Jahre lang hat er die Ferkeltaxe gesteuert. "Doch für den bezahlten Nahverkehr war der Triebwagen eben doch nicht mehr zeitgemäß", gesteht er ein. Die neuen Regiosprinter, die den Schienenbus abgelöst haben, sind nicht nur komfor tabler, sondern auch um einiges leistungsfähiger. "Das scheinen auch die Leute so zu sehen, wir haben bis heute sehr viele Stammgäste, die Strecke Pirna-Neustadt wird gut angenommen", sagt Schuster, dreht am Hebel, der im Zug die Rolle des Gaspedals übernimmt, tritt auf die Hupe. So geht die letzte Fahrt zu Ende.
Während der Abschiedstour der Ferkeltaxe drehte ein Kamerateam. Der Beitrag wird am 20. März, 15.30 Uhr, im MDR in der Reihe "Bahnzeit" ausgestrahlt.
Erich Radzanowski zeigt stolz sein "Lokführer-Diplom". Über 50 Jahre war er bei der Bahn beschäftigt.Jens Schulze, der 17 Jahre als Lokführer auf der Ferkeltaxe arbeitete, drehte auch zur Abschiedsfahrt an den Hebeln.Offiziell sollen 54 Leute in die Ferkeltaxe passen. Dann wäre es aber sehr eng geworden. Deshalb luden Bahn und SZ 30 Leser zur Abschiedstour ein.40 Jahre hat die Ferkeltaxe auf dem Buckel, allerdings war sie 1996 komplett rekonstruiert worden.Zur letzten Fahrt war vieles lockerer als früher. So konnte die Mütze auch mal runter vom Kopf.Fotografen standen an fast jeder Ecke, um von der Ferkeltaxe noch ein letztes Bild schießen zu können.Gestern begegneten sich Alt und Neu: Während die Ferkeltaxe (re.) auf ihrer letzten Fahrt war, rollt der moderne Regiosprinter regelmäßig auf der Strecke Pirna - Neustadt.

Sächsische Zeitung (Lokales Pirna ), 19.01.2004

EU-Osterweiterung
Ministerium prüft Übergang

von Anja Weber

Sebnitz träumt von Zuglinie nach Tschechien / Bessere Chancen nach EU-Beitritt

Mit dem Beitritt Tschechiens zur Europäischen Union stehen die Chancen für die Eröffnung des Eisenbahngrenzüberganges Sebnitz - Dolni Poustevna nicht schlecht.
Die Eröffnung des Eisenbahngrenzüberganges in Sebnitz gehört zu den Zielen des Sebnitzer Oberbürgermeisters für dieses Jahr. Mit dieser Aussage überraschte Mike Ruckh (CDU) seine Gäste beim Neujahrsempfang.

Doch in den zuständigen Stellen, wie dem Wirtschaftsministerium und dem Verkehrsverbund Oberelbe, gibt man sich erstaunt über das Sebnitzer Vorpreschen. Sicher ist nur, die Bahnstrecke Sebnitz - Dolni Poustevna (Nieder Einsiedel) zählt für das Wirtschaftsministerium zu einem wichtigen Verkehrsweg mit Blick auf die EU-Osterweiterung. Einer der langjährigen Verfechter des Überganges ist der Sebnitzer CDU-Kreisrat und CDU-Ortsgruppenvorsitzende Günther Gebauer. Er hat die Ruckhsche Aussage wohlwollend vernommen, ist aber nur verhalten euphorisch.
Dass der Übergang schon in diesem Jahr kommt, hält er für wenig wahrscheinlich. "Ich glaube, das Ziel der Verwaltung ist mehr, in diesem Jahr weiter an dem Vorhaben zu arbeiten. Wenn der Eisenbahnübergang 2005 steht, sind wir gut", sagt Bahnexperte Gebauer.
Schon mit der Wende stellte er sich beim Runden Tisch an die Spitze der Truppe, die die Eröffnung des Eisenbahnüberganges befürwortet hat und auch vorantreiben wollte. So richtig kam sie aber nicht vom Fleck, stieß an unüberwindbare Hürden. Nicht nur einzelne Bürger befürworteten den Grenzübergang. Auch der ehemalige Nachbarschaftshilfeverein Sebnitz setzte sich für den Übergang ein. Mit diesem sollte der so genannte Sächsische-Schweiz-Ring von Pirna über Neustadt, Sebnitz und Bad Schandau mit einem Sächsisch-Böhmischen Ring erweitert werden. Ein Konzept jagte das andere. Noch immer ist Vieles ungeklärt. Im zuständigen Fachreferat will man überhaupt nichts davon wissen, dass der Übergang schon in diesem Jahr genutzt werden kann. "Es ist noch alles in der Prüfung. Ein Termin für eine Eröffnung steht nicht fest", sagt Martina Pirk, Pressesprecherin im dafür zuständigen Wirtschaftsministerium. Vor allem werde untersucht, ob sich ein grenzüberschreitender Verkehr überhaupt rechne. Etwa 1 000 Fahrgäste pro Tag müssten die Verbindung nutzen.
Außerdem, so weiß Günther Gebauer, müsse die Strecke überhaupt erst einmal definiert werden. "Wenn die Region Varnsdorf mit einbezogen wird, könnte ich mir die 1 000 Fahrgäste durchaus vorstellen, sollte es aber nur die Ecke Rumburg-Decin sein, wird es schwer."
In einer Studie des Wirtschaftsministeriums vom Sommer werden die Ausbaukosten allein des Teilstückes auf deutscher Seite auf über eine Million Euro geschätzt. Mit im Boot bei den Vorbereitungen sitzt der Verkehrsverbund Oberelbe. Auch dort ist von einer Eröffnung 2004 noch keine Rede. Zuerst müssten juristische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die unabhängig vom EU-Beitritt Tschechiens wirken.
Verhandlungen zwischen beiden Ländern auf Regierungsebene laufen noch, ebenso die Planungen für die mögliche Erweiterung der Bahnstrecke. Klarheit über die weitere Verfahrensweise soll eine Beratung im Ministerium Ende des Monats bringen, bei der der Eisenbahnübergang auf der Tagesordnung steht.
Am Kilometer 48, kurz hinter dem Sebnitzer Bahnhof, biegt ein verrostetes Gleis von der Hauptstrecke nach rechts ab und verliert sich im Nichts. Aber die Schienen sollen wieder aufgebaut werden.

SZ Lokalausgabe Sebnitz, 27.02.03

Vorhaben
Sebnitz hat Fahrziel Natur fest im Blick

von Anja Weber

In diesem Jahr soll noch die Fassade des Bahnhofes rekonstruiert werden.
Unter dem Thema Fahrziel Natur soll der Bahnhof Sebnitz in den nächsten Jahren umgebaut werden. Die Rekonstruktion des Gebäudes ist ebenso vorgesehen, wie die Umgestaltung zu einer modernen Übergangsstelle durch den Verkehrsverbund Oberelbe.

Schon seit längerem trägt sich Sebnitz mit dem Gedanken, das Bahnhofsareal umzugestalten. Aus diesem Grund wurde im Sommer ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt der Sebnitzer Ullrich Pfütze, der vor allem auf überraschende Effekte im Innenraum setzt.
Mit dem Umbau konnte es da aber noch nicht los gehen. Erst im November letzten Jahres konnte Sebnitz das Bahnhofsgebäude kaufen. Damit stehen die Weichen beim Fahrziel Natur auf Grün. Am Mittwoch gaben auch die Stadträte ihren Segen dazu. Das Konzept, welches Bauamtsleiter Christian Goldbach kürzlich vorstellte, hört sich vielversprechend an. Etwa 1,2 Millionen Euro wird die Rekonstruktion kosten. Zumindest bis zum Tag der Sachsen soll das äußere Bild keinen schlechten Eindruck bei den Festbesuchern hinterlassen. So steht in diesem Jahr die Sanierung der Außenhülle und ein Teilabbruch der Schalterhalle an. Insgesamt 519 000 Euro soll das kosten. Entsprechend dem Thema der Umgestaltung soll die Eingangshalle aufgepeppt werden.

"Auf der linken Seite des Untergeschosses wird eine Modelleisenbahn aufgebaut, die in einem Sichtkanal zu sehen sein soll. Außerdem wird ein Waggon nachgestaltet", erläutert der Bauamtsleiter. Ursprünglich sollte ein Originalwaggon aufgestellt werden, aber das sei bautechnisch nicht machbar.
Ein Informations- und ein Imbiss-Stand werden ebenfalls integriert. Im mittleren Teil soll die Nationalpark- und Forstverwaltung ihren Platz erhalten. Ein größerer Bereich im Untergeschoss ist den Stolpener Oldtimerfreunden vorbehalten. Sie wollen hier einige ihrer Oldtimer ausstellen und eine Werkstatt zum Aufbau ihrer Fahrzeuge errichten, in der ihnen von den Besuchern über die Schulter geschaut werden kann. So sehen es zumindest die ersten Planungen vor.
Das Endkonzept ist noch nicht fertig. Der Gesamtaufbau des Gebäudes erstreckt sich über mehrere Jahre und soll 2005 abgeschlossen sein. Gleichzeitig mit dem Haus wird auch die Übergangsstelle errichtet. "Ziel ist es , im Jahr 2003 noch den Güterboden abzureißen und Rangiergleise herauszunehmen", so Christian Goldbach. Das Areal kann dann mit als Festgelände für den Tag der Sachsen genutzt werden.

Am Grobkonzept haben auch die Stadträte nichts zu mäkeln. Vielmehr gibt es noch einige Anregungen, wie die von Stadtrat Ekkehard Schneider (CDU). "Könnte man nicht im Freigelände auch Oldtimerlokomotiven ausstellen? Wenn es möglich wäre, müsste man das im Auge behalten, bevor die Gleise abgebaut werden", regt er an.
Von der Freifläche bliebe nicht viel übrig, da sie zum größten Teil für die Übergangsstelle benötigt werden, sagt Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU). SPD-Stadtrat Stefan Müller hat noch so seine Bedenken bei der Innengestaltung. Die sei noch nicht perfekt. Außerdem benötige die Verwaltung auch noch die konkreten Standpunkte der Anbieter im neuen Bahnhofsgebäude, entgegnet der Stadtchef. Und auch auf die Frage von CDU-Stadträtin Christa Schuster hat er eine Antwort. Sie will wissen, was mit dem Schrottplatz auf dem Bahnhof wird. "Der sieht nicht gerade gut aus", stellt sie fest. Die Stadt habe das Gelände mit gekauft. Der Schrottplatz würde mit verschwinden.
Noch keine Lösung gibt es für das Gelände der ehemaligen Firma Dress. Die Verwaltung ist mit dem Insolvenzverwalter und der Gläubigerbank in Verhandlungen. Doch die Preisvorstellungen klaffen aus Sicht des Rathauses noch weit auseinander.

SZ Lokalausgabe Sebnitz, 06.04.02

Keine Dampfloks zu den Sebnitzer Blumentagen
Bahn lehnt Antrag der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde ab

Von Anja Weber

Dampfloks sollten während der Sebnitzer Blumentage am 13. und 14. April durch das Sebnitztal schnaufen und tausende Gäste mit in die Stadt bringen. Daraus wird nichts.
Der Organisator dieser mittlerweile schon traditionellen Sonderfahrten, der Verein Ostsächsische Eisenbahnfreunde, darf mit seinen Zügen nicht von Dresden aus über den Sächsischen Semmering nach Sebnitz rollen.
Die Absage kam vor wenigen Tagen durch die Deutsche Bahn AG, Abteilung DB Netz. "Uns hat es eiskalt erwischt. In der zehnjährigen Vereinsgeschichte hat es so etwas noch nicht geben." Ralf Gruner von den Ostsächsischen Eisenbahnfreunden ist völlig von den Socken. Seit Jahren ist der Verein mit seinen "Dampfrössern" hier unterwegs und jedesmal auch eine Attraktion. "Das erste Mal haben wir uns 1990 hier vorgestellt. Das war bei der Eröffnung der Elbebrücke in Bad Schandau", sagt Alfred Simm. Der Löbauer ist der Chef der Eisenbahnfreunde. Erzählt er von dem Verein, sprüht er vor Freude und Begeisterung. Aus Liebe zur Tradition und nicht zuletzt auch das Wissen, für Einheimische und für Touristen eine Menge zu leisten, hat sich der Verein viel einfallen lassen. Die Sonderzüge sind bewirtschaftet. Für den Fahrgast könnte das also doppelten Genuss bedeuten. Die Ostsachsen kommen mit ihren Ideen an. Inzwischen sind sie mit ihren Zügen von den Gleisen nicht mehr wegzudenken.
Und der Verein lebt zu einem kleinen Teil auch davon. Erhoffte Einnahmen von der Fahrt Dresden - Sebnitz kann er jetzt streichen. Die Ausgaben blieben. Denn schon im letzten Jahr wurde für die Sebnitzer Blumentage geworben. Unmengen von Broschüren gingen von Hand zu Hand. Die Eisenbahnfreaks haben das Ereignis schon lange in ihrem Kalender vermerkt. Und nicht nur die. Auch für Familien mit Kindern ist es immer eine Attraktion. Die wird bei den Blumentagen in Sebnitz fehlen. "Für uns ist das bedauerlich und traurig. Schon im letzten Jahr haben wir uns mit dem Verein verständigt, dass wir 2002 zu den Blumentagen wieder etwa gemeinsam machen. Daraus wird jetzt leider nichts", sagt Erik Beckert, Chef der Fremdenverkehrsbetriebe Sebnitz-Hinterhermsdorf.
Doch die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde trauern nicht nur um die Fahrten an diesem Wochenende. "Wir haben Bedenken für künftige Aktivitäten. Wird es überhaupt noch möglich sein, Sonderzüge auf dem Sächsischen Semmering verkehren zu lassen", fragt Ralf Gruner. Er denkt dabei an den Tag der Sachsen, der Sebnitz 2003 ins Haus steht. Tausende von Gästen werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln, davon wiederum ein Großteil mit der Bahn anreisen. Das Fassungsvermögen des Regiosprinters ist begrenzt. "Ohne Sonderzüge wird es nicht gehen. Hoffentlich war die einmalige Ablehnung nicht eine für immer", so Ralf Gruner.
Die Befürchtungen sind nicht aus der Luft gegriffen. Zwar hat die Deutsche Bahn mit der ersten Ablehnung keine konkrete Begründung geliefert, doch den Vereinsmitgliedern schwante nichts Gutes. "Wir haben angeboten, eine leichtere Lok einzusetzen, die auch langsamer fährt. Also hätten wir notfalls auch auf bestimmte Anforderungen seitens der Streckensubstanz reagieren können", sagt Alfred Simm. Das habe man auch in den Jahren davor schon getan. Doch das strikte Nein schockte die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde. Sie berufen sich auf Unterlagen, aus denen eindeutig hervorgeht, dass sie mit ihren Zügen, die Strecke passieren können. Denn noch leichtere Loks gibt es hier in der Region nicht. Ob die Ablehnung nun tatsächlich nur auf die Bauphase beschränkt ist, war von der Deutschen Bahn gestern nicht mehr zu erfahren.

SZ Lokalausgabe Pirna, 20.03.02

Vorhaben
Bahnausbau geht ab August weiter

(SZ/aw)

Sebnitz.
Erst ab August geht der Ausbau der Bahnstrecke Sebnitz-Bad Schandau weiter. Darüber verständigten sich alle am Ausbaukonzept Beteiligten. Nach den ursprünglichen Plänen der Deutschen Bahn sollte die Sanierung schon 2002 im Wesentlichen abgeschlossen sein. Mit der Umsetzung der zweiten Stufe des Ausbaukonzeptes macht sich von August bis November dieses Jahres und nochmals von April bis August nächsten Jahres eine Vollsperrung der Strecke erforderlich. Darüber informiert das Landratsamt.
Zum Tag der Sachsen 2003 in Sebnitz soll die Strecke fertig sein, so die Behörde. Bereits 2002 sollen zwischen Sebnitz und Bad Schandau Fahrzeiten von 28 Minuten erreicht werden, im Jahr 2003 sollen es dann nur noch 23 Minuten sein. Die Züge fahren dann im Zwei-Stunden-Takt. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf 4,75 Millionen Euro.

SZ Lokalausgabe Sebnitz, 18.09.01

Vorhaben
Bahnausbau ab Neustadt beginnt Mittwoch

von Anja Weber

Bis 2002 soll die Sanierung der gesamten Strecke bis Bad Schandau im Wesentlichen abgeschlossen sein

Ab Mittwoch wird auf dem Sächsischen-Schweiz-Ring weiter gebaut. Auf der Strecke zwischen Neustadt und Sebnitz beginnen die ersten Arbeiten zur geplanten Sanierung der gesamten Trasse zwischen Elbtal und Lausitz. Darüber informiert Kerstin Eckstein, Pressesprecherin der Deutschen Bahn AG. Kunden und Freunde der Bahn dürften aufatmen. Denn mit dem ersten Teilstück rückt auch der Ausbau des Sächsischen Semmerings Richtung Bad Schandau nahe. Um den gab es immer wieder Diskussionen. Zuletzt vereinbarten Wirtschaftsministerium, Deutsche Bahn und Verkehrsverbund Oberelbe die Strecke im Sebnitztal langfristig zu erhalten und schrittweise für einen leistungsfähigen Nahverkehr auszubauen.
Offen war bis vor wenigen Tagen auch der zeitliche Ablauf der Arbeiten auf dem letzten Teil des Sächsischen Schweiz Ringes. Zuerst ist der Abschnitt Neustadt - Krumhermsdorf dran. Hier werden die Gleise erneuert und wo nötig, die Dämme gesichert. Die Baukosten belaufen sich auf über fünf Millionen Mark (2 556 459,40 Euro).
Mit den Bauarbeiten wird sich auch für die Bahnfahrer einiges ändern. Bis zum 15. Oktober ersetzen Busse zunächst die ausfallenden Regionalbahnen zwischen Neustadt und Sebnitz. Die Abfahrtszeiten der Busse im Ersatzverkehr entsprechen dabei den im Fahrplan für die Regionalbahn angegebenen Zeiten, teilt die Pressesprecherin mit. Die Züge zwischen Bad Schandau und Sebnitz sind von diesen Bauvorhaben vorerst nicht betroffen. Sie fahren bis dahin weiter wie bisher. Ab dem 16. Oktober werden die Arbeiten dann auch auf den weiteren Abschnitten in Richtung Bad Schandau aufgenommen. Der Schienenersatzverkehr wird von diesem Tag an auf die gesamte Strecke ausgeweitet.
Bis einschließlich 30. November sollen laut Bahn AG die Bauarbeiten andauern. Dann ist voraussichtlich erst ein Mal Winterpause. "Im Sommer 2002 zum 125 jährigen Jubiläum der Strecke soll die Sanierung im Wesentlichen abgeschlossen sein", sagt Kerstin Eckstein. In die Finanzierung des gesamten Vorhabens teilen sich Bund, Land und Deutsche Bahn. Die Kosten der Sanierung und Modernisierung der zirka 28 Kilometer langen Strecke zwischen Neustadt und Bad Schandau werden auf etwa 30 Millionen Mark (15 338 756 Euro) geschätzt. Besonders aufwändig dabei ist der Erhalt der zahlreichen Brücken und Tunnel. Die Strecke soll nach Abschluss der Bauarbeiten Geschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometern pro Stunde zulassen.

SZ Lokalausgabe Pirna, 31.08.01

(SZ/sab)

Neustadt/Sa. Der Entwurf für die Umgestaltung des Bahnhofsgeländes liegt vor.

Darüber informiert Bürgermeister Dieter Grützner (CDU). Jetzt stehen die Verhandlungen mit der Bahn AG sowie die Abstimmungen mit dem Verkehrsverbund Oberelbe bevor. Ziel ist die Schaffung einer modernen Übergangsstelle. Dafür werden Parkplätze sowie Bushaltestellen gebaut. Der Umbau kostet insgesamt rund 3,6 Millionen Mark (1,84 Millionen Euro). Bis nächsten Frühjahr soll alles fertig sein. Das Bahnhofsgebäude jedoch wird noch länger warten müssen.

© Sächsische Zeitung VERKEHR 06.06.01

(SZ/aw)

Bahn-Grenzübergang soll EU finanzieren

Sebnitz.
Der Verkehrsverbund Oberelbe wird zum Ausbau des geplanten Bahn-Grenzüberganges Sebnitz - Dolni Poustevna EU-Fördermittel beantragen. Darüber informierte VVO-Pressesprecher Axel Bergmann. Der Ausbau ist mittelfristig vorgesehen. Der Bahnbetrieb soll dann über den Grenzübergang Dolni Poustevna nach Tschechien in Richtung Rumburk und Ebersbach ausgeweitet werden. (SZ/aw)

SZ Lokalausgabe Pirna 02.06.2001

Sächsische Semmeringbahn

( Von Anja Weber )

Arbeitsgruppe im Landratsamt will nächste Woche beraten

...jüngst das Wirtschaftsministerium (SZ berichtete). Hinter den Kulissen allerdings brodelt es weiter ziemlich heftig. Die Arbeitsgruppe "Semmeringbahn" beim Landratsamt Sächsische Schweiz wurde in die Fahrplan-Verhandlungen nicht mit einbezogen.

Von Anja Weber

Zwischen 12 und 15 Millionen Mark könnte der Ausbau der Strecke Sebnitz - Bad Schandau nach Schätzungen der Bahn kosten. Den will der Freistaat großzügig unterstützen.
Wirtschaftsministerium, Verkehrsverbund Oberelbe und Deutsche Bahn reagierten Mitte der Woche mit einem Stufenkonzept auf die massiven Proteste der Öffentlichkeit in den letzten Tagen. Dass die Strecke im neuen Kursbuch gar nicht mehr drin war und im zweiten Fahrplanentwurf nur "halbherzig" eingefügt wurde, nehmen nicht nur Eisenbahner und Fahrgäste, sondern auch die Arbeitsgruppe "Semmeringbahn" im Landratsamt übel. Die wurde offenbar, wie die SZ erfuhr, gar nicht eingeweiht. Das bestätigt zumindest Günther Gebauer, der Mitglied der Arbeitsgruppe ist. "Wir sind nicht gefragt worden. Und das ist nicht richtig", kritisiert er. Und er hat auch mit dem ab nächsten Wochenende gültigen Fahrplan so seine Probleme.
Verhindert wurde vorerst nämlich nur die schon fest gebongte Stilllegung der Strecke. Und schon ist neuer Ärger ist vorprogrammiert. Denn mit den dann verkehrenden Zügen und Schienersatzbussen wird es kaum möglich sein, alle Fahrgäste ordentlich zu befördern. Einer der das am bestens weiß, ist Axel Förster. Er ist Lokführer auf der Strecke. "Eine Menge Schülergruppen nutzen derzeit den Zug. Viele kommen aus dem Kinder- und Erholungszentrum auf der Grenzbaude in Sebnitz. Die werden wohl dann nicht mehr mit dem Zug fahren können, weil der Platz einfach nicht mehr ausreicht", ist der Eisenbahner empört.
Verärgerung über den neuen Fahrplan herrscht auch im Sebnitzer Rathaus. Und zwar darüber, dass die Strecke ab dem 10. Juni nicht mehr im Zwei-Stunden-Takt befahren wird. "Mit dem derzeitigen Fahrplanentwurf wird den Erfordernissen, insbesondere aus Sicht der Tourismussaison in keinster Weise Rechnung getragen", monierte Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) letzte Woche beim zuständigen Dezerneten Klaus Sprößig. "Wir erwarten deshalb, dass in gemeinsamer Abstimmung innerhalb der Arbeitsgruppe mit dem Verkehrsverbund Oberelbe und der Deutschen Bahn ein Einvernehmen erzielt werden kann, dass täglich zwischen 7 und 20 Uhr der Zwei-Stunden-Takt gesichert wird", heißt es in dem Schreiben.
Möglich sei dies durchaus, wird in der Sebnitzer Verwaltung vermutet und als Beispiel die Streckensanierung Neustadt - Dürrröhrsdorf-Dittersbach angeführt. Dort sei die Strecke während der zweimonatigen Sperrung auch im Zwei-Stunden-Takt im Schienenersatzverkehr bedient worden. Sowohl Wirtschaftsministerium, Deutsche Bahn als auch der Verkehrsverbund sehen derzeit keine Notwendigkeit darin.
Abgeschlossen ist das Thema unterdessen nicht. In der nächsten Woche, so kündigte Dezernet Klaus Sprößig an, soll nochmals eine Beratung mit der Arbeitsgruppe zum weiteren Vorgehen auf dem Streckenabschnitt Sebnitz - Bad Schandau erfolgen.

© Sächsische Zeitung POLITIK SACHSEN 30.05.01

(SZ/aw)

Sebnitz.
Die Bahnstrecke Sebnitz - Bad Schandau, bekannt auch als Sächsische Semmeringbahn, soll bis 2002 grundlegend saniert und das Angebot verbessert werden. Darüber verständigten sich jetzt Wirtschaftsministerium, Deutsche Bahn und Verkehrsverbund Oberelbe.
Sie verabschiedeten dazu ein Stufenkonzept zum Erhalt der Strecke. Der Ausbau kostet nach Schätzungen der Deutschen Bahn zwischen zwölf und 15 Millionen Mark. Sobald der Fördermittelantrag genehmigt ist, soll mit den Bauarbeiten begonnen werden.

SZ Lokalausgabe Pirna 30.05.2001

Sanierung kostet fast 15 Millionen

( Von Anja Weber )

Ausbau ja, aber unklar ist wann / Bis dahin abgespeckter Verkehr zwischen Sebnitz und Schandau

In die Diskussionen um die Zukunft der Sächsischen Semmeringbahn ist wieder Bewegung gekommen. Wirtschaftsministerium, Deutsche Bahn und Verkehrsverbund Oberelbe haben jetzt ein Stufenkonzept vereinbart. Darüber informiert VVO-Sprecher Axel Bergmann.
Das soll den langfristigen Erhalt der Strecke zwischen Sebnitz und Bad Schandau sichern und offenbar die Verbindung vom Abstellgleis holen. Ziel ist, die Strecke bis 2002 grundlegend zu sanieren. Damit sollen das Angebot verbessert, die Reisezeiten verkürzt werden. Die Züge sollen dann im Zwei-Stunden-Takt fahren. Darüber verständigten sich jetzt die drei Behörden. Allerdings ist das noch Zukunftsmusik.
Erst ein Mal wechselt am 10. Juni der Fahrplan. Die dann gültigen Angebote ließen bereits bei Eisenbahnern und Freunden der Strecke die Alarmglocken schrillen. Sie argwöhnen, dass die Strecke absichtlich durch ein schlechteres Angebot tot gefahren werden soll. Ihre Schlussfolgerung: Weniger Fahrgäste, der Zug lohnt nicht mehr, die Strecke wird dicht gemacht. Das sie mit ihren Vermutungen gar nicht mal so verkehrt lagen, zeigen der erste Entwurf des Fahrplanes und auch das Kursbuch. In letzterem ist die Strecke gar nicht mehr drin, im Fahrplanentwurf nur als Schienenersatzstrecke. Das brachte Eisenbahner auf die Palme und veranlasste beispielsweise auch den Lokführer Axel Förster aus Krippen an die Öffentlichkeit zu gehen. Er sieht auch in dem neuen Fahrplan eine Gefahr für die Strecke.
VVO-Sprecher Axel Bergmann schätzt aber ein, dass die drohende Einstellung abgewendet werden konnte. "Bis zum Beginn der Sanierung bedingt der schlechte Bauzustand der Strecke zunächst Angebotseinschränkungen." Ab dem 10. Juni werden an den Wochenenden täglich noch vier Züge je Richtung zwischen Bad Schandau und Sebnitz pendeln. Montags bis freitags fahren täglich je Richtung zwei Zugpaare. Zusätzlich ist ein Schienenersatzverkehr mit Bussen mit vier Fahrten je Tag und Richtung vorgesehen.
Nach der Sanierung der Strecke werden auf Bestellung vom Verkehrsverbund Oberelbe die Züge wieder mindestens im Zwei-Stunden-Takt fahren. Darüber hinaus sollen laut Bergmann auch neue moderne Dieselleichtwagen auf der Strecke eingesetzt werden. Die Kosten für die Streckensanierung hat die Bahn auf zwölf bis 15 Millionen Mark geschätzt. Wenn der Fördermittelantrag genehmigt ist, soll mit dem Ausbau der Strecke Sebnitz - Bad Schandau begonnen werden. Der Abschnitt Neustadt - Sebnitz ist bereits im September dieses Jahres dran.

SZ Lokalausgabe Sebnitz 22.05.2001

Experte: Der neue Plan ist die Rache der Bahn

( Von Anja Weber )

Eisenbahner schlagen Alarm / Verkehrsverbund ist unzufrieden

Am 10. Juni sind nicht nur Wahlen. An diesem Tag wechselt auch der Fahrplan.
Während in einigen Orten tatsächlich zwischen mehreren Bürgermeisterkandidaten gewählt werden kann, dürfte den Fahrgästen der Sächsischen Semmeringbahn die Wahl gar nicht schwer fallen. Sie haben nämlich fast keine mehr. Mit dem neuen Fahrplan ist die Strecke zwar nicht tot - aber fast. Das steht zumindest für engagierte Eisenbahner fest.
www.saechsische-semmeringbahn-online.de ist bei allen Eisenbahnern die wohl mit am meisten besuchteste Internetseite. Der Krippener Axel Förster hat sie zusammengestellt. Er ist Lokführer bei der Bahnbetriebsstelle Neustadt. Was den Surfer derzeit unter der Internet-Adresse erwartet, lässt nicht nur Eisenbahnern, sondern auch Fahrgästen die Haare zu Berge stehen - der neue Fahrplan.
Axel Förster macht seinem Herzen Luft. "Man sieht dem Plan an, dass die Bahn von öffentlichen Protesten faktisch zum Weiterbetrieb gezwungen wurde", sagt der engagierte Lokführer außer sich gegenüber der SZ. Die Bahn werde damit nur eines erreichen, "dass nämlich noch weniger Reisende den Zug benutzen können - um schließlich und endlich die Linie ganz einzustellen". Ein Blick in den neuen Entwurf - im ersten war die Semmeringstrecke nur im Schienenersatzverkehr geplant - zeigt offenbar die Halbherzigkeit. Die hat auch Experte Dieter Hesse bemerkt. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. "Der neue Fahrplan ist die Rache der Bahn AG, weil sie weiter fahren müssen ", steht für den ehemaligen Neustädter Dienststellenleiter fest. Axel Förster hat indessen alle Mängel zu Papier gebracht: Von Bad Schandau bis Bautzen existieren keine durchgehenden Züge mehr.
Der erste Zug ab Neustadt in Richtung Sebnitz startet ab 6.02 Uhr, der letzte Zug ab Sebnitz bis Bad Schandau geht um 16.46 Uhr. Besonders prekär wird es am Wochenende für die Ausflüger. Da fährt der letzte ab Sebnitz 15.02 Uhr. Der letzte von Bad Schandau in Richtung Sebnitz startet 14.05 Uhr. "Die Bahn schießt sich damit selbst ins Knie. Der Ausflugsverkehr mit Radlern und Wandersleuten am Wochenende dauert jetzt noch bis etwa 20 Uhr. Die haben gar keine Chance mehr, den Zug zu nutzen", sagt Axel Förster.
Noch dazu kommt, im neuen Kursbuch ist die Strecke Sebnitz - Bad Schandau mit keiner Zeile mehr erwähnt, haben Eisenbahner in Erfahrung gebracht. Das "Aus" für die Semmeringstrecke ist - wie das Landratsamt im April verkündete - doch nicht abgewendet.
Die Situation ist ernst.
Der Verkehrsverbund Oberelbe will das offenbar auch gar nicht verschweigen. Pressesprecher Axel Bergmann hält den Fahrplan auch nicht für der Weisheit letzten Schluss. "Wir müssen an dem Fahrplan weiter arbeiten. Er ist tatsächlich noch nicht so toll. Dazu gehört, dass ein touristisches Konzept erstellt wird", sagt er auf Nachfrage der SZ. Also doch ein Fahrplan-Schnellschuss. Mehr sei aber gegenwärtig nicht machbar. "Der Zustand der Strecke lässt das nicht zu", sagt Axel Bergmann.
Die Vorbereitung für die Sanierung des Abschnittes Sebnitz - Bad Schandau läuft, aber ein Termin für den Baubeginn steht nicht fest. Die Kosten belaufen sich sich auf zirka 12 Millionen Mark. Sie will der Freistaat auch zu großen Teilen locker machen. Nur wann? Bis dahin sollen die Fahrgäste offensichtlich mit einer Notvariante gehalten werden. quot;Oder sie springen endgültig ab", befürchtet der Neustädter Dieter Hesse. Den Berufsverkehr sowie den Schülerverkehr habe man aufgrund der Abfahrtszeiten schon totgemacht, "und jetzt nimmt man sich die Touristen vor."

Die Regionale 03.05.2001

"Aus" für Semmeringbahn abgewendet

LKSS, Der Weiterbetrieb der Semmeringbahn ist ab 10. Juni 2001 gesichert, verkündete kürzlich die Pressereferentin des Landratsamtes Landkreis Sächsische Schweiz. Die voraussichflichen Fahrzeiten zwischen Sebnitz und Bad Schandau sollen danach mindestens 48 Minuten betragen. Bis zum Ende des Ausbaus sei jedoch mit Einschränkungen zu rechnen. Im Juli 2002 besteht die Traditionsstecke 125 Jahre. Ende 2002 soll die, Strecke endgültig ein umfassendes Angebot für den Personennahverkehr bieten. Bereits Anfang April hatte sich eine Arbeitsgruppe aus Landratsamt, Kreisräten und Bürgermeistern, dem Verkehrsverbund Oberelbe und der Deutschen Bahn AG zum weiteren Erhalt der Semmeringbahn gegründet. Das bereits Ende 1998 in Erwägung gezogene "Aus" wurde damit erneut abgewendet. Die Arbeitsgruppe wird die anstehenden Baumaßnahmen begleiten, ebenso die Gestaltung der Fahrpläne und das Marketing.

SZ Lokalausgabe Pirna 09.04.2001

Sebnitzer FDP macht sich für Strecke stark

Sebnitz.
Die FDP-Ortsgruppe Sebnitz verständigte sich kürzlich zum weiteren Vorgehen im Engagement um den Erhalt der Sächsischen Semmeringstrecke. Diskutiert wurde auch die Möglichkeit, eine Aktiengesellschaft zu gründen, welche die Strecke künftig betreiben könnte. Allerdings, so waren sich die FDP-Mitglieder einig, müsse die Deutsche Bahn das Schienennetz zur Verfügung stellen. FDP-Chef Josef Weber hält es für wichtig, alle bereits aktiven Semmeringbahnkämpfer ins Boot zu holen. (SZ/aw)

SZ Lokalausgabe Pirna 06.04.2001

Arbeitsgruppe gegründet

Sebnitz.
Vor wenigen Tagen gründete sich eine Arbeitsgruppe zum Erhalt der Sächsischen Semmeringbahn. Sie setzt sich aus Vertretern des Landratsamtes, des Verkehrsverbundes Oberelbe, der Deutschen Bahn AG sowie Kreisräten und Bürgermeistern zusammen. Die Arbeitsgruppe kümmert sich zudem um die Gestaltung der Fahrpläne und die Werbung. Außerdem werden die Baumaßnahmen begleitet. Nach Aussagen des Landratsamtes ist der Weiterbetrieb ab dem 10. Juni gesichert. Die voraussichtlichen Fahrzeiten zwischen Sebnitz und Bad Schandau werden mindestens 48 Minuten betragen, so Behördensprecherin Astrid Linke. Bis zum Ende des Ausbaus werden jedoch Einschränkungen im Zugverkehr angekündigt. (SZ/aw)

SZ Lokalausgabe Pirna 22.02.2001

Zwei Konzepte für den Sächsischen Semmering sollen Rentabilität der Strecke nachweisen

( Von Anja Weber )

Ideen für den Erhalt des Sächsischen Semmerings gibt es genügend und das schon seit Jahren. Dazu gehören auch zwei Konzepte von Sebnitzern - zum einen das von Günther Gebauer, dem CDU-Ortsgruppenvorsitzenden, und zum anderen das von Emil Renato Rossetti von der FDP-Ortsgruppe.
All diejenigen, die sich für den Erhalt des Sächsischen Semmerings einsetzen, könnten wieder etwas mehr Aufatmen. Dennoch bleiben viele Fragen offen. Günther Gebauer und Emil Renato Rossetti sprachen während des Bürgerforums für die Bahnstrecke. Rossetti übergab sein Konzept am Dienstagabend dem Ministerpräsidenten. Gebauer tat dies bereits einige Tage früher. Beide bauen auf Erfahrungen und Studien der letzten Jahre auf. Und beide kommen - wie könnte es anders sein - zu dem Ergebnis: Ein Stilllegen der Bahnstrecke sei weder touristisch noch wirtschaftlich vertretbar. Aber gerade am Faktor Wirtschaftlichkeit trennen sich die Interessen. Das Bahnunternehmen schätzte den Sanierungsbedarf für den Abschnitt Sebnitz - Bad Schandau im Dezember letzten Jahres auf 23 Millionen Mark. Die Befürworter der Bahnstrecke sahen Rot. Inzwischen liegen neue Rechnungen vor. Die resultierten aus einer kürzlichen Beratung zwischen dem Sebnitzer Rathaus, Deutscher Bahn, Landratsamt und Verkehrsverbund Oberelbe. Das Treffen dürfte nicht zuletzt auch Reaktion auf einen Brief von Günther Gebauer an Bahnchef Mehdorn sein (SZ berichtete). Darin monierte er: Der Investitionsbedarf sei viel zu hoch angesetzt. Die Bahn wolle die Strecke totrechnen.
Nach der neuerlichen Beratung liegt der Sanierungsbedarf wesentlich niedriger. Für den Abschnitt Sebnitz - Bad Schandau wurden laut Gebauer 11,5 Millionen Mark veranschlagt. Rossetti rechnet in seinem Konzept mit 16 Millionen Mark.
Um den Zugbetrieb erst ein Mal nach dem Fahrplanwechsel am 10. Juni 2001 aufrecht zu halten, sei laut Günther Gebauer eine halbe Million Mark erforderlich. Das Geld müsste bis Juni verbaut sein, wenn es denn da ist. So könnte der Regelzugbetrieb erst ein Mal weiter geführt werden. Ob dann allerdings auch die Fahrgäste sprunghaft mehr werden? Gebauer ist sich dessen sicher. Mit umfangreichen Berechnungen, die er in den letzten Wochen und Monaten anstellte, will er nachweisen, dass die Strecke nach voller Sanierung tatsächlich rentabel ist. Voraussetzung sind aus seiner Sicht nicht nur verdichtete Fahrttaktzeiten. "Es muss eine ordentliche Vermarktung erfolgen, und der Semmering dürfte nicht als Einzelstrecke sondern in Verbindung mit der Strecke von Neustadt nach Pirna betrachtet werden", sagt er.
So detailliert ist das Konzept von Rossetti nicht, aber an einer Stelle treffen sich beide wieder: Die Eisenbahnstrecke darf sich nicht nur auf den sächsischen Teil stützten. Der Schienenstrang im Böhmischen muss mit einbezogen werden. Die Fahrgastzahlen werden mit gebraucht, um eine Rentabilität der Strecke nachzuweisen. Aber auch der Eisenbahnübergang muss finanziert werden. Gebauer schätzt die Gesamtkosten auf 2,5 Millionen Mark, Rossetti auf drei Millionen Mark. Woher dieses Geld kommen soll, ist ungeklärt, möglicherweise über Interreg III, einem deutsch-tschechischen Förderprogramm. Will die Deutsche Bahn dennoch die Strecke abstoßen, und nur eine Privatisierung den Semmering retten kann, favorisiert Günter Gebauer die Vogtlandbahn oder auch die Usedomer Bäderbahn als Betreiber.

Nicht gerettet

( Von Anja Weber )

Geht das Konzept zum Erhalt de Bahntrasse so auf, dürfte wenigstens die Strecke ab dem 10. Juni gerettet sein. Erst ein Mal. Denn trotzdem der Freistaat die Sanierung als eine vorrangige Aufgabe einordnen will, ist noch lange nicht gesagt, dass auch das Geld kommt.
Auch elf Millionen sind noch eine ganz schöne Summe. Und wenn die Deutsche Bahn AG nicht will, so nutzen alle Konzepte nichts. Die Semmering-Idealisten dürften in eine weitere Runde steigen. Sie werden schon immer auf die Suche nach einem möglichen privaten Betreiber gehen müssen. Dass da nur einer mit Erfahrung und eben dem nötigen Geld in Frage kommt, dürfte klar sein. Weder Stadt noch Landkreis werden in der Lage sein, eine Bahnstrecke zu betreiben. Günter Gebauer hat bereits Betreiber aus dem Vogtland und der Ostsee im Blick. Deren Konzepte funktionieren und Gebauer sieht eine Chance, einen von beiden für den Semmering zu gewinnen. Doch es bleiben Fragezeichen. Alles in allem: Mit dem Sächsischen Semmering geht es wieder ein Stück weiter. Endgültig gerettet ist er nicht.

SZ Lokalausgabe Pirna 15.02.2001

Bahnfreunde befürchten Aus für den Semmering

Von Anja Weber

Ab Juni sollen nur noch an den Wochenenden Züge zwischen Sebnitz und Bad Schandau fahren / Fahrgastverband will gar von Streckenstilllegung wissen.
Die Zukunft der Sächsischen Semmeringstrecke wird am Freitag dieser Woche zum wiederholten Male Gegenstand einer Beratung zwischen Verkehrsverbund Oberelbe und Deutscher Bahn AG sein. Inzwischen wartet der Verband "ProBahn e.V." mit einer Liste auf, wonach die Bahn AG offenbar ab Juni dieses Jahres mehrere Strecken in der Grenzregion streichen will. Bad Schandau - Sebnitz ist darunter.

Gibt es Verhandlungen zur Sächsischen Semmeringbahn, schrillen bei den Eisenbahnfreunden in der Region jedes Mal die Alarmglocken. Zu groß ist die Angst, die Strecke könnte einfach stillgelegt werden. Der Sebnitzer Reinhold Böhm, Mitglied im Fahrgastverband "ProBahn e.V", ist wegen neuer Entwicklungstendenzen beunruhigt. Die Strecke von Sebnitz nach Bad Schandau liegt ihm besonders am Herzen.

Noch ist die Zukunft der Strecke nicht geklärt
Mit seinen Ängsten hat er nicht so ganz Unrecht. Nicht nur, dass wie in der SZ bereits informiert, im neuen Fahrplan die Strecke keine Rolle mehr spielt. Der Fahrgastverband habe Informationen, dass die Bahnlinie gesperrt und abbestellt werden soll. Reinhold Böhm ist empört. Axel Bergmann, Sprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe, verweist beides in das Reich der Gerüchte. Zu Inhalten der neuerlichen Gesprächsrunde am Freitag will er sich nicht äußern. Auch ein Zeichen dafür, dass die Diskussionen um die Semmeringbahn in eine heiße Phase gehen. Hoffentlich nicht mit dem Ergebnis wie vor zwei Jahren. Denn auch im Herbst 1998 wurde soviel über die Strecke gesprochen wie nie zuvor. Sie stand damals kurz vor dem endgültigen Aus. Die Bahnmitarbeiter der Region ließen bereits Karten mit der Aufschrift "Zur letzten Fahrt" drucken. Der Verkehrsverbund Oberelbe spricht sich weiter für den Erhalt aus, setzt auf kleine Schritte. Die lauten u.a. Sicherung der Befahrbarkeit und Nutzung als touristisches Verkehrsmittel.
Konkret: Geht es nach dem Verkehrsverbund, werden mit dem Fahrplanwechsel ab Juni nur an den Wochenenden noch Züge fahren. Sebnitz wehrt sich dagegen. Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU): "Wir sind mit dieser Lösung natürlich nicht einverstanden. Es wird weitere Gespräche mit Bahn AG, Verkehrsverbund und Landratsamt geben müssen." Mit der Hoffnung, endlich eine Lösung zu finden und sei es die Übergabe der Strecke an einen privaten Betreiber. Im Sebnitzer Rathaus hat es dazu vor wenigen Tagen bereits ein Informationsgespräch mit dem Betreiber der Böhmischen Nordbahn gegeben. Er ist gleichzeitig auch Chef des tschechischen Vereins der Lokalbahnfreunde, welcher sich den Erhalt der Museumseisenbahn von Ceska Kamenice nach Kamenicky Senov zum Ziel gesetzt hat. Eine Entscheidung sei nicht gefallen, sagt Oberbürgermeister Mike Ruckh, offenbar unzufrieden mit dem derzeitigen Stand:
"Was die Zukunft der Strecke angeht, gibt es generell noch enormen Klärungsbedarf. " Derzeit ist also alles offen. Und das ärgert viele Eisenbahnfreunde. Dieter Hesse aus Neustadt beispielsweise. Er bereitet das 125-jährige Jubiläum der Bahnstrecke im Juli 2002 vor. "Hier müssen endlich klare Entscheidungen fallen. Zuviel wurde schon diskutiert und zerredet", sagt er. Und Dieter Hesse macht sich so seine eigenen Gedanken. Eine touristische Nutzung an den Wochenenden hält er für Unsinn. "Darf hierfür das Gleis weniger sicher sein?", fragt der Neustädter.

Auf der Suche nach neuen Wegen
Der Sebnitzer Günther Gebauer, CDU-Ortsgruppenvorsitzender und Kreisrat schrieb an Bahnchef Mehdorn. Er will, dass die Bahn die von ihr veranschlagten enormen Kosten für Sanierung und künftigen Betrieb reduziert. Mit einer Investitionssumme in Höhe von 23 Millionen Mark versuchte das Bahnunternehmen die Strecke offenbar totzurechnen. Möglicherweise will das Bahnunternehmen jetzt doch die veranschlagten Kosten auf ein erträgliches Maß reduzieren. Günther Gebauer will die Bürgerversammlung am 20. Februar mit Ministerpräsident Biedenkopf nutzen, um über weitere Schritte zu reden.
An diesem Abend werden vermutlich auch die Weichen für die Traditionsstrecke gestellt. Da geht es um den von Sebnitz zusammengetragenen Hilfskatalog. Das Arbeitspapier u.a. mit Vorhaben in Höhe von 34 Millionen Mark wurde gestern im sächsischen Kabinett beschlossen. Ob die darin auch von Sebnitz geforderten 23 Millionen Mark für den Erhalt der Semmeringstrecke in vollem Umfang vom Land fließen, wurde noch nicht bestätigt.

Sächsische Zeitung vom 14.02.2001

Auf Ein Wort

Bahn im Kreisverkehr

Von Anja Weber

Die Sächsische Semmeringbahn fährt gegenwärtig nicht durch eine landschaftlich schöne Gegend, sondern eher einer Modellbahn gleich, immer im Kreis herum. Die Eisenbahnfreunde und alle, die sich für den Erhalt der Strecke einsetzen, sind genervt. Mit jeder neuen Information werden sie hellhörig, wehren sich. Doch bis jetzt kämpft offenbar jeder nur auf seine Art. Verschenkte Kräfte. Da fragt sich doch, warum schließen sie sich nicht alle zusammen, nehmen frühere Bahnmitarbeiter in ihre Mitte. Sie kennen nicht nur die Strecke, sondern auch die Fehler aus den letzten Jahren. Sie wissen, warum die Fahrgastzahlen weniger wurden oder auch "weniger werden mussten". Sie alle sollten gemeinsam ein schlüssiges Konzept entwickeln. Das könnte dann auch lauten: Übergabe an einen anderen Betreiber. Denn weder Deutsche Bahn noch Verkehrsverbund haben Interesse, die Strecke über viele Jahre hinweg am Leben zu erhalten. Zuvor sollten sie die Bahnanlagen in dem notwendigen Umfang sanieren - möglicherweise auch mit Geld aus dem Hilfskatalog. Auch da müssen sie nicht von vorn anfangen. Es gibt genügend brauchbare Vorschläge. Ebenso für den weiteren Betrieb. Aber die Ideen der Eisenbahnfreunde müssten auf einen Tisch gepackt und gebündelt werden. Ein Kampf an vielen Fronten nutzt dem Erhalt der Strecke auf Dauer kaum etwas. Er führt nicht aus dem gegenwärtigen "Kreisverkehr" heraus.

SZ-Lokalausgabe Pirna vom 22.12.2000

Semmeringbahn bleibt die härteste Nuss

VVO setzt auf Eisenbahn-Ausbau / Sanierung Strecke Sebnitz-Schandau aber unklar

Von Peter Hilbert

Der Sächsische-Schweiz-Ring soll komplett erhalten bleiben. Dazu bekannte sich die Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) am Dienstag auf ihrer Sitzung in Neustadt. VVO-Sprecher Axel Bergmann informierte gestern über Einzelheiten. Nachdem das Teilstück von Pirna nach Neustadt saniert ist, soll nächstes Jahr der Abschnitt Neustadt-Sebnitz in Schuss gebracht werden. Der Baukosten-Zuschuss von 2,8 Millionen Mark sei zugesagt. Künftig sollen dann die Züge statt in 32 Minuten wie bisher in 15 Minuten diese Strecke bewältigen. Der VVO erwartet dadurch eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen. Auf der Verbindung von Pirna nach Neustadt haben sie sich nach der Sanierung und Einführung des Stundentaktes in diesem Jahr bereits deutlich erhöht.
Ab Mai 2002 soll das Angebot noch attraktiver werden. Bergmann zufolge hat die Bahn jetzt die feste Zusage gegeben, dass dann die modernen Leichttriebwagen Regiosprinter 2 (VT 642) eingesetzt werden. Diese verkehren seit diesem Jahr auf der Müglitztalbahn zwischen Heidenau und Altenberg.

Die härteste Nuss ist allerdings die Strecke Sebnitz-Bad Schandau. Dort gibt es erhebliche Mängel am Gleiszustand. Unter anderem sind nicht nur die Sanierung des Unterbaus und der Gleise, sondern auch von Tunneln, Brücken und anderen Bauwerken nötig. Dafür wären satte 23 Millionen Mark erforderlich. Allerdings nutzen Bergmann zufolge gegenwärtig zu wenige Fahrgäste die Züge auf dieser Strecke. Das stelle den Sinn derart hoher Investitionen in Frage.
Doch der VVO will diesen Teil des Sächsische-Schweiz-Ringes nicht aufgeben. Gedacht wird an eine Strategie der kleinen Schritte. Genutzt werden sollte der außerordentlich hohe touristische Wert der als sächsische Semmeringbahn bekannten Linie. Gedacht wird an eine Sicherung der Befahrbarkeit mit einem finanziellen Aufwand von 3,5 Millionen Mark. Damit könnte die Verbindung beispielsweise als touristisches Sonder-Verkehrsmittel vorrangig an Wochenenden genutzt werden. Eine grundhafte Sanierung könnte später erfolgen. Der VVO hält es auch für möglich, einen anderen Betreiber den Auftrag für diesen Abschnitt zu erteilen.

Letzte Änderung: 05.03.2020